Analysten zum LinkedIn-Deal

"Microsoft will das gesamte Kundenerlebnis kontrollieren"

16.06.2016 von Martin Bayer
Erfolg oder Misserfolg der milliardenschweren Akquisition von LinkedIn werden davon abhängen, ob es Microsoft gelingt, das Business-Netzwerk in das eigene Portfolio zu integrieren. Versinkt es zu tief im Microsoft-Ozean, wenden sich die User ab. Bleibt es zu eigenständig, wird es schwer, Synergien zu heben.
Microsoft-Chef Satya Nadella (Mitte) und seine künftigen Mitarbeiter: LinkedIn-CEO Jeff Weiner (li.) und Reid Hoffman, Chairman von LinkedIn (re.)
Foto: Microsoft

Microsoft will das Business Netzwerk LinkedIn übernehmen. Die Transaktion habe ein Volumen von 26,2 Milliarden Dollar, teilten die Unternehmen mit. Der weltgrößte Softwarehersteller zahlt je Aktie 196 Dollar in bar. Das bedeutet einen Aufschlag von rund 50 Prozent auf den Schlusskurs drei Tage vor Bekanntgabe der Übernahmeabsichten. Den Kaufpreis wollen die Microsoft-Verantwortlichen wohl in erster Linie durch neue Anleihen aufbringen. Wie hoch der Anteil aus der eigenen Firmenschatulle sein soll, wurde nicht bekannt gegeben. Microsofts Cash-Reserven werden auf etwa 100 Milliarden Dollar geschätzt - davon liegt jedoch ein erheblicher Teil im Ausland. Transferiert Microsoft Teile seiner Barreserven zurück in die USA, müsste dieses Geld versteuert werden.

Es ist der teuerste Firmenzukauf in der Geschichte von Microsoft. 2011 hatte der Konzern Skype für 8,5 Milliarden Dollar übernommen, 2013 das Handy-Geschäft von Nokia für 7,2 Milliarden Dollar. Eine Übernahme von Yahoo, über die lange und viel spekuliert worden war, und die vor Jahren ein Volumen von rund 20 Milliarden Dollar gehabt hätte, kam nie zustande. Genau so wenig wie eine Akquisition von Salesforce, über die im vergangenen Jahr etliche Gerüchte in der weltweiten IT-Szene kursierten. Nun kommt wohl Microsofts erste Akquisition mit einem zweistelligen Milliarden-Dollar-Volumen zustande.

LinkedIn soll unabhängig weiterarbeiten

Nach bislang vorliegenden Informationen soll LinkedIn in Zukunft weitgehend unabhängig agieren. Marke, Kultur und Unabhängigkeit seien Teil des Deals, hieß es. LinkedIn-CEO Jeff Weiner soll demnach weiter im Amt bleiben und künftig an Microsoft-Chef Satya Nadella berichten. Das Board von LinkedIn rund um Chairman Reid Hoffman hat dem Geschäft bereits zugestimmt. Es wird erwartet, dass die Transaktion, die Zustimmung der Aktionäre und Kartellbehörden vorausgesetzt, noch im Laufe des Jahres abgeschlossen wird.

Der Xing-Konkurrent war 2011 an die Börse gegangen und mit 45 Dollar je Aktie gestartet. Den Höhepunkt erreichte die LinkedIn-Aktie im Februar 2015 mit einem Wert von rund 270 Dollar. Seitdem hat sich der Wert des Papiers in etwa halbiert. Die Prognosen der Geschäftsverantwortlichen fielen zuletzt bei weitem nicht so positiv und zuversichtlich aus, wie das die Anleger erwartet hatten.

Zugang zu Netzwerk mit Millionen Professionals

Mit dem Deal erhält Microsoft Zugang zu einem schnell wachsenden Netzwerk mit weltweit derzeit 433 Millionen Mitgliedern. Konkret bedeutet das im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 19 Prozent. LinkedIn ist derzeit in über 200 Ländern aktiv. Das Unternehmen meldete zuletzt einen Jahresumsatz von knapp drei Milliarden Dollar - das entspricht einem Wachstum von 35 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Geschäftsjahr. Unter dem Strich wuchs allerdings auch das Defizit deutlich von 15,3 auf 164,8 Millionen Dollar. Vor allem steigenden Kosten für Vertrieb und Marketing sowie die Produktentwicklung belasteten das Ergebnis.

Microsoft sieht LinkedIn offenbar als weiteren Hebel, um sein Cloud-Business voranzubringen. Dort soll das Netzwerk wohl mit anderen Microsoft-Lösungen wie Office 365 und der Dynamics-Business-Software verknüpft werden. Geld verdienen will Microsoft mit LinkedIn weiterhin über kostenpflichtige Prämium-Zugänge sowie gezielte individualisierte Werbung. Hier steckt offenbar noch einiges Potenzial: So beläuft sich die Zahl der kostenpflichtigen Accounts derzeit auf etwa zwei Millionen. Rund neun Millionen Firmen sind mit eigenen Seiten auf LinkedIn präsent.

