CIOs kämpfen mit Web 2.0

Keine Lust auf LinkedIn

29.12.2009 von Christiane Pütter
CIOs halten Twitter, Facebook oder LinkedIn einerseits für Zeitverschwendung ohne erkennbaren Nutzen. Andererseits fürchten sie, bei einer Verweigerung den Anschluss zu verpassen.

Jack MacKay hat keine falsche Scheu vor offenen Worten. Er stehe in Sachen Social Media auf der langen Leitung, gibt der CIO der American Hospital Association (AHA) auf unserer US-Schwesterpublikation cio.com zu. Er habe weder Zeit noch Lust, sich damit zu beschäftigen. Kürzlich hat er dennoch Accounts bei Facebook, LindedIn und Twitter eröffnet. "Damit ich wenigstens ein bisschen Ahnung davon bekomme", sagt er.

MacKay geht es nicht alleine so. Der IT Excellence Benchmark, den das deutsche CIO-Magazin gemeinsam mit der TU München und der Business Group Munich (bgm) durchführt, zog erst vor wenigen Wochen das Fazit: Echte Communities gibt es nur im echten Leben.

Dennoch scheinen sich Entscheider wie MacKay unter Druck zu fühlen, sich mit dem Thema anzufreunden. Dafür hält Chuck Musciano, CIO des US-Baumaschinenherstellers Martin Marietta Materials, Tipps parat. Er twittert mehrfach täglich auf zwei verschiedenen Accounts, einem privaten und einem geschäftlichen. Außerdem betreibt er einen Blog und klickt häufig auf Facebook und LinkedIn.

"Irgendwann wird das zu viel und man kann er nicht mehr bewältigen", sagt Musciano. Deshalb arbeitet er jetzt mit der Software TweetDeck. Das Programm filtert zum Beispiel Inhalte, sucht nach Schlagworten und strukturiert Twitter-Kontakte.

Zeitmanagement-Berater Matthew Cornell empfiehlt, Termine für die Nutzung von Social Media in den Kalender einzutragen. Manager sollten sich ein strenges zeitliches Limit für die Beschäftigung damit setzen.

Außerdem, so Cornell weiter, muss jeder CIO für sich selbst Maßstäbe entwickeln, an denen er den Erfolg seiner Social-Media-Aktivitäten misst. Die Nutzer von cio.com sehen das ebenso. Ein User namens T.S., der sich als Social Media Manager bezeichnet, gibt Tipps für die Klassifizierung der Sites. LinkedIn, schreibt er, sei eigentlich gar kein Netzwerk. "Anders als bei Twitter oder Facebook können sie keine echten Beziehungen aufbauen", so T.S. Es gehe dabei nur um Angeberei mit einer möglichst hohen Zahl an Kontakten. Er habe seinen Account wieder geschlossen und es nicht bereut.

Twitter und Facebook als Übungsfeld für ein internes Netzwerk

Jack MacKay, der zögerliche AHA-CIO, weiß inzwischen, was er von seinen Networking-Experimenten lernen will. Er plant, ein internes Netzwerk für die Mitglieder der American Hospital Association aufzubauen. Als Vertriebskanal sieht er die Sites dagegen nicht. Er habe nicht vor, neue Produkte über Twitter bekannt zu machen, sagt MacKay.

CIO.com-Autorin Kristin Burnham schreibt über das Thema unter dem Titel "Coping with social media burnout".