IT-Manager wetten

Klassische Hardware gibt es nicht mehr

12.08.2011 von Walter Denk
Walter Denk, Vice President & General Manager der COMPAREX Deutschland, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Walter Denk ist Vice President & General Manager der COMPAREX Deutschland.
Foto: COMPAREX Deutschland

"Ich wette, dass wir 2021 keine klassische Hardware mehr kennen, sondern über allgegenwärtige Ressourcen-Schnittstellen zu flexibler Rechenleistung, Speicherplatz und Bandbreite verfügen."

Eine Industrialisierung in der IT? Arbeiten wir hier heute vielleicht noch in Manufakturen oder betreiben etwa "Drei-Felder-Wirtschaft"? Kaum zu glauben: Letzteres ist tatsächlich derzeit noch größtenteils Standard!

Aber dazu später mehr. Lassen Sie mich zuerst mein Kernthema etwas genauer definieren: Es geht um die kommende Industrialisierung der IT. Der Begriff "Industrialisierung" bezeichnet ja nicht nur eine Kulturepoche, die ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Wirtschaftswelt revolutionierte. Das Wort steht heute in erster Linie für einen elementaren Wertekanon in so gut wie jeder Branche: nämlich die umfassende Standardisierung und damit einhergehende Automatisierung von Verfahren beziehungsweise Prozessen.

Ja, wie? Macht das die IT nicht überhaupt erst in unserer modernen Wirtschaft im großen Umfang möglich? Das tut sie durchaus. Bei anderen! Für sich selbst steht der IT die große "industrielle Revolution" aber erst noch ins Haus. Mit ganz wesentlichen Veränderungen für Anwender, Hersteller und natürlich auch für Lösungsarchitekten wie COMPAREX.

Jeder Computer besteht aus mehreren Komponenten. Zusammengefasst ergeben diese "ein Ganzes". Dessen Zweck ist es aber nicht, eine möglichst leistungsstarke Konfiguration zu bilden, sondern vielmehr eine bedarfsgerechte Performance zu liefern. Mit konkreten Vorteilen wie zum Beispiel Informationsvorsprung, Zeitersparnis, Ressourcenoptimierung etc. Die Industrialisierung in der IT muss und wird in den kommenden zehn Jahren dieses Denken konsequent weiterentwickeln, und zwar von der Perspektive des gewünschten Endeffekts aus!

Fabric-Based-Infrastructure verwaltet IT in virtuellen Ressourcen-Pools

Praktisch wird sich das wie folgt darstellen: Eine zentrale Software, sogenannte "fabric-based infrastructure", verwaltet die einzelnen IT-Komponenten in virtuellen Ressourcen-Pools. Damit ist der Computer kein Stück klassische Hardware mehr, er wird eher zur "Idee".

Alle Wetten finden Sie im CIO-Jubiläumsbuch. Die Redaktion stellt das Buch am 29. September anlässlich der 10-Jahres-Feier des Magazins im Bonner Kameha Grand Hotel vor.
Foto: IDG Business Media GmbH

Natürlich muss ich den virtuellen Werkzeugkasten in Teilen noch anfassen können, um seine Schnittstellen zu nutzen. Im Wesentlichen wird mein IT-Zugang aber zum Ressourcen-Cluster von CPU- & GPU-Rechenleistung, Speicherplatz, Netzwerkbandbreite, Arbeitsspeicher, Anwendungen, I/O-Vorgängen usw. Aus diesen Pools werden dann alle erforderlichen Leistungen für die Aufgaben zugewiesen. Dynamisch und wirklich in Echtzeit.

Sicherlich haben Sie zentrale Aspekte dieser Philosophie in letzter Zeit auch schon in einem Wort zusammengefasst gehört. Genau: Wir reden hier auch über den Begriff "Cloud".

Können Sie sich in einer Branche wie etwa der Automobilindustrie eine laufende Auslastung von ca. 30 Prozent vorstellen? Sicher nicht für lange Zeit. In der IT dagegen sind solche Auslastungsquoten der Ressourcen in IT-Umgebungen heute noch viel zu oft die Regel. Und dieser Umstand wird auch allgemein akzeptiert beziehungsweise hingenommen! Warum? Weil hier eben vielerorts noch die "Handwerker-Mentalität" zum Tragen kommt, gefördert durch ein Zunftdenken von Spezialisten. Die Lösung seiner Probleme und Wünsche überlässt man auserwählten Adepten einer enigmatischen Kunst.

Hier kann und wird die IT bis 2021 von der verarbeitenden Industrie einiges lernen: Just-in-Time-Bereitstellung, hoher Automatisierungsgrad und standardisierte Qualitätskontrollen sind da nur einige Stichworte. Die gute Nachricht für CIOs: Sie werden die Produkte und Dienstleistungen, die durch IT unterstützt werden, schneller sowie zu niedrigeren Kosten liefern können.

Endanwender gewinnen enorm an Priorität

Das hört sich schon sehr stark nach echtem High-Performance-Computing an. Eine wirklich industrialisierte Infrastruktur geht aber noch einige Schritte weiter: Es stehen grundlegende Entscheidungen über die Automatisierung von Routineaufgaben oder auch Sortimentsbereinigungen an. Denn Industrialisierung soll in der IT niemals heißen: längere Innovationszyklen und stupidere Arbeit. Es bedeutet in erster Linie hohe Spezialisierung und neue Allianzen.

