Neue Wege beim Managen von IT-Vorhaben

Interner IT-Projektleiter wird zum Auslaufmodell

01.06.2005 von Dorothea Friedrich
Critical Program Management (CPM) soll die Planung und Realisierung großer IT-Projekte erleichtern. Dahinter steht die Beratung und Begleitung firmenweiter Vorhaben durch unabhängige Projektbüros. CPM wird sich in den kommenden drei Jahren auch deshalb durchsetzen, weil firmenintern Mitarbeiter für die Umsetzung komplexer IT-Vorhaben fehlen. Davon geht das Beratungsunternehmen Gartner Consulting aus.

Wenn Firmen in Soft- und Hardware investieren, wollen sie damit auch ihre Geschäftsergebnisse steigern. Doch die Implementierung scheitert allzu oft an den firmeneigenen Mitarbeitern. Qualifizierte und unabhängige Projektbüros sollen dem abhelfen. Mittels CPM sollen sie IT-Vorhaben planen, steuern und evaluieren.

ERP (Enterprise Resource Management) oder CRM (Customer Relationship Management) und die wichtigsten Infrastruktur-Maßnahmen für E-Commerce oder Echtzeit-Supply-Chains sind besonders kritische Punkte. Viele IT-Projektleiter können die damit verbundene Vielzahl an Details nicht übersehen, weil ihnen dafür die Ausbildung und Erfahrung fehlt. Sie sind zwar Experten für einen Teil der Aufgabe, scheitern aber am Rest, so Gartner.

Deshalb sollen bis 2008 drei von vier IT-Vorhaben mit einem Volumen von mehr als 500.000 US-Dollar von Projektbüros geplant und begleitet werden. Sie sollen den Erfolg sicherstellen.

Projektbüro CPM

Normalerweise wird CPM wie ein Projektbüro eingesetzt, sagte dazu Ruth Steinberg von Gartner Consulting. CPM sorgt für eine formalisierte, ganzheitliche Betreuung eines kritischen Projekts. Dazu wird ein außenstehender Experte herangezogen, der den gesamten Komplex übersieht und sicherstellt, dass das Projekt nicht nur von Anfang bis Ende "in der Spur bleibt", sondern auch die geplanten Geschäftsergebnisse bringt.

CPM findet vor allem im Regierungssektor immer mehr Verbreitung. Hier spielen besonders Kostengründe eine große Rolle. Eine Vielzahl von Regierungsstellen auf US-Staats- und Bundesebene hat sich laut Gartner inzwischen für Projektüberwachung von dritter Seite entschieden. Noch ist dies in Großunternehmen nicht gängige Praxis, weil nach den Erfahrungen von Gartner die Verantwortlichen glauben, sie könnten alles alleine händeln. Dadurch vernachlässigen sie die Projektrisiken und die 75-prozentige Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.

Widerstreitende Prioritäten auf unterschiedlichen Ebenen lassen zudem unternehmensweite IT-Projekte aus dem Ruder laufen. Davon betroffen sind multinational agierende Firmen, Universitäten mit verschiedenen Standorten, aber auch Regierungseinrichtungen mit nachgeordneten Behörden. Sie geraten unausweichlich in Konflikte zwischen lokalen und Gesamtinteressen der Einrichtung oder des Unternehmens.

Mit CPM werden solche Widersprüche, die ein IT-Projekt bis zum Scheitern bringen können, sichtbar. So lassen sich Anforderungen und Ergebnisse auf (unternehmens)-politisch kluge und korrekte Art und Weise managen, ohne ein Projekt sterben zu lassen.