Stadt München

Linux-Streit: Microsoft veröffentlicht Studie

28.01.2013 von Johannes Klostermeier
Microsoft hat sich dazu entschlossen, eine Zusammenfassung der LiMux-kritischen HP-Studie zur Verfügung zu stellen. Die Kritikpunkte im Detail.

Kostet die Umstellung von Windows und Office auf Linux die Stadt München Geld statt der gemeldeten elf Millionen an Einsparungen? Die Total Cost of Ownership-(TCO)-Studie, die Microsoft Deutschland bei HP Consulting in Auftrag gegeben hat, hat Microsoft jetzt CIO.de in einer freigegebenen Zusammenfassung zur Verfügung gestellt. Hier kann sie jetzt jeder nachlesen: Studie über die Open Source Software Strategie der Stadt München (PDF).

Deckblatt der umstrittenen Studie (Zusammenfassung) von HP für Microsoft.

Microsoft habe sie nach den Veröffentlichungen der Stadt München „zu den vermeintlichen Sparerfolgen ihrer LiMux Strategie" in Auftrag gegeben, um „eine faktenbasierte Diskussionsgrundlage in Kundengesprächen zu erhalten", schreibt die Sprecherin von Microsoft Deutschland in ihrer E-Mail. „Die Studienergebnisse waren nicht zur Veröffentlichung vorgesehen."

Und weiter heißt es: „Die Bekanntmachung der Studienergebnissen auf Focus Online haben inzwischen jedoch ein breites öffentliches Interesse geweckt, so dass wir uns entschlossen haben, eine Zusammenfassung der Studie zur Verfügung zu stellen." Autor der Studie ist Jan-Jürgen Eden von Hewlett-Packard (HP).

Der Artikel von Focus Online „Software-Streit bei der Stadt München: Haben Udes IT-Experten falsch gerechnet?" zur LiMux-Umstellung bei der Stadt München hatte zuvor für viel Wirbel gesorgt. Focus-Redakteur Michael Franke zitierte dabei aus der Studie und den Autoren der HP-Studie wie folgt: „Zahlreiche Faktoren wurden bei einer Veröffentlichung der angeblichen Linux-Kosten von der Stadt München überhaupt nicht berücksichtigt."

Linux habe seit der Einführung im Jahr 2003 für die Stadt München drei Betriebs-Versionen eingesetzt, diese Kosten aber nicht aufgeführt. Bei Windows wäre keine neue Software-Version erforderlich gewesen. Etwa jeder vierte Rechner der Münchner Stadtverwaltung laufe noch auf Microsoft-Basis, da „alle Fachverfahren nicht auf Linux migrierbar" seien.

Sauer waren die Verantwortlichen der Stadt München über die Vorwürfe: „Selbstverständlich werden wir uns mit dieser Kritik gerne auseinandersetzen. Ich habe deshalb Microsoft sofort aufgefordert, uns diese Studie zur Verfügung zu stellen", erklärte Karl-Heinz Schneider, Chef des städtischen IT-Dienstleisters IT@M. Aber, so sagte Schneider weiter: „Was ich bislang der Presse entnehmen konnte, wirft allerdings erhebliche Zweifel an der Aussagekraft der Studie auf."

München hat "erhebliche Zweifel an der Aussagekraft der Studie"

Jetzt können die Kritiker zumindest die Zusammenfassung der Studie nachlesen. Hier die Punkte, die der Autor der Microsoft-HP-Studie im Einzelnen aufführt:

Kritik an OpenOffice, Rollout und Kosten

Microsoft-Kosten versus Linux-Kosten

Genaueres führt die Zusammenfassung der Studie in zwei Tabellen auf. Der Autor der Studie kommt bei der Berechnung der Gesamtkosten einer umfassenden Migration nach Windows XP mit Office 2003 auf eine Höhe von 17.020.518 Euro. Die Gesamtkosten einer umfassenden Migration nach Ubuntu Linux mit OpenOffice.org beziffert die Studie auf 60.638.986 Euro (siehe Tabellen).

Kosten für die Migration nach Ubuntu Linux mit OpenOffice.org.

Allerdings: Für den Betrachtungszeitraum der Studie wurden die Lizenz- und Hardwarekosten gesondert berechnet. Damit seien „für den Betrachtungszeitraum nur die eigentlichen Arbeitskosten des Betriebs zu berücksichtigen."

Gesamtkosten einer umfassenden Migration nach Windows XP mit Office 2003.

Und es gibt weitere zahlreiche Einschränkungen zum Zahlenmaterial: „Dieses Dokument macht bei den personellen und den daraus zum Teil resultierenden monetären Aufwandsbetrachtungen nur grobe Schätzungen, weil oft kein geeignetes Zahlenmaterial der Stadt München vorliegt. Für die Betrachtung der Windows-Seite wurden bevorzugt Zahlen der Firma Microsoft, für die LiMux-Seite bevorzugt Zahlen der Stadt München herangezogen. Lücken wurden mit Annahmen, die sich zum Teil aus Projekterfahrungen der Firma HP ableiten lassen, geschlossen", heißt es einmal.

Gesamtkosten ohne Lizenzgebühren

Und an anderer Stelle: „Eine Darstellung der monetären Situation gestaltet sich äußerst schwierig, da keine belastbaren Zahlen von der Stadt München vorliegen." Und: „Die Kosten für die Hardware können nicht aufgeführt werden, da keine Inventarliste der Stadt München vorliegt, nach der der Hardwarebedarf bestimmt werden kann." Weiter: „Zur Bestimmung der Betriebskosten kann nur mit Orientierungswerten gearbeitet werden." Sowie: „Zur Bestimmung der Betriebskosten bei der Stadt München wäre ein leider derzeit nicht vorhandener tiefer Einblick in die Prozesse der Stadt München und den Umfang bzw. der Diversität der Arbeitsplätze erforderlich. Darum kann im Rahmen dieser Studie nur ein Orientierungswert erarbeitet werden."

Sicherlich werden wir bald wieder von der Stadt München beziehungsweise von Karl-Heinz Schneider, dem Chef des städtischen IT-Dienstleisters IT@M, hören.