Markt entwickelt sich international langsamer als vorhergesagt

In Deutschland kaum noch Zuwächse bei Enterprise Mobility

23.01.2008 von Nicolas Zeitler
Der Markt für mobile Anwendungen entwickelt sich nicht wie erwartet. Das Wachstum fällt weit geringer aus als bisher prognostiziert. Die größten Zuwächse sind indes im Healthcare-Sektor zu erwarten. Das hat eine Untersuchung des Marktforschers Datamonitor ergeben. In einigen Regionen der Welt scheint der Markt für Enterprise Mobility demnach schon gesättigt zu sein.
Bei großen Firmen ist die Durchdringung mit mobiler IT viel größer als bei kleinen.

Gegenüber 2006 hat sich die Durchdringung mit mobilen Technologien um fünf Prozent erhöht. Das zeigt sich im Vergleich der Untersuchungen von Datamonitor aus den vergangenen beiden Jahren. Auf den Gebieten mobiles Management, Applikationen und Sicherheit setzen mittlerweile vier von zehn Betrieben auf mobile Lösungen; in der Telematik liegt die Durchdringung etwas niedriger. Die Aufgeschlossenheit gegenüber mobilen Anwendungen ist je nach Branche sehr unterschiedlich. Im Bildungssektor wenden 43 Prozent solche Lösungen an, von den Privatbanken setzen sie dagegen schon zwei Drittel ein. Derartige Unterschiede dürfen nicht verwundern, wie die Analysten von Datamonitor anmerken. Schließlich gebe es zwischen den IT-Budgets in den einzelnen Branchen beträchtliche Unterschiede.

Das trifft auch auf Firmen unterschiedlicher Größe zu. Großunternehmen haben in der Regel einen im Verhältnis größeren Etat für ihre Informationstechnologien als kleinere Betriebe. Entsprechend ist bei ersteren auch die Durchdringung mit mobilen Anwendungen größer. Als weiteren Grund hierfür nennt Datamonitor, dass in größeren Betrieben das Wissen um die verfügbaren Lösungen oft umfangreicher sei. Allerdings stagniert gerade bei den Firmen mit mehr als 10.000 Angestellten das Wachstum.

Die geographischen Unterschiede in der Enterprise Mobility sind ebenfalls deutlich. In Deutschland, den skandinavischen Ländern und Australien scheint der Markt beinahe gesättigt zu sein. Australische Firmen planen zwar beträchtliche Investitionen, allerdings handelt es sich dabei häufig nur um Upgrades. Deutsche und nordeuropäische Betriebe indes planen in großem Maße weder Investitionen in neue mobile Lösungen noch in bestehende. Das liegt der Untersuchung zufolge allerdings auch daran, dass Firmen in beiden Ländern neue Technologien in der Regel früh übernehmen. Die Durchdringung liegt derzeit bei 60 Prozent. Eine deutliche Steigerung ist laut Datamonitor nicht mehr zu erwarten.

Interessant für Anbieter könnten hingegen Italien und Frankreich sein. In beiden Ländern ist die Durchdringung bisher noch vergleichsweise gering. Dafür erwarten die Marktforscher hier künftig ein höheres Wachstum. Geschäfte lassen sich sowohl in Italien wie auch Frankreich demnach vor allem mit Firmen machen, die zwischen 100 und 999 Mitarbeiter beschäftigen.

Zum Einsatz kommen mobile Geräte bisher vor allem in der Finanzbranche und dem Energiesektor. Dies liegt an der großen Zahl von Außendienstmitarbeitern auf diesen Gebieten und den im Vergleich hohen Budgets, die die Firmen dafür zur Verfügung stellen. Das Wachstum auf dem Markt der Enterprise Mobility treiben indes vor allem Betriebe voran, die in der Gesundheitsbranche tätig sind. Vor allem Kliniken setzen immer stärker auf mobile Technologien, damit Ärzte und Pflegepersonal wichtige medizinische Daten stets zur Verfügung haben.

Für Hersteller mobiler Lösungen könnte es Datamonitor zufolge also lohnenswert sein, Betriebe aus diesem Sektor als Kunden ins Visier zu nehmen. Allerdings sollten sie dabei nicht außer Acht lassen, dass die Budgets häufig begrenzt sind und nicht selten hoch spezialisierte Lösungen gefragt sind.

In Italien zunehmend Outsourcing

Wie Firmen den Betrieb ihrer mobilen Geräte organisieren, ist je nach Land ebenfalls höchst unterschiedlich. In Deutschland und Italien bevorzugen die Unternehmen meist vom Anbieter betriebene Lösungen. Während die Italiener allerdings zunehmend auf Outsourcing setzen, wollen die Deutschen eine enge Kontrolle und ziehen diese Möglichkeit deshalb meist nicht in Betracht. Die Spanier indes setzen ebenfalls zunehmend auf Outsourcing.

Die größten Anteile am Markt haben HP und IBM. Beide Firmen profitieren laut Datamonitor von der Stärke ihrer Marke. Außerdem können sie mobile Lösungen häufig zusätzlich zu ihren anderen Angeboten an den Mann bringen. Kleineren spezialisierten Anbietern wie RIM, Nokia Intellisync und Sybase iAnywhere stellen die Analysten für die Zukunft noch Wachstumspotenzial in Aussicht. Allerdings wird der Wettbewerb bei der Enterprise Mobility insgesamt härter werden. Die Neuinvestitionen werden künftig eher abnehmen.

Für die Analyse "Understanding adoption of mobility solutions" hat Datamonitor im Jahr 2007 mehr als 1.000 IT-Entscheider aus Unternehmen in Europa, Nordamerika und Australien befragt. Untersucht wurden fünf Technologien: Mobile Management, Applikationen, Sicherheit, Plattformen und Integration sowie Telematik.