Sorge der IT-Projektanbieter

IT-Freiberufler werden zu teuer

31.01.2011 von Christiane Pütter
Selbstständige IT-Experten verlangen zu hohe Honorare. Das behaupten zumindest sieben von zehn Entscheidern, die Freelancer brauchen. Gleichzeitig halten vier von zehn IT-Freien ihre Stundensätze für zu niedrig.
Wie sich die Stundensätze von IT-Freien entwickeln werden laut Gulp-Umfrage.
Foto: Gulp

Das Gezanke eilt der Nachricht voraus: Die Stundensätze von freien IT-Experten sind derzeit noch gar nicht gestiegen, sie werden es aber "in absehbarer Zukunft" tun, munkelt die Branche. Kunden der Freelancer klagen, diese verlangten zu viel Geld. Die andere Seite behauptet das Gegenteil. So lautet das Fazit einer Umfrage der Münchener IT-Projektbörse Gulp.

Ein genauer Blick auf die Einschätzung der rund 400 Befragten zeigt, wie unterschiedlich sie die Lage sehen: 67 Prozent der Freien erwarten, dass die Stundensätze steigen. Von ihren Kunden sagen das 55 Prozent. Immer noch eine klare Mehrheit, aber nicht so deutlich wie bei den Freelancern selbst.

Dennoch glauben heute auf beiden Seiten deutlich mehr Befragte an steigende Sätze als noch vor einem Jahr. Angesichts der Krise rechneten damals nur 20 Prozent der Freien und 19 Prozent der Unternehmen mit einer Entwicklung nach oben.

Stichwort Krise: Noch jetzt erwarten 27 Prozent der Unternehmen, dass die Honorare von IT-Freien sinken (Vorjahr: 53 Prozent). Inwieweit das Wunschdenken ist, sei dahingestellt. Unter den Freelancern vermuten das nur neun Prozent (Vorjahr: 38 Prozent).

Die Einkommenssituation von IT-Freien und festangestellten Kollegen im Vergleich laut der Gulp-Umfrage.
Foto: Gulp

Wie auch immer die Entwicklung aussehen wird - 38 Prozent der selbstständigen IT-Experten finden, dass sie mit ihren Stundensätzen zu niedrig liegen. Das dürfte Widerspruch auf Seiten ihrer Kunden provozieren. Denn 72 Prozent der Projektanbieter erklären, die Sätze seien zu hoch.

IT-Freie und Festangestellte im Vergleich

Außerdem ging es in der Befragung um die Diskrepanz zwischen IT-Freien und ihren Kollegen, die festangestellt arbeiten. Auch hier gehen die Meinungen auseinander. 49 Prozent der Freelancer fühlen sich vergleichsweise zu schlecht bezahlt - wobei fast ebenso viele (48 Prozent) ein pragmatisches "Passt so" zu Protokoll geben. Umgekehrt behaupten 48 Prozent der Unternehmen, die Freiberufler kassierten verglichen mit Angestellten zu viel. 44 Prozent können sich aber dem versöhnlichen "Passt so" anschließen.

Die IT-Projektbörse Gulp aus München verzeichnet nach eigener Darstellung 70.000 eingetragene IT-Experten. Das Unternehmen gibt seinen Umsatz mit 105 Millionen Euro (2009) an.