7-Punkte-Checkliste

In 3 Schritten zum Innovationsmanagement

28.03.2012 von Andreas Dietze und Ulrich  Kleipaß
Analysen bestätigen, dass gerade die IT ihre Rolle im Innovationsmanagement noch finden muss. Ratschläge dafür geben Andreas Dietze und Ulrich Kleipaß von Roland Berger in ihrer Kolumne.
Andreas Dietze ist Partner im Competence Center InfoCom von Roland Berger Strategy Consultants.
Foto: Roland Berger

CIOs müssen heute mehr leisten, als nur Kosten senken: Die IT als Motor für Innovationen wird daher immer wichtiger. Denn durch Innovationen können CIOs einerseits die IT-Funktion erneuern und andererseits einen strategischen Beitrag leisten, um das Geschäft zu verbessern.

Für die Geschäftsseite kommt es nicht allein auf Produkt- und Service-Innovationen an, die zudem leicht zu imitieren sind, wie Rechtsstreitigkeiten bei Herstellern von mobilen Endgeräten belegen. Viel wichtiger ist, dass die IT durch neuartige Verfahren den Wert von Produkten und Services steigern kann.

Ulrich Kleipaß ist Senior Consultant im Competence Center InfoCom von Roland Berger Strategy Consultants.
Foto: Roland Berger

Eine neue interne Studie von Roland Berger Strategy Consultants zeigt, dass Unternehmen zwar die Bedeutung von Innovationen erkannt haben und kreatives Potenzial in den eigenen Reihen sehen. Allerdings fehlt bei mehr als einem Drittel der deutschen Firmen immer noch ein systematisches Innovationsmanagement, vor allem in kleinen und mittelständischen Unternehmen.

"Eine große Maschine, die Innovationen unterdrückt"

So bemerkt ein Studienteilnehmer: "Wir haben keinen strukturierten Ansatz für Innovationen. Einen formalisierten Prozess gibt es nur für Projekte ab einer gewissen Investitionshöhe". Ein weiterer Interviewpartner spricht die Probleme gewachsener Strukturen an: "Unser Haus ist eine große Maschine, die Innovationen unterdrückt. Unsere Struktur ist sehr hierarchisch, vorsichtig, konservativ und risikovermeidend."

Framework für das Innovationsmanagement.
Foto: Roland Berger

Andere Analysen bestätigen den Eindruck, dass gerade die IT-Funktion ihre Rolle im Innovationsmanagement noch finden muss. So zeigt eine Untersuchung der Universität Göttingen, dass nur 7 Prozent der CEOs IT als eine Quelle von Innovationen sehen. Mehr als 42 Prozent der CIOs haben kein eigenständiges Innovationsbudget; eine ausreichende Organisation ist dafür im Unternehmen nicht vorhanden.

Ziel bei 3M: 40 Prozent Umsatz aus Innovationen

Innovationsmanagement ist eine der Top-10-Prioritäten von CIOs (Quelle: Gartner). Dabei werden Innovationen besonders erfolgreich umgesetzt, wenn Innovationsmanagement Teil der Unternehmensstrategie und -kultur ist und das Top Management diesen Weg stützt. So hat sich 3M zum Beispiel das ehrgeizige Ziel gesetzt, 40 Prozent des Umsatzes mit Produkten zu erreichen, die jünger als fünf Jahre sind.

DuPont erzielte zuletzt 39 Prozent seines Jahresumsatzes mit Produkten, die in den vergangenen fünf Jahren eingeführt wurden. Durch die Einbindung von Partnern und der Öffentlichkeit im Rahmen von Open Innovation schaffen Unternehmen wie BMW, Procter & Gamble oder Shell ein Innovationsnetzwerk, das einen direkten Einfluss auf den Markterfolg neuer Produkte hat. Hier muss die IT eine Schlüsselrolle spielen.

3 zentrale Fragen

Um ein systematisches Innovationsmanagement schrittweise in ihre Unternehmen einzuführen, sollten CIOs drei wichtigen Fragen nachgehen:

Frage 1: Wie ist der Status Quo im Unternehmen?

Unternehmen und ihre IT-Funktionen haben unterschiedliche Reifegrade, wenn es um das systematische Management von Innovationen geht. Ein Innovationsaudit hilft, Stärken und Schwächen aufzudecken, und bildet zugleich die Basis für einen bewussteren Umgang mit Innovationen im Unternehmen.

Bei der Analyse des Status Quo sollten CIOs auf folgende Faktoren achten:

Beim Innovationsmanagement lassen sich vier Reifegrade unterscheiden.
Foto: Roland Berger

So wird deutlich, dass manche IT-Funktionen Innovationsmanagement punktuell, aber nicht systematisch betreiben. Andere Unternehmen schaffen es zumindest auf lokaler Ebene, Innovationen systematisch zu planen und umzusetzen, sind aber nicht in der Lage, dieses Wissen auf die gesamte Firma auszuweiten.

