Erschütterungen im BPO-Markt

IT-Dienstleister vor Übernahmewelle

21.10.2009 von Andrea König
In drei Jahren wird einer von vier großen Anbietern von Business Process Outsourcing nicht mehr existieren. Wie Sie herausfinden, ob ihr Anbieter schwächelt, verrät Gartner.

Ein Viertel der großen Anbieter von Business Process Outsourcing wird bis 2012 nicht mehr als unabhängige Einheit existieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktforschungsinstituts Gartner.

Der Markt wird sich durch Übernahmen, Marktaustritte und den Aufstieg neuer Anbieter verändern. Die Experten empfehlen, bei der Bewertung von BPO-Anbietern auf Warnsignale zu achten, um das Risiko zu verringern. Gartner hat sechs dieser Anzeichen definiert, welche auf bevorstehende Erschütterungen im Markt hinweisen und aufzeigen, welche BPO-Anbieter Gefahr laufen, übernommen zu werden oder ganz vom Markt zu verschwinden.

1. Chronisch unprofitables Portfolio

Einige BPO-Provider schleppen unprofitable Vertrags-Portfolios mit sich herum. In solchen Verträgen wollen Anbieter häufig zu vieles zu früh erreichen. Der Experten-Tipp: Den Provider nach Verträgen fragen, die in Aussicht stehen. Die meisten werden zurückhaltend reagieren. Doch wem es an einer langfristigen Partnerschaft liegt, der wird Auskunft geben.

2. Unfähigkeit, das Geschäft zum Wachsen zu bringen

Man sollte sich unbedingt darüber informieren, was der Anbieter in den vergangenen zwei bis drei Jahren geleistet hat. Beim Outsourcing ist besonders wichtig, dass ein Anbieter nicht überfordert ist, wenn er es mit mehr als einem Kunden gleichzeitig zu tun hat. Ist der Anbieter gerade kaum aktiv, könnte das misstrauisch machen.

Aufhorchen bei Engagement im Finanzsektor

3. Anbieter verlieren Verträge an Mitbewerber

Aufhorchen sollte man auch, wenn ein Vertrag nach seiner Laufzeit nicht verlängert wird, sondern ein Mitbewerber den Zuschlag bekommt. Vor allem, wenn das Portfolio des Unternehmens klein ist, kann ein solcher Vorfall den Anbieter schwächen. Gartner empfiehlt, mit aktuellen Kunden des Anbieters über ihre Erfahrungen zu sprechen.

4. Es fehlt Kapital für neue Verträge

Bei großen BPO-Deals müssen Anbieter in der Regel viel Geld vorstrecken. Bewirbt sich ein Anbieter nicht um neue Projekte, fehlt vielleicht das nötige Kapital.

5. Engagement im Finanzsektor

Ein Drittel des BPO-Marktes findet im Finanzsektor statt. Provider, die hier sehr aktiv waren, hat die Wirtschaftskrise oft schwer erwischt. Durch die Krise sind bereits einige Anbieter vom Markt verschwunden. Vorbei ist die Zeit der Übernahmen und Fusionen noch nicht. Deshalb rät Gartner zur Vorsicht, falls der Provider mehr als 85 Prozent seines Umsatzes im Finanzsektor erwirtschaftet.

6. Steigende Anzahl gekündigter Verträge

Im Vergleich zu 2007 ist die Anzahl gekündigter Verträge stark gestiegen. Der Vertrag sollte regeln, wie man wieder aus ihm herauskommt, rät Gartner. Nur so kann man die ausgelagerten Prozesse wieder problemlos zurück ins Unternehmen holen.

Diese Ratschläge stammen aus dem Gartner-Report "Assess and Manage Vendor Risks to Protect Your Business".