Online-Bewerbungen verdrängen klassische Mappe

Informatiker schätzen Karriere-Aussichten rosig ein

24.01.2008 von Nicolas Zeitler
Informatiker und Wirtschaftsinformatiker vor dem Berufseinstieg schätzen ihre Karriere-Chancen als besonders gut ein. Das hat eine Untersuchung für das Karriere-Portal Monster.de ergeben. Das Internet ist die wichtigste Informationsquelle über freie Stellen, elektronische Bewerbungen werden von den meisten bevorzugt. Arbeitgeber sollten sich indes bemühen, ein konkretes Image in der Wahrnehmung von Stellensuchenden aufzubauen.
Internet-Stellenbörsen sind mittlerweile die wichtigste Informationsquelle für Arbeitssuchende.
Foto: CHRIS

Studenten und Hochschulabgänger in der Wirtschaftsinformatik und Informatik sind derzeit die optimistischste Gruppe am Arbeitsmarkt. 72,5 Prozent bzw. 70,5 Prozent von ihnen schätzen die eigenen beruflichen Aussichten als sehr gut ein. In beiden Fachrichtungen sehen jeweils mehr als zwei Drittel auch gute Chancen, in ihrer Branche einen "Traumjob" zu finden. Dahinter rangieren Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaftler, von denen jeweils etwas mehr als zwei Drittel mit Optimismus auf die künftige eigene Karriere blicken. Von den Geistes- und Sozialwissenschaftlern sowie Juristen ist dagegen nur knapp jeder zweite überzeugt, auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen zu haben oder gar eine Stelle zu finden, die genau den Vorstellungen entspricht.

Fast zwei Drittel der Stellensuchenden bevorzugen mittlerweile Online-Bewerbungen. Das ist eine deutliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Seit die Studie 2003 erstmals durchgeführt wurde, war das Verhältnis zwischen elektronischer und papierbasierter Bewerbung immer nahezu ausgeglichen. Noch vor einem Jahr zog erst etwas mehr als jeder zweite Suchende eine Bewerbung übers Internet der klassischen Mappe per Post vor. Die meisten nehmen nun per E-Mail Kontakt mit dem Wunscharbeitgeber auf. Nur jeder Fünfte nutzt lieber vorgefertigte Online-Formulare. Hier sind Formulare auf den Internet-Seiten der Firmen mit 54,6 Prozent etwas beliebter als die von Internet-Stellenbörsen.

Die Papierbewerbung wird im Vergleich verschiedener Bewerbergruppen nur noch von Schülern und Azubis bevorzugt, alle anderen Gruppen von Studenten bis Vorständen preisen sich einem möglichen Arbeitgeber am liebsten auf elektronischen Weg an. Nach Fachrichtungen unterschieden zeigt sich bei Medizinern und Juristen noch eine Vorliebe für die klassische Mappe.

Wie schon in der Untersuchung vom Jahr zuvor ist das Internet die wichtigste Informationsquelle, um freie Stellen zu finden. Mehr als drei Viertel der Suchenden durchsuchen Online-Stellenbörsen nach Vakanzen (78,6 Prozent). Nur etwas weniger als die Hälfte nutzt dafür Print-Medien (49,8 Prozent). Dahinter rangieren die Web-Seiten von Firmen, auf denen 44,1 Prozent der Interessenten nach Jobs suchen. Online-Communities wie Xing und auch die Agentur für Arbeit spielen hingegen eine deutlich geringere Rolle bei der Suche. Jeweils 18,3 Prozent der Befragten gaben an, diese Kanäle sehr häufig oder häufig zu nutzen.

