Rollenverständnis

Irrtümer zwischen Freiberufler und Auftraggeber

02.02.2012 von Christiane Pütter
Viele IT-Freelancer sehen sich als Berater, Coach und Trainer. Auftraggeber nehmen sie allerdings nicht so wahr, wie eine Studie der Bundeswehr-Uni zeigt.
Welche Rollen freiberufliche IT-Kräfte beim Unternehmenseinsatz ausfüllen - Sicht der Freien und der Unternehmen laut Studie der Bundeswehr-Universität in München
Foto: Universität der Bundeswehr München

Wer als freier IT-Spezialist in den Räumen des Auftraggebers arbeitet, ist im Großen und Ganzen zufrieden. Allerdings übernehmen IT-Freie nach eigener Meinung Funktionen, die ihre Auftraggeber gar nicht erkennen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Universität der Bundeswehr in München. Sie hat jetzt die Studie "IT-Freelancer als Phänomen einer Arbeitswelt im Wandel" vorgelegt. Teilgenommen haben 74 Freie und 37 Entscheider aus Unternehmen.

Grundsätzlich kann die Zusammenarbeit als etabliert gelten. In 68 Prozent der Fälle sind IT-Freelancer länger als ein Jahr in einem Unternehmen beschäftigt. In 24 Prozent bleiben sie bis zu einem halben Jahr.

Die Studienautoren haben bestimmte Aussagen über den Einsatz von Freien abgefragt. Dabei konnten die Unternehmen Werte von Eins für "nie" bis fünf für "sehr oft" vergeben. Das Statement "Freelancer werden regelmäßig eingesetzt, um die Kapazitäten der Kernbelegschaft zu ergänzen" erreicht einen Wert von 3,6. Zugleich liegt die Aussage, Freie würden unregelmäßig und spontan nach Bedarf eingesetzt, bei 3,2. Die Studienautoren kommentieren: "Der regelmäßige Einsatz wird gelegentlich durch einen "ad hoc" Einsatz nach Bedarf ergänzt."

Von beiden Seiten - Freelancer wie Auftraggeber - wollten die Studienautoren wissen, welche Rollen die Freien im Projektteam einnehmen. Einigkeit herrscht darin, dass die Freien als Spezialisten anzusehen sind (Freelancer: 82 Prozent Zustimmung, Unternehmen: 79 Prozent).

Welche Faktoren beim Einsatz von IT-Freien über den Erfolg eines Projektes entscheiden - Sicht der Freien und der Unternehmen laut Studie der Bundeswehr-Universität, München
Foto: Universität der Bundeswehr München

An anderer Stelle gehen die Meinungen allerdings auseinander. So erklären sich 76 Prozent der Freien zum Berater - eine Aussage, der nur 49 Prozent der Unternehmen zustimmen. 37 Prozent der IT-Freelancer sehen sich außerdem in der Rolle eines Coaches oder Trainers - das sehen aber lediglich zwölf Prozent der Unternehmen so.

Rollenzuschreibungen für Freiberufler

Gleichzeitig denken 40 Prozent der Unternehmen den Freien eine Rolle als Analyst zu. Damit stimmen 35 Prozent der Freelancer überein. Ebenfalls 40 Prozent der Unternehmen sehen den Freiberufler in der Projektleitung, was sich nur mit 32 Prozent der Freien deckt.

Weiter übernehmen die Freelancer Rollen als Projektkoordinator (26 Prozent) oder auch als Moderator (15 Prozent). Von Seiten der Unternehmen stimmen dem nur 18 Prozent (Projektkoordination) beziehungsweise drei Prozent (Moderation) zu.

Interne müssen mit Externen kooperieren wollen

Größere Einigkeit herrscht in der Frage, welche Faktoren den Projekterfolg bestimmen. Hier sollten wiederum beide Seiten Statements von Eins (unwichtig) bis fünf (sehr wichtig) einordnen. Fazit: am wichtigsten ist aus Sicht aller Beteiligten, dass interne Mitarbeiter Informationen an die Freelancer weitergeben. Außerdem müssen die Aufgaben klar definiert sein.

Beide Seiten halten es für entscheidend, dass die Zusammenarbeit der Internen und Externen von einem guten Klima geprägt ist und dass interne Ansprechpartner Zeit für den Freelancer haben. Hier zeigen sich jedoch leichte Abweichungen: Unternehmen unterschätzen, wie wichtig den Freelancern die einfache Identifikation interner Ansprechpartner ist.

Unternehmen siedeln auch die Erfolgsfaktoren "Wertschätzung des Externen" und "Professionelles Projektmanagement" etwas höher an als die Freien. Einigkeit herrscht darin, dass die Freien in den Unternehmen keine Freunde suchen: Der Punkt "Möglichkeit der Teilnahme an sozialen Aktivitäten außerhalb des Arbeitskontextes" gilt für alle Befragten als am wenigsten entscheidend.

Persönliche Erfahrungen und Kontakte wichtiger als Xing

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wer als Freier einmal in einem Unternehmen war, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit Folgeaufträge erwarten. Auf der 1-5-Skala bei der Rekrutierung von Freien liegt der Punkt "bestehende Kontakte zu Freelancern" mit einem Wert von 4,2 ganz vorn. Es folgen persönliche Empfehlungen (3,6).

Weniger wichtig sind demnach soziale Netzwerke wie Xing. Sie erreichen hier nur einen Wert von 2,6. Vermittler liegen bei 2,5 und Projektplattformen im Internet wie etwa Gulp bei 2,2.