Bedeutung von Informations-Management wächst

IT als Motor für Corporate Governance

29.03.2005 von Dorothea Friedrich
Kontroll-, Prüf- und Reportpflichten nehmen aufgrund staatlicher Vorgaben immer mehr zu. Rund 4.000 Prozesse sind davon betroffen. Sie reichen von Brandschutzübungen bis zu Vorschriften über die Veröffentlichung von Bilanzen. Dass die IT beim Thema Verbesserung der Corporate Governance einen entscheidenen Beitrag leistet, glauben 93 Prozent aller Unternehmen. Doch nur gut zwei Fünftel planen entsprechende IT-Projekte. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Business Application Research Centers (BARC).

In Deutschland wurden bereits 1998 mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) das Risiko-Management und die Risikoberichterstattung für börsennotierte Aktiengesellschaften obligatorisch. Weitere Verschärfungen folgten in den letzten Jahren, beispielsweise im Transparenz -und Publizitätsgesetz (TransPub). Wie der amerikanische Sarbanes-Oxley Act betreffen auch die deutschen Regelungen zunächst nur börsennotierte Unternehmen. Dennoch gibt es bereits heute Auswirkungen auf Kapital-und Personengesellschaften und damit auf deren IT.

Schneckenpost

Zeitnah richtige Entscheidungen zu treffen und umfassende Kenntnisse der Unternehmensleistung sind Grundlage einer transparenten und erfolgreichen Firmenleitung. Am dafür notwendigen Berichtswesen hapert es vielfach immer noch. Mehr als fünf Tage dauert es bei deutschen Großunternehmen im Durchschnitt, bis Informationen über wesentliche Risiken den Vorstand erreichen. In Einzelfällen können auch schon mal 30 Tage vergehen. Kein Wunder, dass die überwiegende Mehrheit der Studienteilnehmer ihre Hoffnung auf die IT setzt.

Prozessoptimierung

Bei 36 Prozent der Unternehmen gibt es inzwischen eine automatisierte Überwachung von Geschäftsprozessen und ein darauf aufbauendes Berichtswesen. Doch mehr als ein Drittel will davon nichts wissen. Dabei kommt dem zeitnahen und umfassenden Risiko-Reporting nicht nur aufgrund gesetzlicher Vorgaben eine immer größere Bedeutung zu. Es erlaubt unter anderem schnelle Reaktionen auf neue Entwicklungen, das Abwägen von Handlungsmöglichkeiten und eine optimierte Entscheidungsfindung. Dadurch könnten Unternehmen auch strategische Wettbewerbsvorteile erzielen. Das wird aber offensichtlich noch viel zu wenig erkannt. So kommt die Balanced Scorecard nur bei einem Drittel der Unternehmen zum Einsatz. Mehr als zehn Prozent der Befragten konnten mit dem Begriff nichts anfangen.

IT: Wunsch und Wirklichkeit

Rund zwei Drittel der Befragten halten die IT beim Informations-Management in Bezug auf Corporate Governance für "eher wichtig". Mehr als zehn Prozent finden sie jedoch "eher unwichtig". Mehr als zwei Drittel der Befragten setzen IT zur Verbesserung von Corporate Governance bereits ein oder planen ihre Einführung. Am häufigsten kommen IT-Projekte zur Verbesserung des Informations-Managements, bzw. des internen und externen Reportings zum Einsatz. Mehr als ein Viertel der Unternehmen hat ein Business Intelligence-System eingeführt oder in Planung. Dennoch scheinen Rolle und Möglichkeiten der IT noch nicht so recht ins Bewusstsein der Entscheider gedrungen zu sein. Drei Viertel der Befragten messen ihr beim internen Reporting und Controlling eine mittlere Bedeutung bei. Bei Planung und Budgetierung sind es 62 Prozent, beim externen Reporting und beim Jahresabschluss 45 Prozent. Zwei Drittel der Befragten aus den TOP-500-Unternehmen gehen davon aus, dass eine Verbesserung der IT-Systeme auch zur schnelleren Veröffentlichung von Jahresabschlussdaten beitragen könnte. Das wäre zumindest bei den mehr als einem Fünftel der Unternehmen, die die gesetzlichen Vorschriften in diesem Bereich nicht erfüllen, dringend erforderlich. Sie veröffentlichen nämlich ihren Jahresabschluss nicht innerhalb von drei Monaten.

Systemintegration

Durchschnittlich acht unterschiedliche Informationssysteme kommen in den befragten Unternehmen für Reporting, Planung und Konsolidierung zum Einsatz. Ein Viertel der Befragten wusste nicht einmal, welche oder wie viel Systeme im eigenen Unternehmen dafür vorhanden waren. 57 Prozent nutzen eine Standard-Software für Planungsprozesse. 48 Prozent nutzen Excel. Weniger als jedes vierte Unternehmen arbeitet mit einer Individualapplikation. Drei Viertel der Befragten sind mit dem eingesetzten System zufrieden.

Hohe Zufriedenheit

Standard-Software erhält auch bei der Bewertung die besten Noten. Knapp drei Viertel der Befragten sind mit ihr zufrieden. Bei Excel- und Individualapplikationen sind es nur 58 beziehungsweise 54 Prozent. Auch konkrete Verbesserungswünsche äußerten die Studienteilnehmer. Dazu zählten Homogenität der Systeme, Standardisierung und Vereinheitlichung sowie Performance-Optimierung und "Rundumerneuerung". Die Gemeinschaftsstudie "Steuerungs- und Informationssysteme – Motor für Corporate Governance" wurde von BARC, dem Software-Anbieter Cognos und der Kommunikationsberatung Maisberger Whiteoaks durchgeführt. An ihr nahmen 105 Unternehmen teil.

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