IT-Management

Mehr Effizienz im IT-Controlling

12.09.2012 von Melanie Mack und Arnaud Bigard
IT-Abteilungen müssen in der Lage sein, die Gesamtkosten von IT-Systemen zu identifizieren, zu messen sowie Investitionen rechtfertigen zu können. Ein methodisches Vorgehen und Best Practices im IT-Controlling sind daher heute unumgänglich. Nachfolgend ein Überblick.
Der IT-Leitung fällt es oft schwer, sich einen detaillierte Überblick über die tatsächlich angefallenden IT-Kosten zu verschaffen.
Foto: Frank Gärtner - Fotolia.com

Der Druck auf Unternehmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung hat in den letzten Jahren tendenziell zugenommen. Die IT-Abteilung steht nach den allgemeinen Ausgaben, Transportkosten, Finanzierungskosten und Telekommunikationskosten, an durchschittlich fünfter Stelle der im Unternehmen anfallenden Kosten.

Allerdings fällt es der IT-Leitung oft schwer, sich einen detaillierte Überblick über die tatsächlich angefallenden IT-Kosten zu verschaffen, gar nicht zu reden von IT-fernen Finanzdirektoren oder CFOs, die belastbare Zahlen benötigen. Die Gründe für dieses Informationsdefizit liegen vor allem in der mangelnden Integration der oft auf verschiedenen Systemen gespeicherten IT-Finanzdaten:

Einen Überblick über die Daten für Analysezwecke ist so schwer zu gewinnen. Hilfe verspricht die Einführung von Business-Intelligence-Lösungen. Sie helfen bei der Integration der relevanten Daten in einem IT-Data-Warehouse und bieten Werkzeugen für das Reporting, die Analyse und die Planung von IT-Kosten und -Leistungen.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage in der IT-Abteilung nach entsprechenden Lösungen gestiegen. Typischerweise werden im Rahmen der Einführung solcher BI-Anwendungen wie in anderen Unternehmensbereichen oftmals bisher genutzte fehleranfällige und ineffiziente Excel-basierende Controlling-Lösungen abgelöst, zurückgefahren und ergänzt.

Ansätze zur Kostenreduktion in der IT

Seit Jahren versuchen Unternehmen über die Neuverhandlung von Lieferantenverträgen, die Verschiebung oder komplette Absage von Projekten oder aber die Verlängerung des Lebenszyklus von IT-Ausstattung, Kosten in der IT zu senken. Die selbe Stoßrichtung haben des Weiteren in den größeren Organisationen Ansätze zum Outsourcing von IT und Personal. In diesem Zusammenhang hat in den letzten zwei Jahren das Cloud Computing an Bedeutung gewonnen, verspricht es doch eine flexible Nutzung von IT-Infrastruktur als auch Applikationen je nach aktuellem Bedarf über externen Dienstleistern ('aus der Cloud'); bezahlt wird hier nach dem tatsächlichen Verbrauch.

Egal welcher Ansatz für die IT gewählt wird, eine Kostensenkung für Verträge oder Investitionen lässt sich nur erzielen, wenn sich das IT-Management einen umfassenden, vollständigen und zuverlässigen Überblick über die verschiedenen IT-Kosten verschaffen und diese in unterschiedlicher Szenarien miteinander vergleichen kann. Nachfolgend einige methodische Ansätze hierfür:

1. ITIL Financial Management für IT-Services

ITIL (Information Technology Infrastructure Library) ist ein Ende der 80er Jahre ins Leben gerufenes Regel- und Definitionswerk für das IT-Service-Management. Die als De-facto-Standard angesehene dritte Version, ITIL v3, ist eine Sammlung von Best Practices bzw. Good Practices für den Betrieb einer IT-Infrastruktur in fünf Kernbänden. Mittlerweile gibt es eine Aktualisierung als ITIL 2011 Edition, die aber grundsätzlich mit der dritten Version übereinstimmt.

Der Prozess des Financial Managements für IT-Services wird in dem ITIL-Buch "Service Strategie", das auch die Prozesse Demand Management, Service-Portfolio-Management und Strategy Generation beschreibt, erklärt. Dieser Prozess umfasst die Verwaltung der Kosten für das Erbringen von IT-Services in den drei Teilbereichen Budgetplanung, Buchhaltung und Leistungsverrechnung.

Zu diesen drei Teilbereichen des Prozesses bietet ITIL v3 folgende Definitionen:

Nachfolgend stelnn wir Ihnen Definitionen und Konzepte des Kosten-Managements nach ITIL v3 kurz vor:

a) IT-Kosten-Ebenen

Bei der Definition der IT-Kosten unterscheidet ITIL drei Ebenen:

b) Leistungsverrechnung

Bei der Leistungsverrechnung unterscheidet ITIL v3 die Elemente "Cost Center" und "Profit Center". Erstes ist eine Geschäftseinheit oder ein Projekt, dem Kosten direkt zugeordnet sind. Es werden entsprechend keine Kosten für die erbrachten Services verrechnet. Ein Profit Center ist hingegen eine Geschäftseinheit, welche für erbrachte Services Gebühren berechnet.

c) Verfahren und Indikatoren

Prozess "Financial Management für IT Services"

Das Finanzmanagement von IT-Services ist ein wichtiger Aspekt von ITIL. Hauptsächlich geht es um die Identifikation und Verwaltung von Service-Kosten, die durch die IT für Fachbereichsnutzer erbracht wurden.

