Nur zehn Prozent arbeiten auf diesem Feld professionell

IT-Demand-Management bestenfalls befriedigend

14.06.2007 von Werner Kurzlechner
Ein Notenschnitt von 3,25 kann bei Schülern für Freude über die Zensur "befriedigend" sorgen. Sie zeigt in diesen Fällen aber auch an, dass der Eleve sich mühsam von der Vier hochgearbeitet hat und der Weg zum Musterschüler noch weit ist. So ist es um das IT-Demand-Management der Firmen bestellt, wie aus einer Deloitte-Studie hervorgeht. Als professionell ist bislang nur ein Zehntel der Unternehmen einzustufen.
So schneiden die Firmen in den einzelnen Kategorien ab.

40 Prozent ordnet Deloitte in die Kategorie "Anfänger" ein; der Nachholbedarf ist also offenkundig. Ein für manche erstaunlicher Befund ist sicherlich, dass zwischen der Qualität des Demand-Managements und dem Outsourcing-Grad anscheinend kein Zusammenhang besteht: Ob hohes, ob niedriges Auslagerungs-Niveau, macht kaum einen Unterschied.

An der "Kultur" hakt es übrigens auch nicht: Gegenseitiges Verständnis der Fachabteilungen und der Firmen-IT, Informations-Fluß und Kooperations-Bereitschaft sind alles in allem gut: Deloitte ermittelte einen Schnitt von 2,52. Das bedeutet, dass immerhin ein Fundament für Verbesserungen vorhanden ist.

Die größten Defizite bestehen einerseits bei Methoden und Tools (Note 3,54), andererseits bei Pricing und Anreizen (Note 3,48). Das bedeutet etwa, dass nicht genügend bedarfsabhängige Leistungsverrechnungs-Strukturen implementiert sind und kaum Bewertung stattfindet.

Daneben greifen die Abläufe noch nicht optimal ineinander. Ein durchgängiger formalisierter Prozess ist das Demand-Management bislang erst in 17 Prozent der Firmen. Auch bei der Transparenz hapert es.

Am größten ist die Schere zwischen Musterschülern und Nachzüglern bei Methoden und Tools.

Außerdem sind Rollen und Verantwortlichkeiten in mehr als der Hälfte der Unternehmen nicht klar definiert. Ein diffuses Bild zeichnet die Studie in der Frage nach Zentralität oder Dezentralität: Nur 15 Prozent sind absolut zentral oder dezentral organisiert, die Mehrheit mischt die Komponenten.

Je nach Level verschiedene Hebel zur Besserung

Insgesamt kommen die "Professionals" auf den Notenschnitt 1,78, die "Beginner" auf 4,04. Während die Musterschüler bei Pricing und Anreizen (2,15) etwas abfallen, bilden Methoden und Tools (4,55) die große Schwäche der Nachzügler.

Je nach erreichtem Level empfiehlt Deloitte, an verschiedenen Hebeln anzusetzen. Während die Anfänger erst einmal eine Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT herstellen und Prozesse implementieren sollten, können sich die Vorzeigefirmen bereits mit spezifischen Tools und Methoden befassen und markt-orientierte Vergütungs- und Anreiz-Modelle etablieren.

Die Mehrheit der Fortgeschrittenen, das Mittelfeld also, sollte seine Governance klären und sicherstellen, dass die Abläufe eingehalten werden.

Im Übrigen dürften die Chancen auf Besserung ziemlich gut stehen. Zum einen fehlt es nicht an Realismus und Selbstkritik - die Firmen selbst bewerten sich mit 3,42 sogar einen Tick schlechter, als die Analysten das tun.

Zum anderen zählen die Unternehmen das IT-Demand-Management zu den drei wichtigsten IT-Themen neben Fusionen und Übernahmen sowie Sourcing und Outsourcing.

Banken und Versicherung sind vorne dran

Die Wichtigkeit ist also erkannt, die Schüler werden nach besseren Noten streben. Im Branchen-Vergleich stehen bislang Banken, Versicherungen und Dienstleister am besten da.

Deloitte befragte für die Studie "IT-Demand-Management" 224 Entscheider aus den Fachabteilungen und IT. Die Noten-Skala reicht von eins bis fünf.