Im Ergebnis kann es dann sein, dass einige Aufgabengebiete der IT von heute in zehn Jahren nicht mehr relevant und damit verschwunden sind. Mit Sicherheit werden administrative Aufgaben anspruchsvoller und die Hardware irrelevanter. Denn eines wird enorm an Priorität gewinnen: der Endanwender. Moderne Arbeitskräfte erwarten nicht nur eine laufend flexiblere, sondern dazu auch noch eine immer verfügbare IT.

Und ein industrialisiertes Konzept kann eben auch unkomplizierter Leistungen auslagern oder diese von externen Fachleuten ausführen lassen. So werden neue Services schneller bereitgestellt. Oder genauso schnell wieder aus dem Programm genommen, wenn kein Bedarf mehr besteht. Einfach, weil sich die "Andockstellen" zur Leistungserbringung standardisiert darstellen.Nicht nur wie heute als genormte Interfaces an Geräten, auch im Nukleus von IT-Services: den Programmen und Prozessen!

Selbst der Siegeszug des Internets gab in den vergangenen 20 Jahren leider nur erste Anstöße in Richtung einer Industrialisierung der IT. Und auch die Regeln der IT Infrastructure Library (ITIL) hatten bis dato nicht den Charakter eines verbindlichen Manifestes für den Aufbruch in eine neue Ära der IT. Nun allerdings erweist sich insbesondere die Cloud als eine vielversprechende Plattform - oder besser gesagt als entscheidender "Katalysator" - zur Weiterentwicklung und letztlich auch für den Erfolg dieser service-orientierten Philosophie. Und die Vorteile für Kunden und Anwender? Die sind von enormer Vielfalt!

Dass Individualisierung sehr gut mit Industrialisierung fahren kann, beweist schon seit vielen Jahren der Autokauf: So ist es bei der Fülle an möglichen Varianten und Sonderausstattungen heute recht unwahrscheinlich, dass etwa bei VW, BMW oder einer anderen großen Marke zwei identische Fahrzeuge vom Band rollen.

Es laufen ja auch keine identische BMWs mehr vom Band

Dieses bedürfnisorientierte Prinzip haben aber längst auch weitere Branchen erkannt und umgesetzt. Kamen früher etwa die Laufschuhe aus dem Regal im Sportartikelgeschäft, kann man sich nun auf den Hersteller-Homepages von Sohle über Material und Musterung alles eigens zusammenstellen; die Wunschfarbe der Schnürsenkel selbstverständlich gleich noch dazu. Womit man beim nächsten Halbmarathon durch die City wieder mal ganz vorn mit dabei wäre.

Was hier läuft, wird in ähnlicher Form auch bei der IT zum Schrittmacher werden. Eine striktere Orientierung an Dienstleistungs- und Prozessanforderungen bildet dafür die Grundlage. Als Anbieter von IT-Dienstleistungen stehen Unternehmen wie COMPAREX dann freilich vor der Herausforderung, ein derart variantenreiches Leistungsspektrum optimal zu unterstützen.

Hier sehen wir für uns ein erweitertes Kompetenzfeld als innovativer Macher für Industrie und Öffentlichen Dienst. Die konsequente Nutzung modularer Servicearchitekturen und Plattformen wird dabei mehrere Vorzüge bringen: Jeder Mitarbeiter bekommt genau die IT-Ressourcen, die er braucht, wann er sie braucht und so lange er sie braucht. In vielen Branchen werden dafür Community Clouds entstehen, bei denen sich kooperierende Unternehmen oder Verwaltungen Speicherplatz, Rechenleistung oder Applikationen "teilen", ohne dass der Endanwender davon etwas merkt.

Die Industrialisierung hat die Gesellschaft verändert: Aus Knochenarbeitern und Handwerkern wurden Ingenieure und Entwickler. Auch der kommende Wandel in der IT hin zu einem industrialisierten Modus Operandi führt zu elementaren Umstellungen, die für viele Akteure mit ziemlicher Sicherheit zu Herausforderungen werden.

Wir werden uns in unserer Branche an Vokabeln wie "Lean Production" oder "On-Demand-Services" gewöhnen müssen. Manches wird lieb gewonnene Gewohnheiten einfach hinwegfegen und heute noch als wertvoll betrachtete Spezialqualifikationen erbarmungslos marginalisieren. Dafür werden neue IT-Kompetenz-Zentren in Unternehmen und Behörden entstehen und maßgeschneiderte Serviceprodukte mit automatisierten, hoch standardisierten Prozessen anbieten. Die Industrialisierung führt hier nicht zu einer Rationalisierung, wenn der Servicegedanke wirklich in den Vordergrund gestellt wird.

Welche CIOs bei der neuen industriellen Revolution gewinnen werden

IT-Dienstleister müssen mit neuem Geschick auf Themen wie Auslagerung oder internationale Verteilung von Leistungen reagieren. Für eine spezialisierte Produktion werden eben auch spezifische IT-Services und Fachkräfte gebraucht. Die ersten Cloud Services von heute sind da nur erste Vorboten. Gewinner dieser neuen „industriellen Revolution“ werden die CIOs, die Verantwortlichen und die Unternehmen sein, die sich rechtzeitig dieser Herausforderung stellen.

Für uns als COMPAREX ist diese Zeit schon heute gekommen. Schließlich ist es erfolgversprechender, eine Entwicklung kreativ mitzugestalten, als gezwungenermaßen mitzumachen. So werden wir als IT-Consultants in den kommenden Jahren auch viel mehr über Prozesse und Optimierungen nachdenken als über Systemeinstellungen. Für die Anwender und damit unsere Kunden wird diese Zukunft allerdings vor allem eines sein: ausgesprochen vorteilhaft.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

Weitere Wetten finden Sie auf unserer Seite Wetten auf die nächste Dekade.