Kunden mit vorhandenen Kenntnissen unzufrieden

IT-Know-how erfolgsentscheidend für Logistik-Dienstleister

28.10.2005 von Ingo Butters
Weil Unternehmen zunehmend komplexere Aufgaben an Logistik-Dienstleister abgeben wollen, wachsen die Anforderungen an deren IT. Derzeit lässt das IT-Know-how der Anbieter jedoch zu wünschen übrig, wie eine Studie von Capgemini, dem Georgia Institute of Technology und SAP ergeben hat. Zwei Drittel der Anwender-Unternehmen haben darin ihre Unzufriedenheit mit der IT ihrer Logistik-Partner geäußert.

Bei der Auswahl eines Dienstleisters spielt dessen Know-how in Sachen IT eine entscheidende Rolle: 90 Prozent der befragten Unternehmen betrachten die IT-Kenntnisse als wichtiges Entscheidungskriterium. Die Firmen selbst rechnen die Implementierung neuer IT-Systeme, neben Kostendruck und dem Wunsch nach einer optimierten Lieferkette, zu den drei erfolgsentscheidenden Kriterien.

Auf entsprechendes Know-how bei ihren Logistik-Dienstleistern hoffen die Unternehmen allerdings nicht. Nur rund ein Drittel aller Befragten denkt, dass der externe Partner neueste IT-Technik beisteuern kann. 60 Prozent der Befragten sind unzufrieden mit dem, was ihre Dienstleister in Sachen IT zu bieten haben.

Kein Vertrauen in die Fähigkeiten der Dienstleister

Entsprechend übertragen die Auftraggeber den Logistikern strategische IT-Aufgaben wie das Management der Zulieferer oder die Steuerung der Beschaffungskette nur selten. In den meisten Fällen übernehmen die Dienstleister einfache, taktische Bereiche: Sie zählen und kennzeichnen Güter oder kümmern sich um Formalitäten beim Zoll. Dabei, so die Verfasser der Studie, besteht bei den Unternehmen durchaus Bedarf, auch komplexere Bestandteile der Lieferkette auszulagern.

Dem stehen allerdings die wenig standardisierten IT-Systeme der Logistik-Dienstleister entgegen. Die Unternehmen können deshalb keine zentrale Rolle in der Lieferkette einnehmen. Schließlich müsste ihre IT nicht nur mit den Systemen des Auftraggebers, sondern auch mit denen anderer Lieferanten harmonieren. Und gerade hier hapert es: "Was Prozesse und IT-Systeme angeht, herrscht bei den Dienstleistern viel zu viel Wildwuchs", sagt Martin Raab, Vice President bei Capgemini.

Und die IT-Anforderungen an die Logistik-Spezialisten steigen weiter: Für rund die Hälfte der Anwender ist die hoch komplexe RFID-Technik das wichtigste IT-Thema der Zukunft. Ein Drittel setzt künftig verstärkt auf internetbasierte Transport- und Logistik-Marktplätze, jeder fünfte Betrieb auf IT-gestützte Systeme zur Steuerung der Zulieferer.

In der "Third Party Logistics Study" werden jährlich Anwenderunternehmen im Bereich Logistik-Dienstleistungen befragt. Initiatoren der mittlerweile in der zehnten Auflage erschienenen Untersuchung sind die Unternehmensberatung Capgemini, das Georgia Institute of Technology, der Logistiker DHL und SAP. In diesem Jahr wurden 1091 Unternehmen aus den USA, Westeuropa, Südafrika, dem Mittleren Osten, Lateinamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum befragt. Das Gros der berücksichtigten Unternehmen stammt aus der herstellenden Industrie.