Umfrage unter Banken-CIOs

IT-Budgets trotzen der Finanzmarktkrise

01.10.2008 von Joachim Hackmann und Sabine Prehl
Die COMPUTERWOCHE hat sich bei Kreditinstituten umgehört, ob sich die Finanzkrise auf ihre IT-Budgets auswirkt. Hier sind die Antworten.

Andreas Luber, HVB-Gesamtprojektleiter Kernbanksysteme: "Eines der Hauptziele der Fusion zwischen Hypovereinsbank und Unicredit war die nachhaltige Hebung von Synergien und die Einsparung von Kosten, auch im IT-Bereich. Hier sind wir in den vergangenen Jahren deutlich vorangekommen. Auch im laufenden und kommenden Jahr werden wir entsprechende Maßnahmen im Rahmen unserer Pläne treffen - und zwar unabhängig von der aktuellen Finanzmarktkrise. Nicht betroffen von diesen Einsparungen sind jedoch wichtige strategische Projektthemen, wie die bevorstehende Einführung einer Abgeltungsteuer-Software, die Etablierung unserer neuen Kernbanksoftware Eurosig oder das laufende Outsourcing unserer Wertpapierabwicklung und -verwahrung."

Merck Finck: Neue Auflagen vom Gesetzgeber?

Martin Köhler, Leiter ICT bei Merck Finck & Co, Privatbankiers: "Das IT-Budget orientiert sich bei Merck Finck & Co an langfristigen Zielen. Zudem spüren wir die Auswirkungen der Finanzkrise aufgrund unseres Geschäftsmodells nur in äußerst begrenztem Umfang. Daher wird es bei uns keine kurzfristigen Anpassungen des Budgets geben. Wir können uns hingegen vorstellen, dass die Aufwendungen etwa aufgrund steigender Berichtsanforderungen der Aufsichtsbehörden steigen werden."

Deutscher Ring: Keine Auswirkung dank langfristiger Sparanstrengungen

Markus Warg, Vorstand Deutscher Ring Versicherungen: "Beim Deutschen Ring ist Kostendisziplin traditionell sehr ausgeprägt. Wir stellen Budgets generell regelmäßig auf den Prüfstand - darunter natürlich auch das IT-Budget. Mittels SOA-Technologie und modernstem Service-Management haben wir die IT-Services in den letzten Jahren deutlich erweitert und gleichzeitig die Kosten gesenkt. Die Finanzmarktkrise in den USA hat keine Auswirkungen auf unser IT-Budget."

Volks- und Raiffeisenbanken: Voraussichtlich keine rückläufigen Budgets

Anno Lederer, Vorstandsvorsitzender der GAD eG in Münster: "Als IT-Dienstleister unserer Kunden und Mitglieder sind wir nicht direkt von diesem Thema betroffen. Der Einsatz der IT als strategisches Instrument zu wettbewerbsfähigen Preisen ist weiterhin wichtig und steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Die GAD hat die strategischen Entwicklungsschwerpunkte ihres IT-Lösungsportfolios mit den Mitgliedern und Kunden abgestimmt. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die IT-Budgets rückläufig entwickeln werden."

Sparkassen: Umschichtungen wegen regulatorischer Auflagen möglich

Fridolin Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik: "Durch Konzentration aller rund 450 deutschen Sparkassen auf die Gesamtbanklösung OSPlus, den damit verbundenen Wegfall von Parallelaufwand für Weiterentwicklung und Pflege sowie die Realisierung von Skaleneffekten etwa im Betrieb und Einkauf werden ab 2012 die IT-Kosten jährlich um zirka 200 Millionen reduzieren. Dieses führt zu einer weiteren Entlastung der IT-Budgets der Sparkassen. Für die Weiterentwicklung von OSPlus sollen in den nächsten drei Jahren jeweils rund 100 Millionen Euro investiert werden. Die aktuelle Entwicklung auf den Finanzmärkten kann dabei zu Umschichtungen im Entwicklungsportfolio führen. Das bedeutet, dass durch die Umsetzung zusätzlicher regulatorischer Auflagen bisher für den gezielten Ausbau einer effizienten Vertriebsunterstützung vorgesehene Mittel angepasst werden müssten."