Kostensenkung und Compliance im Fokus

Information Lifecycle Management erreicht die Praxis

13.06.2007 von Christiane Pütter
Für große Unternehmen stellt sich nicht mehr die Frage, ob Information Lifecycle Management (ILM) eingeführt wird, sondern, wie das geschehen soll. Diese These vertritt der Berater Lünendonk in einer explorativen Studie. Neben dem Ziel der Kostensenkung haben Unternehmen dabei vor allem Compliance und die Unterstützung der Geschäftsprozesse im Blick.
Schematische Darstellung des Kontextes, in den ILM eingebunden ist

ILM sei in der Phase der Umsetzung angekommen, so die Autoren der Studie. 27 der 30 befragten Großunternehmen haben bereits mit der Einführung angefangen.

Dabei sehen die Entscheider vorrangig geschäftliche Anforderungen als Treiber. So rangiert der Punkt Kostenreduktion auf einer Skala von Eins (sehr wichtig) bis Vier (unwichtig) mit dem Wert 1,5 ganz oben. Dahinter folgen die bessere Erfüllung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen (1,9) und das Ziel der besseren Unterstützung der Geschäftsprozesse (ebenfalls 1,9) sowie der Wunsch, mittels IT die Wertschöpfung zu steigern (2,0).

Die Punkte "bessere Datensicherheit" oder "bessere strukturierte Daten" erreichen die Noten 2,0 und 2,4.

"Die technologischen Ziele werden aber zunehmend als Voraussetzung interpretiert, um die höherliegenden unternehmerischen Anforderungen zu erfüllen", sagt Lünendonk-Geschäftsführer Hartmut Lüerßen.

Treiber für ILM

Die Autoren der Studie haben auch nach dem Einsatzgrad von ILM-Anwendungsbeispielen gefragt. Dabei liegt mit 69 Prozent der Stimmen die Nutzung von unterschiedlich teuren und performanten Speicher-Plattformen für definierte Datenklassen, um Informationen entsprechend der geschäftlichen Anforderungen kostengünstiger vorzuhalten, vorn. 61 Prozent nennen außerdem das regelbasierte automatische Verschieben von Daten auf andere Speicher- oder Archiv-Plattformen.

Mit 56 Prozent der Stimmen archiviert mehr als jeder Zweite automatisiert auf Disc-Archiven direkt aus ERP-Datenbanken, um den Primärspeicher zu entlasten und Kosten zu senken.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Bei der Auswahl ihrer Storage- und Information-Management-Lösung achten die Befragten vor allem auf die Stabilität der Systeme. Dieser Punkt liegt mit dem Wert 1,2 auf der Skala von Eins bis Vier noch vor dem Preis-/Leistungsverhältnis (1,4) und der Interoperabilität (ebenfalls 1,4). Jeweils die Note 1,5 erhalten Reifegrad und Skalierbarkeit der Lösungen sowie die Integration verschiedener Technologie-Komponenten.

Darüber hinaus wollten die Autoren wissen, welche IT-Projekte derzeit ganz oben auf der Liste stehen. 52 Prozent der Befragten wollen zunächst ihre ERP- und Business-Anwendungen konsolidieren. 37 Prozent nehmen ein SAP-Projekt in Angriff, 30 Prozent gehen die Themen Enterprise Content Management, Archivierung und Daten-Management an.

In einem Ausblick nach vorn schwenkt Lünendonk die Fahne der Virtualisierung. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass verschiedene Virtualisierungs-Technologien die heutigen Abhängigkeiten von Hardware, Betriebs-System und der jeweiligen Anwendung sowohl auf Server- als auch auf Storage-Ebene verringern werden. Anders könne das Problem der wachsenden administrierten Datenflut pro Mitarbeiter nicht bewältigt werden.

Um zukünftige Technologie-Generationen zu erschließen, müssten sich die großen Anbieter zwischen drei Strategien entscheiden: Eigenentwicklungen, Partnerschaften mit entsprechenden Spezialisten oder dem Zukauf von Know-how durch Übernahmen.

Lünendonk hat für die explorative "Studie Information Lifecycle Management 2007" mit Entscheidern aus 30 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern gesprochen. Darunter sind dreizehn DAX-Unternehmen.