Immer mehr Bonus-Regelungen

IT-Gehälter 2008: Trend zur leistungsabhängigen Bezahlung setzt sich fort

19.02.2008 von Christiane Pütter
Je besser die Performance, umso dicker der Geldbeutel - dieser Trend in der Gehaltsentwicklung von IT-Berufen setzt sich fort. Variable Anteile wie etwa Bonusregelungen nehmen zu, meldet der Berater Interconsult. Während sich jedoch die meisten Festangestellten über mehr Geld freuen können, ist die Stimmung bei den Freiberuflern gemischt.
IT-Berufe: Jahresgehälter im Vergleich 08/07 (Teil 1).

Zwischen 160.000 und 219.000 Euro im Jahr kann ein CIO nach den neuesten Zahlen von Interconsult verlangen. Im Vorjahr hatte sich die Spanne noch von 159.000 bis 211.000 Euro pro Jahr erstreckt.

Bei den IT-Leitern wirkt sich Berufserfahrung aus: Wer mehr als sechs Jahre Praxis mitbringt, erhält von 113.000 bis 142.000 Euro im Jahr (Vorjahr: 109.000 bis 140.000). Kollegen mit rund vier Jahren Erfahrung bekommen zwischen 97.000 und 120.000 Euro pro Jahr (2007: 96.000 bis 115.000).

Wer als Operations Manager tätig ist, kassiert jetzt ein Jahresgehalt von 124.000 bis 155.000 Euro nach 122.000 bis 150.000 Euro im Vorjahr. Ein Leiter Programmierung, der seit mehr als fünf Jahren im Job ist und mindestens drei Mitarbeiter führt, liegt zwischen 89.000 und 105.000 Euro im Jahr (2007: 88.000 bis 102.000).

Das Bewusstsein für den Datenschutz wächst - und das lassen sich die Firmen offenbar auch etwas kosten: Datenschutzbeauftragte erhalten zwischen 47.000 und 70.000 Euro pro Jahr, 2007 waren es noch 45.000 bis 69.000.

IT-Berufe: Jahresgehälter im Vergleich 08/07 (Teil 2).

Dagegen dürften System-Analytiker (Software) bei einem Blick auf die neueste Interconsult-Liste wenig erfreut sein: War der Nachwuchs (Fachkräfte bis drei Jahre Erfahrung) 2007 noch mit 44.000 Euro Jahresgehalt eingestiegen, sind es nun nur noch 43.000. Allerdings erstreckt sich die Skala jetzt bis 64.000 Euro, im Vorjahr nur bis 62.000.

Anwendungsentwickler mit ebenfalls bis zu drei Jahren Praxis stagnieren mit einem Einstieg bei 35.000 Euro pro Jahr. Sie können nun jedoch bis 50.000 Euro Jahresgehalt einfahren, 2007 war bei 46.000 Schluss. Wer es bis zum Leiter der IT-Anwendungsentwicklung gebracht hat, fünf Jahre Erfahrung aufweist und drei oder mehr Mitarbeiter führt, bekommt zwischen 90.000 und 105.000 Euro pro Jahr (Vorjahr: 89.000 bis 101.000).

SAP-Spezialisten, die seit mehr als fünf Jahren im Job sind, verdienen zwischen 78.000 und 92.000 Euro pro Jahr (2007: 78.000 bis 86.000).

Fast ein Drittel des Gehaltes in Form von Boni

Nach den Erfahrungen von Interconsult-Chef Dietrich Graf von Reischach sind diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt. "Variable und erfolgsabhängige Vergütungen nehmen stark zu", betont er. Beispiel IT-Securtiy: Waren vor einem Jahr noch 80 Prozent des Gehaltes fix und 20 Prozent als Bonus gezahlt worden, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile zu 70 versus 30 Prozent verschoben.

Und diese Entwicklung wird sich noch verstärken, so Graf von Reischach.

Ein weiterer Trend ist ihm aufgefallen: Das Ost-West-Gefälle bei den Gehältern löst sich zunehmend auf. "München sucht, Dresden ebenfalls", sagt er. Um als weitere gute IT-Standorte gleich Erfurt und Düsseldorf anzufügen. Fazit: Auch, wenn zwischen Ost und West Gehalts-Unterschiede von bis zu zwölf Prozent hingenommen werden müssen, kann zwischen alten und neuen Bundesländern keine so trennscharfe Linie mehr gezogen werden.

Die positive Entwicklung wirkt sich nicht nur für die Festangestellten aus. Die Personalagentur Gulp spricht derzeit von einem "Run auf IT-Freiberufler". In Zahlen: 73.000 neue Projektanfragen sind in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres eingegangen. Die Menge an Offerten sei mit einem Plus von 50 Prozent wesentlich stärker gestiegen als zu Jahresbeginn prognostiziert. Damit gilt 2007 als absolutes Ausnahmejahr.

IT-Freie können sich's aussuchen

Gulp-Sprecher Stefan Symanek will bereits einen Trend "vom Anbieter- in einen Nachfragermarkt" sehen. Die bei Gulp registrierten 63.000 Freien könnten zunehmend auf ein reichhaltiges Projektangebot schauen - und "werden dabei deutlich wählerischer", wie Symanek feststellt.

Vor allem SAP-Könner sind gefragt, wie die Agentur meldet. Außerdem gibt es einen großen Bedarf an Oracle-, Java-/J2EE-Know-how, C/C++ und C#- oder SQL-Kenntnissen.

Dennoch: In den Jubel-Gesang aus der Freiberufler-Ecke mischen sich nachdenkliche Töne. So geht der Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI) davon aus, dass sich die Wirtschaftslage in Kürze verdüstern und der IT-Markt entsprechend bröckeln könnte.

Abgesehen von einem möglichen Abschwung im Inland müssen sich selbständige IT-Experten außerdem der Konkurrenz durch die Kollegen aus Offshoring-Ländern stellen.

So wird denn auch schon von einem Ende der fetten Jahre geargwöhnt. Die Tipps, die der Verband seinen Mitgliedern an die Hand gibt, sind widersprüchlich. Einerseits lautet der Rat, sich per Weiterbildung stets auf den neuesten Stand bringen - Abschlüsse und Zertifizierungen seien bei der Kundschaft gefragt. Andererseits stellt der BVSI nüchtern fest, dass ohne Erfahrung wohl nicht viel zu Reißen ist.

Alter schützt vor Chancen nicht

Das deckt sich wiederum mit den Erfahrungen von Dietrich Graf von Reischach. Es stimme einfach nicht, dass für ältere Fachkräfte die Chancen grundsätzlich schlechter stehen, so der Interconsult-Chef. Er kennt 58- und 59-Jährige, die erfolgreiche Neustarts hingelegt haben. "Klar, wenn jemand fast sechzig ist, seit vier Jahren arbeitslos und auf drahtgebundene Nachrichten spezialisiert - dann wird es schwierig", stellt Graf von Reischach klar. Dennoch gilt: Wer gut ist, hat alle Chancen. Und zwar unabhängig vom Alter.

Interconsult führt den "Gehaltsvergleich für die deutsche Hi-Tech-Industrie" seit 1982 einmal pro Jahr durch. Für die jetzt erscheinende 2008-Ausgabe wurden Informationen aus 105 Unternehmen sowie von 98 Herstellern und sieben Distributoren ausgewertet. Die IT-Personalagentur Gulp hat 63.000 IT-Freie in der Datenbank und die Angaben des Berufsverbandes Selbständige in der Informatik basieren auf den Erfahrungen der Mitglieder.