Fertigungsindustrie will Datenaustausch auf allen Ebenen verbessern

Manufacturing Intelligence für gläserne Fabrikhallen

01.12.2006 von Christiane Pütter
Es gehört viel mehr IT in die Fabrikhallen, proklamieren die Analysten von Aberdeen. Und für die Weiterentwicklung von Produkionsausführungs-Systemen (MES) haben sie auch schon einen neuen Namen gefunden: Manufacturing Intelligence. Damit die sich durchsetzen kann, müssen Fertigungsbetriebe mit einem Wust an Daten aus verschiedenen Quellen klar kommen - dann aber können sie laut den ersten Erfahrungsberichten Kosten senken.

Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man den Begriff Manufacturing Intelligence (MI) bringen kann, beinhaltet Synergieeffekte zwischen Daten auf Unternehmensebene und betrieblichen Abläufen. Dabei werden mittels Enterprise-Ressource-Planning-Lösungen (ERP) und Manufacturing Execution Systemen (MES) Daten aus verschiedensten Quellen gesammelt und integriert.

Nach den Worten der Analysten soll Manufacturing Intelligence aber mehr können, nämlich Abläufe in real-time sichtbar machen, Event Management unterstützen und Prognosen ermöglichen.

Kostensenkung um zehn Prozent

Nach Lage der Dinge ist MI derzeit irgendwo zwischen dem Top-Down-Ansatz von ERP und dem Bottom-Up-Ansatz von MES angesiedelt. Wem es gelingt, hier eine Verbindung aufzubauen, profitiert. So berichtet einer der Teilnehmer, dessen Unternehmen von Aberdeen wegen überdurchschnittlich guter Ergebnisse als "Best in class" (BIC) eingestuft wird, von einem Rückgang bei den beeinflussbaren Kosten um gut zehn Prozent.

Kostenreduktion gilt denn auch als wichtigster Treiber in Sachen MI. Außerdem wollen die Unternehmen damit den Druck auf die Preise durch Kunden und Konkurrenz abfedern und Wettbewerbsvorteile erreichen.

Die Analysten haben sich angesehen, welche Prioritäten die Unternehmen bei der konkreten Arbeit mit MI setzen. Für mehr als jeden Zweiten (55 Prozent) steht als erstes an, Daten aus den Abläufen in der Fabrikhalle für das ERP-System und andere Anwendungen nutzbar zu machen. Knapp dahinter rangiert das Ziel, Qualitätsschwankungen zu verringern. Auf Platz drei der Liste: Das Weiterleiten von Informationen über Werkaufträge oder Warenbestände aus dem ERP-System in die Fabrikationsstätte.

Bis das funktioniert, müssen noch einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. So hat mehr als jeder Zweite (54 Prozent) Schwierigkeiten damit, die bestehenden Systeme zu integrieren. 42 Prozent nennen uneinheitliche Architekturen als Problem, ebenso viele kommen zusätzlich nicht mit ihrer Vielzahl an Anwendungen klar. Und 37 Prozent monieren veraltete Technologien oder haben Schwierigkeiten mit den proprietären Systemen.

Aberdeen will erhoben haben, dass bereits 38 Prozent der Studienteilnehmer mit Manufacturing Intelligence befasst sind. Allerdings meinen die Analysten damit sowohl die Unternehmen, die MI bereits implementiert haben, als auch die, die angeben, MI binnen Jahresfrist einführen zu wollen. Weil diese Kategorien nicht getrennt werden, bleibt es der Interpretation des Lesers überlassen, ob der Grad der tatsächlichen Durchdringung nun ein oder 37 Prozent beträgt.

Analysten raten zum Entrümpeln

Wie auch immer: Wer sich zum Ziel setzt, mittels MI Transparenz "from the shop floor to the top floor" schaffen zu wollen, sollte mit folgenden Schritten beginnen:

Der letzte Punkt bezieht sich auf das Übermaß an Software-Lösungen, die mittlerweile in vielen Unternehmen implementiert sind. Nach dem Motto "Weniger ist mehr" raten die Analysten, die Effizienz der einzelnen Systeme zu prüfen und sich für das Beste zu entscheiden.

Aberdeen hat für die Analyse "Bridging the ERP and Shop Floor Divide" mit 440 Unternehmen aus den Branchen Automobil, Industrie-Anlagebau, Energieversorgung und High-Tech gesprochen.