Die Vorlieben von Unternehmen und Bewerbern über die Art der Bewerbung unterscheiden sich zum Teil beträchtlich.
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Feststellen konnten die Wissenschaftler einen Trend zur passiven Bewerbung der Arbeitssuchenden. Immer mehr schalten in entsprechenden Datenbanken oder Portalen ihren Lebenslauf frei in der Hoffnung, von interessierten Unternehmen angeschrieben zu werden. Mittlerweile nutzen drei von vier Befragten diese Möglichkeit (74,6 Prozent) - gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 4,7 Prozentpunkte. Mehr als jeder Dritte der Umfrageteilnehmer wird sogar lieber von einem Arbeitgeber auf diesem Wege angesprochen als von sich aus zu ihm Kontakt aufzunehmen.

Wissensaustausch wichtig

Am wichtigsten bei der Wahl ihres Arbeitgebers ist den Absolventen aller Fachrichtungen, dass im Unternehmen ein stetiger Wissensaustausch stattfindet. 81,3 Prozent legen darauf Wert. Informatiker, Mediziner und Juristen achten an zweiter Stelle darauf, dass ihr Unternehmen mehr zahlt als die Konkurrenz. Ingenieuren, Wirtschaftsinformatikern und Wirtschaftswissenschaftlern ist es dagegen eher wichtig, dass ihre Firma international tätig ist. Betont ein Arbeitgeber umweltpolitische Belange, zieht er Naturwissenschaftler besonders stark an. Sozialwissenschaftler arbeiten dagegen gerne in Betrieben, die ihre gesellschaftliche Verantwortung in starkem Maße wahrnehmen (Corporate Social Responsibility).

Besonders mobil sind Arbeitssuchende der Studie zufolge offenbar nicht. Jeweils fast zwei Drittel würden sich durch die finanzielle Situation oder die Lebensqualität in ihrem bisherigen Umfeld von einem Arbeitsplatzwechsel abhalten lassen, der mit einem Ortswechsel verbunden wäre. 57,7 Prozent schätzen zudem die Karrierechancen an ihrem jetzigen Wohnort als so gut ein, dass sie nicht umziehen müssen. Mehr als der Hälfte ist außerdem ihr soziales Umfeld wichtig (53,9 Prozent). Einen Kulturschock durch andere Gegebenheiten in neuer Umgebung fürchtet dagegen nur jeder Fünfte.

Firmen müssen Bewerber-Image aufbauen

Firmen sind den Studienautoren zufolge gefordert, sich den Veränderungen im Bewerberverhalten anzupassen. Am wichtigsten ist es demnach für ein Unternehmen, eine langfristige Arbeitgebermarke aufzubauen. Nur wer ein konkretes Image aufbaut, kann dauerhaft in der Wahrnehmung von Stellensuchenden verankert bleiben. Ein Betrieb muss seine Außendarstellung gegenüber Bewerbern weit fächern. Denn diese nehmen Unternehmen zum Teil sehr selektiv wahr. Außerdem sollten Firmen die Peer-Groups ihrer Wunscharbeitnehmer nutzen, um mögliche Kandidaten zu informieren. Die Untersuchung hat gezeigt, dass Hochschulabgänger oft auf den Rat ihrer Professoren hören, Berufstätige in den ersten Arbeitsjahren hingegen häufig das soziale Netzwerk ihrer Freunde nutzen.

Bei den elektronischen Bewerbungen bevorzugen die meisten Firmen vorbereitete Online-Formulare, während die Bewerber lieber E-Mails schreiben. Als Ausweg aus diesem Dilemma raten die Autoren Firmen, Formularbewerbungen über die Firmen-Webseite oder in Online-Stellenbörsen noch stärker zu fördern. Schließlich seien der Umfrage zufolge die meisten Arbeitssuchenden bereit, auf Wunsch auch ein Formular auszufüllen.

Die Studie "Bewerbungspraxis 2008" hat das Online-Karriereportal Monster Worldwide in Auftrag gegeben. Das Centre for Human Resources Information Systems, das die Universitäten Frankfurt/Main und Bamberg gemeinsam unterhalten, hat dafür übers Internet mehr als 10.000 Stellensuchende in Deutschland zu ihrem Vorgehen, ihrem Verhalten, Erwartungen und Zielen befragt. Die Studie wird seit 2003 jährlich durchgeführt.