Cross-Channel statt Channel-Silos

Kunden ticken anders

18.04.2012 von Matthias Frerichs und Christian Voß
Smartphones und Social Media verändern das Kundenverhalten drastisch. Für eine neue Cross Channel-Architektur plädieren deshalb Christian Voß und Matthias Frerichs von Steria Mummert in ihrer Kolumne.
Christian Voß ist Senior Manager bei Steria Mummert Consulting im Bereich Cross Industry Solutions.
Foto: Steria Mummert Consulting

Bei klassischen Multikanal-Strategien haben Web-Portale, Online-Kataloge, Point of Sale (PoS), Support-Anwendungen und Mobile Apps oftmals alle ihre speziellen IT-Systeme, Datenhaushalte und Geschäftsprozesse. Die Kunden ticken allerdings anders: Für rund 40 Prozent der Deutschen ist das Smartphone ein wichtiger Einkaufsbegleiter - beispielsweise um Preise mal eben schnell online zu vergleichen.

Analysten gehen davon aus, dass 2012 der Zugriff auf das Internet über mobile Endgeräte den herkömmlichen Zugriff über Desktop-PCs überholt haben wird. Jeder vierte Deutsche "postet" heute schon Produktempfehlungen über soziale Netzwerke. Durch den natürlichen Umgang mit einer Fülle von Endgeräten und Medien erwarten Endverbraucher deshalb vernetzte Informations-, Verkaufs- und Servicekanäle.

Matthias Frerichs ist Principal Consultant bei Steria Mummert Consulting ebenfalls im Bereich Cross Industry Solutions.
Foto: Steria Mummert Consulting

So werden sie zum Beispiel bei der Fahrt in der U-Bahn durch Werbeplakate auf Produkte aufmerksam, informieren sich per QR-Code über das Smartphone, lassen sich offline im Geschäft beraten, holen Erfahrungen anderer Kunden auf Facebook oder in Produktforen ein, kaufen später online vom Heim-PC oder Tablet PC aus und rufen bei einer Anwenderfrage den Helpdesk an.

Um den heutigen Erwartungen der Kunden an ein nahtloses Informations-, Kauf- und Serviceerlebnis gerecht zu werden, braucht es eine komplette Verzahnung aller Kommunikationskanäle. Eine derartige Cross Channel-Strategie bietet die Chance, bestehende Kunden durch mehr Servicequalität zu halten und neue hinzuzugewinnen.

Denn das Ziel Wachstum durch Neukundengewinnung kann heute nicht mehr allein mit einem breiteren Warenangebot erzielt werden. Dafür sind die Märkte häufig zu gesättigt. Der Wettbewerb um den Kunden verlagert sich vielmehr in Richtung Service-Exzellenz. Und ein zentraler Erfolgsfaktor hierfür ist ein nahtloses Kundenerlebnis über alle Kommunikationskanäle.

Gegenüberstellung von Multi und Cross Channel aus Kundensicht.
Foto: Steria Mummert Consulting

Das bedeutet nicht, dass Cross Channel einen Ersatz für Multi Channel darstellt. Die einzelnen Kanäle werden weiterhin existieren. Allerdings sind Kunden-, Bestell- und Angebots-/Promotiondaten sowie die Logik und Verarbeitung der Geschäftsprozesse über die jeweiligen Kanäle vereinheitlicht. Der Kunde bestimmt den Kanal, über den er ein Unternehmen ansprechen möchte, sei es um ein Produkt zu erwerben oder einen Service in Anspruch zu nehmen. Dabei ist er in der Lage, Prozesse für alle Dienstleistungen in Gang zu setzen und jederzeit zu unterbrechen.

Die Daten, die zum Kauf- oder Servicevorgang vom Kunden selbst eingegeben und/oder bereits vorhanden sind, gehen nicht verloren. Sie werden gespeichert, auch wenn der Kunde den Kanal wechselt. Er kann somit den Prozess in einem beliebigen anderen Kanal seiner Wahl wiederaufnehmen und den Kauf oder Servicevorgang exakt an dieser Stelle abschließen.

Die Umsetzung beginnt auf der Business-Seite

Ein nahtloses Kundenerlebnis entsteht damit vor allen durch eine Steigerung der Prozess- und Servicequalität. Die Umsetzung hierfür beginnt auf der Business-Seite: Unternehmen brauchen hierfür übergreifende Vertriebs-, Marketing- und Serviceaktivitäten. Eine durchgängige Kommunikation steigert darüber hinaus den Wiedererkennungswert auf allen Kanälen und damit die Identifikation mit der Marke. Ein reibungsloser Wechsel des Kontakt- und Kommunikationsmediums fördert zudem die Kundenzufriedenheit, und die zentrale Steuerung der Verkaufs- und Service-Prozesse sichert hierfür die Qualität auf allen Kanälen. Und für das Gewinnen und die langfristige Bindung von Kunden braucht es zudem flexible Angebote, die sowohl offline als auch online verfügbar sind.

5 Brückenschläge zur IT

Cross Channel-Lösungen und mobile Endgeräte

Ein häufiger Auslöser für das Umschwenken von Multi Channel- auf Cross Channel-Architekturen ist die zunehmende Nutzung von Smartphones durch den Endverbraucher. Viele Unternehmen nehmen den aktuellen Trend im Mobile-Computing zum Anlass, um ihre IT generell stärker zu vernetzen. Für die Umsetzung gelten grundsätzlich die gleichen Prinzipien und Vorgehensweisen wie bei allen Endgeräte-Implementierungen.

Die Mehrheit der Herausforderungen bei mobilen Endgeräten wird durch etablierte Multi Channel-Lösungen bereits behoben und betrifft überwiegend die geräte- und betriebssystemspezifische Bereitstellung von Inhalten in der obersten Ebene des Software-Stacks. Hierzu entwickeln viele Unternehmen bereits ihre eigenen Mobile-Strategien, um den Herausforderungen dieses doch sehr neuen Marktes zu begegnen.

3 Werkzeuge für die Umsetzung von Cross Channel-Architekturen

Christian Voß ist Senior Manager bei Steria Mummert Consulting im Bereich Cross Industry Solutions.

Matthias Frerichs ist Principal Consultant bei Steria Mummert Consulting ebenfalls im Bereich Cross Industry Solutions.