Besser als ihr Ruf

IT-Projekte in Deutschland sind meist erfolgreich

09.01.2007 von Andreas Schaffry
Wie häufig scheitern IT-Projekte in Deutschland? Wie viele IT-Projekte werden überhaupt in time and budget durchgeführt? Diese Fragen untersucht eine aktuelle Studie des Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik-Werkzeuge und -Systeme (Offis). Das erfreuliche Ergebnis: Über die Hälfte der in Deutschland durchgeführten IT-Projekte blieben im vereinbarten Zeit- und Budgetrahmen und erfüllten alle Kundenvorgaben.

Als Querschnittstechnologie bedient die Informationstechnologie mittlerweile sämtliche Branchen, trägt zu Innovationen bei und ist damit ein kritischer Wettbewerbsfaktor. Doch die Mehrzahl aller IT-Projekte scheitert. Das jedenfalls sagen verschiedene internationale Untersuchungen. So sind laut Standish Group weltweit nur 29 Prozent aller IT-Projekte erfolgreich, 18 Prozent verfehlen ihre Ziele komplett.

Termin- und Kostenziele einhalten

Inwieweit diese Ergebnisse auch auf Deutschland übertragen werden können, dieser Frage stellte sich die aktuelle Untersuchung von Offis. Das Ergebnis: Die Qualität deutscher IT-Projekte ist besser als ihr Ruf. Über 50 Prozent der Projekte blieben im Zeit- und Budgetrahmen und erfüllten alle vom Kunden geforderten Funktionen zu 100 Prozent. Bei 23 Prozent war das Projektergebnis gut oder zufriedenstellend.

Lediglich elf Prozent der Projekte verliefen "mangelhaft" und nur knapp drei Prozent der deutschen IT-Projekte mussten gänzlich für gescheitert erklärt und frühzeitig abgebrochen werden. Laut Untersuchung sind IT-Projekte dann als erfolgreich zu werten, wenn die Funktionen der zu entwickelnden Hardware oder Software zu 100 Prozent umgesetzt und die Termin- und Kostenziele eingehalten wurden.

Management-Unterstützung ist wichtig

Darüber hinaus fragten die Forscher in der Untersuchung auch diverse Einzelfaktoren ab. Hier bestätigte sich die Hypothese, dass erfolgreiche IT-Projekte rückhaltlos vom Management unterstützt werden sowie motivierte Teams und eine gute Kommunikations-Kultur haben. Besonders erfolgreich waren zum Beispiel die Projekte, in denen zwischen zehn und 25 Prozent des Gesamtaufwandes für Kommunikation mit dem Kunden investiert wurden. Lag die Quote unter fünf Prozent oder über 25 Prozent fiel die Erfolgsquote drastisch ab.

Auch die Team- und Unternehmensgrößen haben einen hohen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Am erfolgreichsten waren Teams mit drei bis fünf bzw. sechs bis neun Mitarbeitern. Dort lag sowohl die Erfolgsquote über dem Durchschnitt, als auch die Misserfolgsquote unter dem Durchschnitt. Je größer die Teams waren, desto höher ist der Kommunikationsaufwand und um so eher schleichen sich Fehler ein.

Kleine Firmen sind besser als große

Was die Firmengröße angeht, schneiden kleine und Kleinstunternehmen überdurchschnittlich gut ab. Knapp 53 Prozent der Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern schlossen ihre IT-Projekte erfolgreich ab, und bei Firmen zwischen zehn und 49 Mitarbeitern lag die Erfolgsquote sogar bei mehr als 61 Prozent.

Im Rahmen der vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Studie "Success" befragte Offis von Ende 2005 bis Anfang 2006 in fast 400 Interviews Projektleiter und Entwickler aus IT-Unternehmen in Deutschland. Als Kriterien zur Erfolgsmessung dienten die Faktoren Budget, Zeit und Funktionalität. Die drei Erfolgs-Indikatoren flossen dann zu je einem Drittel in die Bewertung ein.