Wertbeitrag der IT geringer als gedacht

IT-Investitionen zahlen sich oft nicht aus

08.10.2008 von Andreas Schaffry
Investitionen in neue IT-Lösungen und -Technologien haben häufig nicht den erwarteten positiven Effekt: Sie verringern die Zufriedenheit mit der IT. Das liegt unter anderem an der unzureichenden Abstimmung zwischen den Fachbereichen und der IT-Abteilung. Wer seine IT zudem an einen externen Dienstleister auslagert, macht alles noch schlimmer. Das fand eine Studie von PwC heraus.
Bei Unternehmen mit niedriger Zufriedenheit liegt die Projektverantwortung überdurchschnittlich oft bei der IT oder der Geschäftsführung. Bei zufriedenen Unternehmen liegt die Verantwortung dagegen deutlich häufiger in der Fachabteilung.

Wenn Geschäftsprozesse unterstützt von IT-Lösungen schneller und effizienter laufen, steigt der Unternehmenswert Deshalb gelten Investitionen in neue IT-Lösungen häufig als "conditio sine qua non". Doch weit gefehlt, denn der Wertbeitrag der IT ist geringer als erwartet.

IT-Investitionen
Bei Unternehmen mit niedriger Zufriedenheit liegt die Projektverantwortung überdurchschnittlich oft bei der IT oder der Geschäftsführung. Bei zufriedenen Unternehmen liegt die Verantwortung dagegen deutlich häufiger in der Fachabteilung.
Obwohl der Stellenwert der IT als hoch eingeordnet wird, bleibt deren Beitrag zum Unternehmenserfolg hinter den Erwartungen zurück.
Je höher der Anteil der ausgelagerten Funktionen, desto höher ist die Unzufriedenheit mit der IT.

Im Durchschnitt geben Unternehmen pro Jahr und Mitarbeiter rund 1.900 Euro für die IT aus. Allerdings schwankt dieser Wert stark in Abhängigkeit von der Branche. Bei Banken liegen die IT-Ausgaben Banken im Schnitt bei 8.157 Euro pro Mitarbeiter aus, in der öffentlichen Verwaltung sind es lediglich 800 Euro. So lautet ein Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).

Die IT richtig einsetzen

Die befragten IT-Verantwortlichen gaben an, dass sie dem richtigen Einsatz von Soft- und Hardware einen hohen Stellenwert zuweisen, um Unternehmensziele zu erreichen. Gemessen auf einer Notenskala von eins bis sechs bewerteten sie dies im Durchschnitt mit der Note 2,0. Weniger zufrieden sind sie dagegen mit den Zielen, die mithilfe von IT-Lösungen erreicht werden. Hier liegt der Notenschnitt nur bei 2,4.

Bei immerhin sieben Prozent der Befragten ist die Zufriedenheit mit der IT sehr hoch, 51 Prozent sind hoch zufrieden und 39 Prozent zufrieden. Drei Prozent gaben an, dass die Zufriedenheit niedrig ist.

Obwohl der Stellenwert der IT als hoch eingeordnet wird, bleibt deren Beitrag zum Unternehmenserfolg hinter den Erwartungen zurück.

Allein „der Einsatz von IT-Technologien führt nicht zwangsläufig zu Gewinnen durch Umsatzsteigerung, Kosteneinsparungen oder niedrigeren Kapitalkosten aufgrund sinkender Lagerbestände“, heißt es in der Studie. Diese Effekte würden erst durch verbesserte Geschäftsprozesse erreicht.

Zufriedenheit mit IT ist branchenabhängig

Nach Branchen betrachtet ist die Energiewirtschaft mit ihren IT-Lösungen am zufriedensten. Der Dienstleistungssektor sowie das Gesundheitswesen liegen, was Stellenwert und Zufriedenheit angeht, im Branchendurchschnitt.

Im Bankensektor liegt die Zufriedenheit mit der IT nur im Mittelfeld, obwohl deren Stellenwert unumstritten ist. Ein Grund hierfür ist, dass in der Vergangenheit zu wenig in flexible IT-Architekturen investiert hat, was heute zu hohen Kosten bei der Umsetzung neuer Anforderungen führt.

Bei produzierenden Unternehmen sind Stellenwert und Zufriedenheit mit der IT mit einem Notenschnitt von 2,5 beziehungsweise 2,6 relativ niedrig. Laut Untersuchung zeigen jedoch die gezielten Investitionsplanungen, dass viele Prozesse IT-gesteuert laufen.

Abstimmung zwischen Fach- und IT-Abteilung

Unternehmen mit hohen IT-Budgets sind mit der Leistung ihrer IT keineswegs zufriedener sind als Firmen, die weniger Geld für die IT ausgeben können. Entscheidend ist laut Studie, dass Investitionen nur dann die erwarteten Ergebnisse bringen, wenn die IT später auch effektiv eingesetzt und gesteuert wird.

Je höher der Anteil der ausgelagerten Funktionen, desto höher ist die Unzufriedenheit mit der IT.

Das ist meist dann der Fall, wenn die Abstimmung zwischen Fachbereich und die IT-Abteilung stimmt. Eine ERP-Einführung beispielsweise ist kein IT-Projekt, sondern eine Investition mit IT-Anteil. Dabei sind im Wesentlichen die Fachbereiche in der Lage durch Prozessverbesserungen den erwarteten Nutzen aus einer ERP-Installation zu ziehen, etwa durch geringere Personalkosten verringert oder dauerhaft weniger Lagerbestände.

Bei knapp einem Drittel der sehr zufriedenen Unternehmen waren die Fachabteilungen federführend an der Planung und Umsetzung der IT-Projekte beteiligt. Bei 90 Prozent der eher unzufriedenen Unternehmen verantworteten dagegen Geschäftsführung beziehungsweise IT-Abteilung die IT-Investitionen.

Lediglich die Hälfte der Firmen gab an, systematisch den Nutzen der getätigten Investitionen zu prüfen und zu kontrollieren.

Outsourcing erfüllt Erwartungen nicht

Viele Unternehmen versuchen durch Outsourcing die IT-Betriebskosten zu reduzieren und zugleich deren Wert zu erhöhen. Bei den Studienteilnehmern lag - bezogen auf die IT-Gesamtkosten - der Outsourcing-Anteil bei rund einem Drittel. In krassem Gegensatz dazu stehen die erreichten Ergebnisse in Form niedrigerer Kosten und einer insgesamt effizienteren IT. Vielmehr steigt die Unzufriedenheit mit der IT, je mehr Funktionen ausgelagert werden.

Für die Studie "Der Wertbeitrag der IT zum Unternehmenserfolg" befragte PwC in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut TNS Emnid IT-Verantwortliche in der Geschäftsführung von 650 Unternehmen aus der Automobilbranche, dem Bankensektor, der Energiebranche, dem Gesundheitswesen, dem Handel, der Konsumgüterindustrie und dem öffentlichen Sektor. Rund ein Drittel der Studienteilnehmer kommt aus mittelständischen Unternehmen mit einer Größe von bis zu 500 Mitarbeitern und bis zu 250 Millionen Euro Umsatz.