Doch hier sollten Firmen ein genaues Ziel verfolgen: ihre Innovationsaktivitäten nicht nur unternehmensweit zu koordinieren, sondern diese auch mit anderen Steuerungsprozessen im Unternehmen zu verzahnen. Dafür muss das globale Innovationsportfolio Teil der Unternehmens- sowie der IT-Strategie sein.

Frage 2: Wie gestalte ich Innovationen?

Innovationen lassen sich im Unternehmen durch verschiedene Phasen gestalten, die jeweils unterschiedliche Ziele, Prozesse und Tools beinhalten. Die drei wichtigsten Innovationsphasen sind:

In der ersten Phase müssen Ideen generiert werden; das Unternehmen muss verschiedene Innovationsquellen strukturieren, sodass eine große Sammlung neuer Ideen entsteht. Dazu gehören zum Beispiel Analystenreports genauso wie Vertriebsworkshops. Manche Unternehmen haben in diesem Zusammenhang ein IT-Innovationsradar entworfen, um Technologien nach Segment, Entwicklungsphase und Attraktivität kontinuierlich beurteilen zu können.

Die zweite Phase dient dazu, Ideen genau zu analysieren, zu priorisieren und weiter zu entwickeln. Dabei sollten Bewertungsschemata verwendet werden, die neben den finanziellen Auswirkungen auch den strategischen Nutzen sowie die Risiken betrachten.

In der dritten Phase sollten Innovationskonzepte schließlich möglichst schnell umgesetzt und auf den Markt gebracht werden - ohne dabei die Kosten aus den Augen zu verlieren. In der Praxis haben vor allem Unternehmen aus der IT- und Internetbranche gezeigt, dass sich Ideen durch frühe Beta-Versionen schneller zur Marktreife entwickeln lassen. An dieser Stelle ist jedoch sehr wichtig, dass der Endkunde bzw. der Nutzer eingebunden wird (z.B. bei der Bewertung der Usability einer Website), um negative Überraschungen beim Produktlaunch zu vermeiden und somit unnötige Kosten zu sparen.

Frage 3: Wie soll ich das Innovationsmanagement organisatorisch verankern?

Vier verschiedene Organisationsmodelle für IT-Innovationsmodell im Markt beobachtbar.
Foto: Roland Berger

Beim IT-Innovationsmanagement sollten Unternehmen nicht nur auf die richtigen Einführungsprozesse achten. Ebenso wichtig ist es, dass die Innovationen in der Unternehmensorganisation verankert sind. In der Praxis lassen sich hier vier verschiedene Modelle beobachten. Diese unterscheiden sich einerseits hinsichtlich der funktionalen Bündelung der Innovationsverantwortung im Unternehmen.

Dabei geht es also um die Frage, ob die IT eine eigene Innovationsverantwortung besitzt oder nicht. Andererseits unterscheiden sich die vier Modelle hinsichtlich der Umsetzungsverantwortung. Ganz nach der Frage: Sollten die angestrebten Innovationen auch umgesetzt werden?

Jedes Modell hat Vor- und Nachteile, die jedes Unternehmen nach der eigenen Situation und Struktur gut abwägen sollte. Ist eine Verzahnung der IT-Innovationen mit dem geschäftlichen Kontext notwendig, so sollte die Firma die Innovationsverantwortung eher funktionsübergreifend bündeln. Möchte das Unternehmen IT-Innovationen hingegen kurzfristig implementieren, dann sollte es idealerweise die Verantwortung für Ideengenerierung und -umsetzung kombinieren. Möglich ist jedoch auch, dass das Unternehmen einen grundlegenden "Step Change" anstrebt. Dann lässt sich dieser am besten durch eine dedizierte Innovations-Fabrik (z. B. "Think Tank") realisieren.

Checkliste: In 7 Schritten zum systematischen Innovationsmanagement

Die Bedeutung von Innovationen ist firmenspezifisch und sollte immer mit Blick auf die Geschäftserfordernisse und die Unternehmensstrategie beurteilt werden. Sind alle Fragen von Innovationskultur über organisatorische Verankerung und Prozesse bis hin zu Tools beantwortet, so ist dies ein erster Schritt in Richtung eines systematischen und nachhaltigen IT-Innovationsmanagements im Unternehmen.

Checkliste IT-Innovationsmanagement - In 7 Schritten zum systematischen Innovationsmanagement

Andreas Dietze ist Partner und Ulrich Kleipaß Senior Consultant im Competence Center InfoCom von Roland Berger Strategy Consultants.