Arbeitsmarkt: IT-Dienstleister stellen ein

Mehr ITler arbeitslos gemeldet

10.08.2009 von Thomas Pelkmann
Trotz Krise wollen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) Personalabbau vermeiden. Zunächst sollen andere Einsparpotenziale genutzt werden. Informations- und IT-Dienstleister setzen dagegen eher auf Neueinstellungen.

Die Wirtschaftskrise hat nun auch den Mittelstand voll im Griff. Insbesondere bei industriellen Mittelständlern seien die Auftragspolster weggebrochen. Das sei, so hat der Mittelstandsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) herausgefunden - "eine Folge der zwischenzeitlich nahezu versiegten Auslandsnachfrage".

Insgesamt aber, so die Umfrage unter mehr als 20.000 Betrieben mit bis zu 500 Beschäftigten, beurteilen KMU ihre Situation nicht so düster wie Großunternehmen: "Während diese ihre Lageeinschätzungen im Jahresvergleich um 65 Prozent zurück genommen haben, sind es beim Mittelstand ‚nur’ 40 Prozentpunkte".

Zu den Firmen, die ´trotz der Krise auf ein Mitarbeiterplus setzen, gehören offenbar auch die Informationsdienstleister (plus 17 Prozent) und die IT-Dienstleister (plus zwei Prozent). Der Arbeitsmarkt bleibt dennoch angespannt. "Es ist derzeit leichter als vor ein bis zwei Jahren, auf dem Arbeitsmarkt gut ausgebildete Fachkräfte zu bekommen", zitiert der DIHK-Bericht einen IT-Dienstleister mit 30 Mitarbeitern. Auf der anderen Seite, so der DIHK, habe der Wettbewerb um die besten Köpfe im zurück liegenden Aufschwung gezeigt, wie eng das Fachkräfteangebot sei. Daher dürften IT-Fachleute, ebenso wie andere hoch qualifizierte Fachkräfte, mit einem relativ geringen Entlassungsrisiko rechnen.

Das spiegelt sich auch in den aktuellen Arbeitsmarktzahlen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) wieder: Hier gibt es zwar im Bereich IT-Fachleute einen Anstieg der Arbeitslosen von 30.252 im Juni auf 33.080 im Juli. Gleichzeitig sank die Zahl der offenen Stellen von 5.410 auf 5.191. Allerdings schlagen auch hier die Folgen der Krise eher moderat durch.

Kurzarbeit vor Stellenabbau

Bevor KMU ihre Belegschaften verkleinern, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, "nutzen sie andere Möglichkeiten, flexibel zu reagieren". Viele kleine und mittelständische Unternehmen bauen beispielsweise zunächst einmal den Resturlaub ihrer Beschäftigten ab, lassen kurzarbeiten oder verzichten auf die Verlängerung befristeter Arbeitsverhältnisse und Leiharbeit. Auch Umstrukturierungen wie Outsourcing oder der Verkauf von Beteiligungen stünden auf der To-Do-Liste, bevor es zu Personalabbau bei den Stammbelegschaften komme. Auch solche Maßnahmen, kommentiert BA-Chef Frank-J. Weise, stabilisierten den Arbeitsmarkt.

Der Grund: Der Wettbewerb um die besten Köpfe in zurück liegenden Aufschwungphasen habe den Unternehmen vor Augen geführt, wie eng das Fachkräfteangebot in Deutschland sei. Gerade in diesem Bereich setzen daher die Unternehmen eher noch auf Neueinstellungen als auf eine Reduktion des Personals.

Finanzierung bleibt problematisch

Auch wenn nicht alle KMU die wirtschaftliche Lage kritisch bewerten: Problematisch bleibt dem DIHK-Report zufolge die Finanzierung neuer Aufträge. So verlangten Kreditinstitute in der Krise bei der Kreditvergabe höhere Sicherheiten und bewerten gleichzeitig die vorhandenen Sicherheiten kritischer. Fast zwei Drittel (62 Prozent) bewerten diese restriktiven Vergabekriterien als ein großes Problem. "Alle Investitionen größer 10.000 Euro sind zurückgestellt", heißt es etwa bei einem Industriedienstleister mit 45 Mitarbeitern stellvertretend für viele andere kleine und mittelständische Betriebe quer durch die unterschiedlichen Branchen und Industriezweige.

"Damit die zaghaften Hoffnungsschimmer zu einer besseren Mittelstandskonjunktur führen", so der DIHK, müssen die Finanzmärkte wieder in Gang kommen. "Die Banken schauen offensichtlich zu sehr in den Rückspiegel", kommentiert DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann diese Entwicklung. "Ich bitte daher die Verantwortlichen der Kreditinstitute, bei der Einschätzung der Kreditwürdigkeit der Unternehmen die verbesserten Geschäftsaussichten stärker zu berücksichtigen. Wir müssen alles dafür tun", so Driftmann, "dass der so dringend benötigte Aufschwung nicht abgewürgt wird".