MAN

Jetzt mit IT-Tochter

05.07.2006 von Horst Ellermann
Seit dem 1. Januar 2006 hat MAN ein Shared Service Center für IT: Die MAN IT-Services GmbH, kurz MIT, übernimmt zunächst Infrastruktur-Aufgaben im Leistungswert von rund 140 Millionen Euro.

Jeder zweite der rund 800 IT-Mitarbeiter bei MAN gehört seit Anfang dieses Jahres der neuen Tochtergesellschaft mit Sitz in München an. Das heißt nicht, dass er seinen angestammten Arbeitsplatz verlassen muss. Viele der operativen Aufgaben bleiben an den Standorten, erklärt CIO und MIT-Geschäftsführer Wolfgang Brunn: "Wir fangen jetzt erst langsam mit der Konsolidierung an." Die lange Tradition der Dezentralität will und kann der CIO nicht auf einen Schlag ändern. Aber die generelle Marschrichtung des Vorstands, sich im Mischkonzern aufs Kerngeschäft zu konzentrieren und "Common Methods und Shared Services" zentral zu etablieren, unterstützt Brunn voll: "Man braucht ja nicht unbedingt 20 verschiedene Server-Typen und sechs Betriebssysteme."

Zurzeit feilen der CIO und seine Kollegen am IT-Service-Katalog, den sie mit den IT-Leitern aus Bereichen wie MAN Nutzfahrzeuge oder Ferrostaal abstimmen müssen. Im Mai will Brunn den Katalog im IT-Board verabschieden lassen, in dem neben den IT-Vorständen aus den Bereichen auch deren IT-Leiter sitzen. ("CIO" dürfen diese bei MAN nicht heißen. Das "C" bleibt den Vorständen vorbehalten.) Anschließend werden dann die Service Level Agreements (SLAs) vereinbart.

Das IT-Board trifft sich alle halbe Jahre, um die wichtigsten Entscheidungen zu beraten. Der untergeordnete IT-Lenkungsausschuss tagt in kürzeren Zeitabständen, um zwischen Demand- und Supply-Seite zu verhandeln. Derzeit verkörpert Brunn diese beiden Rollen noch in einer Person. Doch der 63-Jährige stellt bereits die Weichen für seine Nachfolge: Spätestens Ende 2006 will er aussteigen. "Meine Vorstellung ist, dass dann eine völlig neue Generation die Führung übernimmt", sagt der CIO und MIT-Geschäftsführer. Das heißt dann aber auch, dass seine beiden Aufgabenfelder personell getrennt werden.

Auch Anwender mental vorbereiten

MIT wird auf diese Weise nach und nach darauf eingestellt, die Supply-Seite wie ein Dienstleister zu spielen. "Darauf muss man die Mitarbeiter, aber auch die Anwender erst einmal mental vorbereiten", sagt Brunn, der 25 Jahre Change-Management bei MAN verweisen kann. Zwar sei überhaupt nicht vorgesehen, MIT auf den Drittmarkt zu schicken, aber die dortigen Vorgehensweisen mit SLAs und entsprechendem Pricing gefallen dem MAN-Vorstand schon sehr gut. Einführen lassen sie sich am einfachsten im Infrastruktur-Bereich, für dessen laufenden Betrieb MAN im Augenblick zwischen 130 und 150 Millionen Euro ausgibt. Dieses Budget wird künftig über die MIT laufen.

Weitere 70 bis 100 Millionen Euro für Anwendungsentwicklung und Prozessgestaltung bleiben in den IT-Budgets der Konzernbereiche. Auch da ließe sich noch viel standardisieren und gemeinsam kostengünstiger machen, meint Brunn. An lohnenden Projekten für die Zukunft nennt er ein Dokumenten-Management für nicht-serielle Geschäfte wie den Anlagenbau sowie eine SAP-Anwendungskonsolidierung. Aktivitäten in diesen Bereichen sind aber derzeit noch nicht vorgesehen. "Das überlasse ich dann meinem Nachfolger", sagt der altersweise CIO.