Diskussionen um Patent-Verletzungen

Microsoft attackiert erneut Open-Source-Anbieter

21.05.2007 von Alexander Galdy
Microsoft hat wieder einmal schwere Vorwürfe gegen Konkurrenten aus der Open-Source-Gemeinde erhoben. Linux und andere freie Software verletzen 235 von Microsoft gehaltene Patente. Das sagte Microsoft-CEO Steve Ballmer in einem Gespräch mit dem US-Wirtschaftsmagazin Fortune.

Allein der Linux-Kernel verstoße gegen 42 Patente des weltgrößten Software-Kkonzerns, hieß es. Der Auflistung von Microsoft zufolge liegen 65 Verletzungen bei der grafischen Bedieneroberfläche und 45 bei der Open-Office-Suite 45 vor. Die restlichen 83 Verstöße gingen auf das Konto weiterer frei verfügbarer Software.

Microsoft sieht sich wie schon öfters in der Vergangenheit als Opfer der Open-Source-Konkurrenz. Nicht zum ersten Mal versucht der Konzern, sich davor zu schützen. Die Anbieter freier Software müssten "nach den gleichen Regeln spielen, wie der rest der Branche“, forderte Ballmer im Interview mit Fortune. Geistiges Eigentum müsse honoriert werden.

Linux weist Vorwürfe zurück

Der Linux-Verband in Berlin hat die Vorwürfe unterdessen zurückgewiesen. Die neuerlichen Behauptungen von Microsoft seien lediglich ein weiterer Versuch, "abwandernde Kunden zu halten". Microsoft rede mittlerweile regelmäßig von angeblichen Patentverletzungen. Einen Nachweis bleibe der Software-Gigant aber nach wie vor schuldig.

Linux zeigt sich also auch nach den neuesten Angriffen von Microsoft unbeeindruckt. Die Drohungen, die sich auch gegen Endkunden richteten, liefen ins Leere. Auch weil sich große Unternehmen wie IBM oder Red Hat bereits durch eigene Patentportfolios gegen solche Behauptungen abgesichert hätten.

Ob und wie Microsoft gegen die nun behaupteten Patentverletzungen vorgehen wird, ist noch unklar. Wie es scheint, strebt Microsoft aber kein Gerichtsverfahren an. Vermutlich will der Konzern lieber Lizenzvereinbarungen mit den betroffenen Unternehmen schließen.

Modell für die Zukunft

Ende vergangenen Jahre hatte Microsoft mit seinem langjährigen Konkurrenten Novell erstmals eine Partnerschaft mit einem der führenden Linux-Anbietern geschlossen. Ziel der Kooperation sollte vor allem sein, die Produkte der beiden Unternehmen besser miteinander zu verzahnen.

Für den Deal hatte es allerdings von Seiten der Linux-Gemeinde Kritik gehagelt. Die Free Software Foundation, die Lizenz-Regeln für Linux-Produkte entwickelt, hatte angekündigt, Verzahnungen wie beim Beispiel Microsoft-Novell von freier und unternehmenseigener Software verhindern zu wollen.