Führungskräfte lernen, dass es aufs Lernen ankommt

Manager wollen authentischer auftreten

09.08.2007 von Werner Kurzlechner
Fachkompetenz bringen Manager genügend mit. Davon gehen sie jedenfalls selbst aus. An einem kritischen Blick auf sich selbst fehlt es ihnen dennoch nicht. Ein großer Teil der Führungskräfte glaubt, an Kommunikationsfähigkeit und einem authentischen Auftreten noch hart arbeiten zu müssen. Das geht aus einer Studie der Akademie für Führungskräfte zur Weiterbildung von Managern hervor.
Die meisten Manager haben begriffen, dass Weiterbildung unerlässlich ist.

Akademie-Geschäftsführer Daniel F. Pinnow stellt der Studie eine Konfuzius-Weisheit voran: "Am höchsten steht, wer alles intuitiv versteht." Gerade in dieser Botschaft wurzelte über Jahrzehnte rückständiges Denken. Der ungebrochene Mythos der begnadeten Unternehmerpersönlichkeit untergrub allerlei Anstrengungen, moderne Methoden zu vermitteln. Jemand kann führen oder eben nicht - so dachten viele. Diese Denke ist inzwischen fast, aber noch nicht gänzlich verschwunden: 14 Prozent der von der Akademie Befragten vertreten nach wie vor diesen Standpunkt.

Die meisten Manager haben das Zitat aus dem alten China aber zu Ende gelesen: "Danach kommt, wer durch Lernen zur Erkenntnis gelangt. Es folgt der, der erst lernt, wenn er in Schwierigkeiten ist. Wer nicht einmal lernt, wenn er in Not ist - den hält das Volk für das Letzte." Für 86 Prozent der Manager steht fest, dass Führungskräfte heute mehr lernen müssen als früher. Ein Drittel denkt aber auch, dass sie aus Scheu vor Kritik ungern Seminare besuchen.

Nichtsdestotrotz ist Präsenz-Training nach wie vor die am häufigsten gewählte Lernform. 343 von 360 Befragten besuchten in den vergangenen zwei Jahren Seminare. 229 bildeten sich durch Fach-Lektüre weiter. 165 ließen sich von kompetenten Mitarbeitern auf einen besseren Sachstand bringen: durch Instruktionen oder Erläuterungen. E-Learning nutzten 86 Teilnehmer der Umfrage.

Manager ignorieren Blogs

Fast 70 Prozent der Manager gebrauchen sehr oft oder oft das Internet als Medium der Weiterbildung. Viele glauben, dass die Bedeutung von Web-Artikeln (84 Prozent), Foren (80 Prozent) und Blogs (51 Prozent) in diesem Kontext wächst. Bisher allerdings schenken 96 Prozent der Manager der virtuellen Welt der Blogs keinerlei Beachtung.

So gewichten die Führungskräfte die einzelnen Lerngebiete.

Alles in allem hat die Wirtschaftselite ein weiteres Bonmot verinnerlicht, das die Studie zur Auflockerung zitiert - dieses Mal von George Bernard Shaw: "Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, dass man ununterbrochen gezwungen ist, dazuzulernen." Aber was denn eigentlich? Überraschend eindeutig schreibt sich das Führungskräfte-Panel Defizite in den sogenannten "soft skills" zu.

41 Prozent finden, Manager müssten mehr über Emotionale Intelligenz wissen

Geschlagene 67 Prozent nannten Weiterbildung in Sachen Wahrhaftigkeit und Authentizität "sehr wichtig" - die höchste Bewertung auf einer sechsstufigen Skala. 54 Prozent setzen mit ebensolchem Nachdruck eine Priorität auf Kommunikation und Gesprächstechniken. Bei Emotionaler Intelligenz liegt der Anteil bei 41 Prozent.

Zum Vergleich einige Werte aus "härteren" Kenntnis-Gebieten: neue Management-Methoden fünf Prozent, Projekt-Management neun Prozent, Verhandlungstechniken und Fachkompetenz jeweils 18 Prozent, Zeit- und Stress-Management 19 Prozent.

Ein differenziertes Bild zeichnen die Befragten von der Lernkultur in deutschen Firmen. Zwei Drittel sagen, die Unternehmen schenkten der Weiterbildung zu wenig Aufmerksamkeit und nutzten neue Medien nicht ausreichend. Dass es am Arbeitsplatz überhaupt keine Lernkultur gebe, sagt aber nur ein Fünftel.

Interessanterweise kennen die Befragten das Problem von zwei Seiten. Einerseits sind sie als Führungskräfte mitverantwortlich für die Lernkultur. In diesem Zusammenhang glauben 29 Prozent, ihre Mitarbeiter "in jeder Hinsicht" zu unterstützen. Mehr als die Hälfte sieht das zumindest "in fast allen Fragen".

Als aktive Lernende fühlt sich andererseits ein Viertel vom eigenen Vorgesetzten "sehr gut" unterstützt. Eine Mehrheit von fast 60 Prozent lobt zwar die eigenen Chefs, hält aber auch fest, dass ohne Eigeninitiative keine Weiterbildung erfolgt.

Plädoyer für Umlage-Finanzierung

Ein knappes Drittel investiert bereitwillig Arbeitszeit für den Besuch von Seminaren. Ein gutes Viertel ist bereit, auf Freizeit zu verzichten. Anstrengende Reisen nimmt für das Mehr an Wissen ebenfalls ein knappes Drittel in Kauf.

Sich persönlich an den Kosten zu beteiligen, lehnen die Befragten indes konsequent ab: Gerade einmal 13 Prozent ließen sich dazu eventuell überreden. Kein Wunder, dass sich zwei Drittel für ein Umlage-System zur Finanzierung der beruflichen Weiterbildung aussprechen, wie es in Frankreich bereits existiert.

Die Akademie für Führungskräfte stellt die Studie "Lernen - Managen - Führen: Wie bilden sich deutsche Manager weiter?" ab 3. September zum Herunterladen bereit.