CIOs noch nicht auf Auslagern in Billigländer angewiesen

Kein Offshoring trotz Finanzkrise

07.01.2009 von Riem Sarsam
Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist da und doch irgendwie nicht. Die meisten CIOs planen mit einem gleich bleibenden oder steigenden IT-Budget. Für sie besteht kein Grund, mehr IT-Offshoring zu betreiben.

Unternehmen in Deutschland sehen zurzeit noch keinen Handlungsbedarf, ihre Offshore-Aktivitäten zu erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine nicht-repräsentative Umfrage des Beratungshauses Experton Group, die er im Auftrag des IT-Dienstleisters Atos Origin durchgeführt hat.

Eine Erklärung liefert die Entwicklung der IT-Budgets: Bei 57 Prozent der befragten Unternehmen bleiben diese 2009 im Vergleich zu 2008 konstant. Bei 32 Prozent nehmen die geplanten Ausgaben für IT sogar zu. Elf Prozent der IT-Verantwortlichen müssen allerdings mit weniger Geld auskommen.

Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn die durchschnittliche Abnahme bei den IT-Budgets liegt bei 30 Prozent, die durchschnittliche Zunahme nur bei zwölf Prozent. Außerdem: Die Planungen für 2009 sind zwar durch, können aber jederzeit überarbeitet und nach unten korrigiert werden.

Generell ist der Markt für Off- und Nearshore in Deutschland im Vergleich beispielsweise zu Großbritannien noch nicht stark ausgeprägt. Etwa die Hälfte der befragten Firmen lagern bereits Bereiche der IT ins europäische und außereuropäische Ausland aus oder planen Outsourcing in diese Regionen. Bei den Briten liegt der Offshore-Anteil bei 80 Prozent, wobei sie vor allem nach Indien auslagern.

Deutsche Firmen dagegen mögen es lieber, wenn sich der Outsourcing-Anbieter näher an der Heimat befindet. Bei der Frage, wohin ausgelagert werden soll, liegt Europa bei der Beliebtheit mit über 90 Prozent klar vorne. Für jeden Dritten kommt auch Indien in Frage. Länder wie China und Pakistan oder südamerikanische Staaten liegen in der Gunst weit dahinter.

Dabei würde nur jeder Zehnte sich direkt einen Offshore-Anbieter im entsprechenden Land suchen. Für rund ein Viertel kommt nur ein Offshorer in Frage, der auch eine Vertretung in Deutschland besitzt. Über die Hälfte der Befragten zieht es allerdings vor, einen Dienstleister zu wählen, der eine Global Delivery Strategie verfolgt.

Global-Sourcing-Strategie

Denn mittlerweile steht Offshore nicht mehr als isoliertes Thema da. "Es muss Teil einer Global-Sourcing-Strategie sein", sagt Ulrich Engelhardt, Senior Vice President Consulting & Systemintegration bei Atos Origin. Dass dabei der Anteil von Offshore heute bei rund der Hälfte liege, zeige allerdings auch, wohin der Trend geht. "Schließlich steht die Leistung im Vordergrund. Woher die Einzelteile stammen, interessiert niemanden, wenn die Qualität stimmt", so Engelhardt.

Für die Zukunft prognostiziert Engelhardt weniger Mammut-Projekte beim Offshoring. Dafür werden kleinere Aktivitäten zunehmen. Denn auch der Mittelstand denkt und handelt mehr und mehr global.

Die Experton Group hat im Auftrag von Atos Origin im Oktober 30 IT-Verantwortliche in Deutschland zu IT-Offshore-Aktivitäten vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise befragt. Die Umfrage ist branchenübergreifend. Allerdings macht mit zwei Drittel der Mittelstand (250 bis 499 Mitarbeiter) den Großteil aus.