Fertigungsunternehmen nachlässig im Produktionsmanagement

Kennzahlen oft mangelhaft gepflegt

14.10.2009 von Werner Kurzlechner
Unternehmen nutzen nur in geringem Umfang Kennzahlen als Steuerungsinstrument für ihre Produktion. Das hat die Felten Group in einer aktuellen Studie herausgefunden. Einen Tipp zur Verbesserung der Analyse von Schlüsseldaten hat Felten auch gleich parat: den Aufbau von Production Intelligence (PI) - analog aufgebaut zur Business Intelligence (BI).

Jede Menge Spielraum für Optimierung - das dürften sich CIOs und CFOs als allererstes denken, angesichts der Ergebnisse einer Umfrage des Software- und Beratungshauses Felten. Denn offenbar hapert es in den deutschen Fertigungsunternehmen an der Kenntnis der für eine effiziente Produktion benötigten Schlüsseldaten. Zwar weisen die befragten 340 mittelständischen und großen Produktionsunternehmen diesen Kennzahlen - den Key Performance Indicators (KPIs) - eine zunehmend erfolgskritische Bedeutung bei. Derzeit gibt es aber noch erheblichen Verbesserungsbedarf in der Auswertung und Steuerung der Daten, die etwa über Bearbeitungszeiten, Auschussquoten oder Fehlerhäufigkeiten exakt Aufschluss geben.

Kennzahlen zu Production Intelligence
Bedeutung der KPIs als Steuerungsinstrument
Es mangelt nicht an Einsicht. Die große Mehrheit der Firmen denkt, dass KPIs als Steuerungsinstrument künftig eine wichtige Rolle spielen. Nur ein Fünftel in gänzlich anderer Meinung.
Kennzahlensystem für das Produktionsmanagement
Allerdings erscheint der Ist-Zustand ausbaufähig. Fast die Hälfte der Unternehmen hält das eigene Kennzahlensystem derzeit für nur bedingt bedarfsgerecht. 23 Prozent stellen sich in dieser Frage selbst ein miserables Zeugnis aus.
Aktualität der Kennzahlen
Schwierigkeiten haben die Unternehmen auch damit, ihre Kennzahlen auf dem aktuellen Stand der Dinge zu halten. Fast drei Fünftel arbeiten nach eigener Einschätzung mit überwiegend oder teilweise veralteten Zahlen.
Kontinuierliche Verbesserung
Selbst wenn die KPIs weitgehend gut gepflegt werden, ist der nächste und entscheidende Schritt keineswegs von selbst getan. Es kommt nämlich darauf an, die Kennzahlen dann auch wirklich zur ständigen Prozessverbesserung zu nutzen. Das gelingt nur 18 Prozent mühelos.

63 Prozent der Befragten messen den KPIs künftig zwar eine entscheidende Bedeutung bei. Von einem aktuell uneingeschränkt bedarfsgerechten Kennzahlensystem für ihr Produktionsmanagement berichten aber lediglich 28 Prozent. Knapp die Hälfte attestiert dem KPI-System in eigenen Haus "gewisse Einschränkungen". Falls es überhaupt ein Kennzahlensystem gibt, wird häufig mit veralteten Daten gearbeitet. Nur ein Fünftel sagt, dass in ihrem Unternehmen durchgängig mit sehr aktuellen Kennzahlen operiert wird. Etwa genauso viele äußern allerdings, dass ihre Kennzahlen überwiegend veraltet seien.

Daten werden nicht zur Prozessoptimierung genutzt

Mau sieht es also aus bei der Datengrundlage - und keineswegs besser in der Nutzung des vorhandenen Wissens. Auf die Frage, ob KPIs konsequent dafür eingesetzt werden, die Prozesse kontinuierlich zu verbessern, antworten lediglich 18 Prozent mit "Ja". 54 Prozent sagen, dies sei begrenzt der Fall; 28 Prozent gestehen ein, dass dies kaum geschehe.

"Es fehlte bislang an zeitnahen Analysemöglichkeiten, die Auskunft über die tatsächliche Wirkung der Maßnahmen erteilen", versucht Felten-Geschäftsführer Werner Felten die Ursache der Mängel zu ergründen. "Weil sich die Wirkung nicht genau ermitteln lässt, besteht wenig Motivation, den Aufwand für ein bedarfsgerechtes und jederzeit aktuelles Kennzahlensystem zu betreiben", so Felten weiter. Seiner Ansicht genügen herkömmliche Produktionsleitsysteme, die klassischerweise Betriebsdatenerfassung, Maschinendatenerfassung und Personaldatenerfassung vereinen, den gewachsenen analytischen Ansprüchen und Möglichkeiten nicht mehr. In den Produktionsprozessen müsse die gleiche analytische Qualität erreicht werden wie in den Business-Prozessen.

Felten propagiert in diesem Zusammenhang bereits seit längerem den Ansatz einer Production Intelligence (PI) - quasi das Pendant zur gängigen Business Intelligence (BI) auf der Produktionsebene. PI basiere wie BI auf der präzisen Analyse und intelligenten Nutzung der aufbereiteten Informationen. Für die Entwicklung einer PI-Strategie empfiehlt Felten, auf die Entwicklungsprozesse und Einführungsbedingungen von BI zurückzugreifen und nach konzeptionellen und operativen Anknüpfungspunkten zu suchen. Im Idealfall sollten Verfahren entwickelt werden, die ein enges Zusammenspiel der technischen Tools von BI und PI ermöglichen.