IT-Strategietage

Leidenschaftlicher Appell von DLR-CIO Popp

17.02.2014 von Christoph Lixenfeld
"Wehrt euch!" – Mit diesen einfachen Worten lässt sich zusammenfassen, was DLR-CIO Hans-Joachim Popp den Zuhörern zu Industriespionage und NSA mit auf den Weg gab.
DLR-CIO Hans-Joachim Popp auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Foto Vogt

Zum Teil liegt es vermutlich an der Besonderheit seines eigenen Unternehmens, dass CIO Hans-Joachim Popp gerne kämpferisch auftritt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt produziert Know-how. Und Wissen, sagt Popp, ist das Öl des 21. Jahrhunderts. Der Forschungsdienstleister DLR untersucht mit fliegenden Rechenzentren jene Partikel, die Vulkane aus den Tiefen der Erde in die Luft schleudern oder beteiligt sich an der Rosetta-Mission, bei der es um die Kartographierung eines rund 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen durch eine Sonde geht.

Solches Know-how weckt natürlich Begehrlichkeiten, ebenso wie das von Auto- oder Maschinenbaufirmen. Gleichzeitig wird es immer einfacher, in Systeme einzubrechen, das Wissen darüber sei schon fast Allgemeingut, sagt Hans-Joachim Popp. „Das fängt an mit der Anleitung zum Knacken der Kindersicherung an der Fritzbox, die es kostenlos in allen Sprachen auf YouTube gibt, und geht weiter mit einer Software, um SQL-Datenbanken zu knacken. Auch die können Sie innerhalb weniger Minuten im Internet finden und herunterladen.“

Natürlich geht es bei Industrie-Spionage und Lauschangriffen um mehr und um andere Dinge. Besonders gefährlich sind solche Angriffe erstens deshalb, weil die Betroffenen in der Regel nichts davon bemerken und sich deshalb sicher fühlen. Popp zieht den Vergleich mit der atomaren Strahlung: Was nicht weh tut, kann ja so gefährlich nicht sein, dachten noch bis vor wenigen Jahren viele.

Hamburger IT-Strategietage 2014
Deutschlands größter IT-Management-Kongress bringt die wichtigsten IT-Manager zusammen.
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In der Praxis können Verkäufer und Kunde gemeinsam den Bildschirm steuern.
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Blick auf die Ausstellermeile.
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Die Teilnehmer im großen Saal.
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Während der Pause.
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Blick auf die Ausstellermeile.
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Der Vortragssaal war wieder gut gefüllt.
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Blick auf die Ausstellermeile.
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Blick in das Publikum.
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Auf einer Ebene: Die Ausstellermeile und der große Tagungssaal führte Aussteller und Teilnehmer immer wieder zusammen.
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Zum Abschluss der Hamburger IT-Strategietage sprach Max Otte über Herausforderungen, Auswege und Chancen auf den Kapitalmärkten.
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Wir bedanken uns bei allen Partnern und Teilnehmern und freuen uns auf die 13. Hamburger IT-Strategietage 2015 vom 05. bis zum 06. Februar.

Zweites Problem: Die Gesetzgebung hat auf dem Gebiet der IT-Sicherheit viele Lücken, und erst recht komplex ist die juristische Gegenwehr über Landesgrenzen hinweg. „Deshalb aber den Kopf in den Sand zu stecken nach dem Motto: Da kann man halt nichts machen, und wir als Deutsche allein sowieso nicht, wäre ein großer Fehler“, sagt Hans-Joachim Popp. „Und im Übrigen stimmt es auch nicht.“ Jeder, der so argumentiere, müsse sich fragen, ob er zumindest die einfachen, naheliegenden Schutzmechanismen konsequent einsetze.

Popp fragt in den Saal, ob es unter den Zuhörern auf den Hamburger IT-Strategietagen IT-Verantwortliche gebe, die den E-Mail-Verkehr zwischen verschiedenen Niederlassungen noch über das öffentliche Internet leiten. Erwartungsgemäß hebt niemand die Hand, aber es ist bekannt, dass immer noch eine ganze Reihe von Unternehmen so vorgehen.

„Das ist nicht notwendig, wir können unseren Traffic über deutsche oder zumindest europäische Netze abwickeln“, sagt der DLR-CIO. „Sich nach außen abzugrenzen ist in Deutschland sogar relativ einfach, weil 90 Prozent des Internet-Datenverkehrs über einen einzigen Knoten in Frankfurt laufen.“

Jenseits der eigenen Grenzen ließe sich die Reise von Daten schwer nachverfolgen, vieles rausche dreimal um die Erde und am Ende sei schwer einzuschätzen, wo es ursprünglich herkam. Auch an die Möglichkeit, die Aktivitäten gewöhnlicher Krimineller von denen der Geheimdienste trennscharf auseinanderzuhalten, glaubt Hans-Joachim Popp nicht, weil sich beide der jeweils anderen Seite bedienten. Deshalb sein Appell: „Halten Sie Ihre Kronjuwelen fern vom Internet.“

Selbst Experten könnten Angriffe oft nicht als solche erkennen. „Schadsoftware kommt heute als Update bewährter Programme daher, solcher von Adobe zum Beispiel oder McAffee. Diese Programme greifen an, stehlen ganze Datenverzeichnisse, und beseitigen anschließend perfekt ihre eigenen Spuren. Auch viele Firewalls, die wir heute nutzen, sind machtlos dagegen.“

Popp plädiert dafür, beim Sourcen in Zukunft neue Wege zu gehen. Europäischen Anbietern eine Chance zu geben und nicht zu denken, bestimmte Dinge könnten nur US-Firmen. Autofirmen zum Beispiel würden sich für ihre Fertigung nie auf einen einzigen Partner versteifen, beim Einkauf von IT-Leistungen geschehe das aber allzu oft.

„Wir müssen aber auch unsere Stimme erheben und der Politik helfen, auf diesem Gebiet tätig zu werden. Schließlich geht es hier um eine massive Bedrohung unserer Industrie und unserer Gesellschaft insgesamt.“

Keine Angst vor großen Worten hat Hans-Joachim Popp auch, wenn es darum geht, die Kollegen zum Mitmachen zu bewegen. Er setze ein Kopfgeld aus auf den Nachweis einer Backdoor, „damit wir endlich Gewissheit haben.“

Außerdem sollte der IT-Anwenderverband Voice e. V. ein Politikpaket schnüren, die Verantwortlichen Aufklären über die verworrenen Interessenslagen. Deutschland brauche eine Cyber-Abwehr-Infrastruktur als Teil der inneren Sicherheit, das sei vor allem für kleinere Unternehmen wichtig.

„Und wir brauchen ein definiertes Set von Anbietern, auf die wir uns verlassen können, sollten nur mit Leuten zusammenarbeiten, deren Interessenslagen wir einschätzen können.“ Am Schluss eines leidenschaftlichen Vortrags stand ein ebenso leidenschaftlicher Appell. Hans-Joachim Popp: „Arbeiten Sie bei Voice mit. Nur was wir machen, wird auch passieren. Und was wir nicht machen, wird nicht passieren.“