Folgen von Komplexität

IT-Services: Kosten steigen, Qualität sinkt

11.04.2011 von Kolja Kröger
Schlechtes Demand Management hat Folgen: Die IT wird zu komplex. Fast alle Firmen kämpfen gegen das Problem - meist aber ohne es vorher zu messen, so Aumendo.

Die nächsten Extra-Wünsche der Kollegen aus dem Marketing kommen bestimmt. Hier eine neues, kleines Feature für die Projekt-Management-Software, und dort bitte eine Änderung. Mit der Folge, dass die Komplexität der IT wächst und wächst.

Zunehmende Komplexität treibt vor allem die Servicekosten für die hausinterne IT in die Höhe, wie 90 Prozent der 550 deutschen Unternehmen antworteten, als Maren Sprenger von der Berliner Unternehmensberatung Aumendo sie für ihre Studie "Komplexität in der IT" befragte. Auch die Qualität des Service leidet, da sind sich ebenso viele der Befragten einig. Fast alle versuchen zwar, die Komplexität zu reduzieren - 63 Prozent aber stochern ohne jegliche Messung des Problems mehr oder weniger im Dunkeln herum.

Die IT - ein schwerfälliger Tanker

Durch Firmen-Fusionen, die Wünsche der Mitarbeiter, den rasanten technischen Wandel und vor allem durch ein oft sehr schlechtes Demand Management System hat sich die Informationstechnik in vielen Betrieben zu einem schwerfälligen Tanker entwickelt. Aumendo spricht vor allem von großen Unternehmen. 36 Prozent der Befragten beschäftigen mehr als 10.000 Mitarbeiter, und 58 Prozent sitzen an über 20 Standorten.

Da erscheint schwierig, was doch die Hauptaufgabe der IT ist: Sie muss ununterbrochen die "Sicherstellung eines störungsfreien Ablaufs im gesamten Unternehmen" gewährleisten, wie die Unternehmensberater schreiben - damit die Firma jederzeit flexibel auf neue Anforderungen reagieren kann. "Dieser anspruchsvolle und vielschichtige Aufgaben-Mix lässt den CIO zum Komplexitätsmanager Nummer eins im Unternehmen werden."

Tausend Applikationen und mehr betreiben 20 Prozent der Unternehmen. In 40 Prozent der Fälle gibt es gleich mehrere IT-Lösungen für ein- und dieselbe Aufgabe. Nur sind die Anwendungen oft so miteinander verzahnt, um den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden, dass sich dieser gordische Knoten nur schwer entwirren lässt.

Outsourcing: Die Flucht nach vorne

In nicht wenigen Unternehmen keimt da der Gedanke auf, die ganze IT einfach auszulagern - so dass sich dann ein externer Dienstleister mit dem Chaos herumschlagen muss. Dass Outsourcing die Komplexität senkt, glauben immerhin 45 Prozent der Befragten.

Der Kampf gegen die IT-Komplexität
Der Kampf gegen die IT-Komplexität
Diese Maßnahmen zur Komplexität werden oder wurden umgesetzt.
Der Kampf gegen die IT-Komplexität
Die IT-Prozesse mit der größten wahrgenommenen Komplexität.
Der Kampf gegen die IT-Komplexität
Überblick: Interne Komplexitätstreiber.
Der Kampf gegen die IT-Komplexität
Überblick: Externe Komplexitätstreiber.
Der Kampf gegen die IT-Komplexität
So wird Komplexität gemessen und gesteuert.

Doch viele legen auch selbst Hand an, vor allem durch die Standardisierung und Implementierung von Prozessmodellen (28 Prozent), indem sie Systeme, Server und Daten konsolidieren (25 Prozent) oder zum Beispiel eine Basisstruktur für ihre IT einrichten.

Doch da müssen sie gezielt vorgehen und die Komplexität ihrer IT auch messen, was zumindest 32 Prozent der Studienteilnehmer auch tun. Ein Drittel von ihnen setzt dafür auf standardisierte Applikationen und Prozesse, sieben Prozent standardisieren Daten und Reports, vier Prozent nutzen eine besondere Kosten-Nutzen-Betrachtung in der Ressourcenplanung. Ebensoviele verrechnen hausintern die Leistung mit den wahren kosten. Weitere vier Prozent lassen Fachleute ihr Wissen untereinander austauschen.