Die Umsetzung des ITIL-Prozesses "Financial Management für IT Services" ermöglicht diesbezüglich die Evaluation der IT-Service-Kosten, um sie besser kontrollieren und optimieren zu können. Zunächst werden die von der IT erbrachten Services und ihre Bestandteile identifiziert und anschließend in einem Service-Katalog in Verbindung mit der Configuration Management Database (CMDB) gesammelt. Die CMDB kann alle von der IT-Abteilung für den Anwender bereitgestellten Services sowie alle für die Auslieferung der Services notwendigen Configuration Items (CI), wie beispielsweise Anwendungen und Server, verwalten.

Sind alle CIs und die Relationen definiert, lassen sich diesen CIs Kosten zuordnen (z.B. Server-Wartungsarbeiten, Software-Lizenzen etc. -> siehe hierzu die von ITIL definierten Kostenebenen). Auf Grundlage dieser Informationen können IT-Manager die Gesamtkosten für jeden Service ermitteln. Asset-Management-Lösungen und IT-Controlling/Business-Intelligence-Lösungen unterstützen dies.

Das erklärte Ziel ist die Identifikation aller Service-Kosten als Grundlage für die Weiterverrechnung oder des Angebotes verschiedener Service Levels. Dadurch wird der IT-Abteilung die Möglichkeit gegeben, ein und denselben Service auf verschiedenen Service-Levels (Gütestufen) zu unterschiedlichen Preisen anzubieten (beispielsweise ein Support-Service, der bei 24 Stunden Verfügbarkeit zu einem höheren Preis berechnet wird als bei Verfügbarkeit zu Geschäftszeiten).

2. Activity based costing (ABC)

Das 1986 vom internationalen Konsortium produzierender und dienstleistender Unternehmen CAM-I (Consortium for Advanced Manufacturing International) definierte ABC-Verfahren ist eine andere Methode, die zur Evaluation von IT-Kosten eingesetzt werden kann.

ABC basiert ebenfalls auf der Definition von Relationen zwischen den verschiedenen Bestandteilen des IT-Systems und verwaltet 3 Elementtypen: Services, Aktivitäten und Ressourcen. Das ABC-Verfahren identifiziert die IT-Kosten, indem es Ursache und Wirkung in Zusammenhang bringt.

Die verwalteten Elemente sind:

Auf diese Weise hilft die Methode die Kosten der IT-Services einzuschätzen.

3. Indikatoren zur Messung von IT-Kosten

Grafik: Indikatoren zur Messung von IT-Kosten.
Foto: Barc

Die Ermittlung der IT-Kosten soll ebenfalls dazu dienen, ihren Wertbeitrag abzuschätzen und als Argumentationshilfe für Investitionsentscheidungen zu wirken.

Der Wertbeitrag der IT kann mittels einer Gegenüberstellung der Kosten von den Indikatoren Leistung, Anwenderzufriedenheit und Qualität des Informationssystems ermittelt werden (siehe Grafik).

Ziele und Nutzen des IT-Controllings

Zusamengefasst zeichnet sich ein gutes IT-Finanzmanagement dadurch aus, dass es IT-Services nach Wirtschaftlichkeit und Nutzen für die Anwender einschätzen kann (siehe Tabelle).

Ebene

Das IT-Finanzmanagement ermöglicht...

Quelle:

Barc

Geschäftsführung

Messbarkeit des Nutzens der IT am Gesamterfolg des Unternehmens

Optimierung der Entscheidungsfindung auf Basis zuverlässiger Informationen zur Identifikation der gesamten IT-Kosten im Zusammenhang mit anderen Indikatoren

IT-Leitung

Optimierung der Entscheidungsfindung zum Anstoß neuer Projekte

Evaluierung der Kosten von Anfrage aus den Fachbereichen und Vorschlagen von Alternativ-Lösungen

Argumentationsgrundlage für IT-Ausgaben

Vorschläge für Leistungsverrechnung, die an den Verbrauch angepasst sind

Verwaltungs- und Finanz-Abteilung

Schnelle Ermittlung der IT-Ausgaben sowie einen zusammenhängenden Überblick aus buchhalterischer und operativer Sicht

Optimierung der Finanzierungsmöglichkeiten für IT-Projekte

Ebenfalls soll es in der Lage sein, gegebenenfalls Alternativ-Lösungen zu finden (beispielsweise verschiedene Service-Levels im Service Desk zu unterschiedlichen Preisen).

Ferner hilft die Identifikation des Wertbeitrages der IT, Investitionen zu begründen.

Die Zuordnung und Analyse der Kosten für jeden erbrachten IT-Service ermöglichen eine bessere Kontrolle der Nutzer-Anfragen und einen verbesserten Wertbeitrag. Hierdurch können IT-Service-Kosten besser auf Fachbereichsebene evaluiert werden. (CFOworld)