Satya Nadella - zum Erfolg verdammt

In einer E-Mail an die Belegschaft bezeichnete Nadella die Akquisition als Schlüssel für das eigene Ziel, Produktivität und Geschäftsprozesse neu zu erfinden. "Wie Menschen einen Job finden, ihre Skills erweitern, ihre Arbeit erledigen und letztlich auch Erfolg haben - all das erfordert eine vernetzte Business-Welt", schrieb der Microsoft-Chef. Die Kombination der Informationen im LinkedIn-Netzwerk mit Informationen aus Office und den Dynamics Business-Lösungen werde neue Erfahrungen möglich machen. Beispielsweise könne Office durch die Verbindung mit LinkedIn Experten vorschagen, die Anwendern dabei helfen könnten, bestimmte Projekte und Aufgaben erfolgreich abzuschließen.

Angesichts einer derart hohen Milliarden-Investition dürfte aber auch das Schicksal Nadellas eng damit verknüpft sein, wie erfolgreich sich der Zukauf auf das kommende Microsoft-Geschäft auswirkt. Sein Vorgänger Steve Ballmer stolperte letztlich über den desaströsen Nokia-Zukauf. Microsoft musste Milliarden Dollar abschreiben, Ballmer seinen Hut nehmen. Mittlerweile hat sich Microsoft aus dem Handy-Geschäft wieder verabschiedet.

Ein ambitioniertes Spiel, sagen die Analysten

Viel wird also davon abhängen, ob es Microsoft gelingt, den teuren Zukauf stimmig in sein Portfolio zu integrieren. Das Potenzial dafür ist zumindest da, sagt Dan Olds, Analyst von The Gabriel Consulting Group. "Ich sehe viele Möglichkeiten, wie LinkedIn Microsoft dabei helfen kann, sein Versprechen einzulösen, die Produktivität der Anwender zu erhöhen und Prozesse effizienter zu machen." Olds zufolge sei LinkedIn in der Vergangenheit vielfach unterschätzt worden, gerade was das Potenzial im Business-Umfeld anbelangt. Microsoft habe das erkannt und sollte - wenn es der Konzern richtig anstelle - aus seiner mächtigen Investition durchaus Kapital schlagen können. "Das ist ein ungeheuer mutiger Schritt für Microsoft", sagt der Analyst.

Judith Hurwitz, Analystin von Hurwitz & Associates, glaubt, der Deal könnte dazu beitragen, Microsoft zurück ins Zentrum der Unternehmen zu bringen, "dorthin wo der Konzern über Jahrzehte hinweg regiert hat". Es sei definitv ein teurer Plan, konstatiert die Branchenbeobachterin. Microsoft wolle LinkedIn in Kombination mit Office 365 dazu nutzen, eine einheitliche Umgebung für Business-Verknüpfungen zu schaffen. Für Anwenderunternehmen, deren IT-Infrastruktur von Haus aus eher Microsoft-zentrisch aufgebaut sei, könnte das durchaus interessant sein. "Ich denke, Microsoft möchte zu einem Modell zurückkehren, in dem sie das gesamte Kundenerlebnis kontrollieren", sagt Hurwitz. "Das ist ein ambitioniertes Spiel."

Die Übernahme und von LinkedIn gehe für Microsoft weit darüber hinaus, 'nur' ein Business Netzwerk zu betreiben, glaubt Rob Enderle, Analyst der Enderle Group. Vielmehr sei die Akquisition Teil einer umfassenden Strategie, sich zurück auf seine User zu fokussieren und sich gegen neue Wettbewerber zu positionieren.

Die Geschichte von Microsoft
Surface Book 2
Relativ überraschend stellte Microsoft Ende Oktober 2017 das Surface Book 2 vor. Das gleicht seinem Vorgänger rein äußerlich fast bis aufs Haar. Dafür wurde das Innenleben ordentlich aufgemöbelt - unter anderem mit den i7-Prozessoren der achten Generation. Das Scharnier ("Hinge") weist nun Keramik-Elemente auf, auch das Surface Dial wird jetzt unterstützt. Die wichtigste Neuerung beim Surface Book 2 bleibt zunächst den USA vorbehalten: Das 15-Zoll-Modell.
Zuwachs für die Surface-Familie
Neben dem Windows 10 Creators Update stellt Microsoft im Oktober 2016 in New York auch ein neues Surface-Device vor. Das Surface Studio will den All-in-One-PC neu interpretieren, kommt mit Touch-Unterstützung und einem neuartigen Eingabegerät - dem Surface Dial. Das neue AiO-Surface ist ein direkter Angriff auf Apples iMac 5K. Daneben zeigt Microsoft auch eine neue, leistungsstärkere Version des Surface Book.
Windows 10 Creators Update
Ende Oktober 2016 präsentiert Microsoft das nächste Update für Windows 10. Das "Creators Update" soll ab Frühjahr 2017 auf sämtliche Windows-10-Devices kommen. Eines der wichtigsten Updates: Mit Paint 3D soll künftig Jedermann in der Lage sein, 3D-Grafiken ganz einfach zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen. Für künftige Mixed-Reality-Erfahrungen steht nicht nur Microsofts Hololens zur Verfügung, sondern auch verschiedene VR-Devices von Microsoft Partnern, wie HP, Dell oder Lenovo.
Microsoft kauft LinkedIn
Für 26,2 Milliarden Dollar will Microsoft das Business-Netzwerk LinkedIn übernehmen, kündigte der Konzern im Juni 2016 an. Es ist der größte Zukauf der Firmengeschichte. Microsoft-Chef Satya Nadella will damit dem Cloud-Geschäft rund um Office 365 und die Dynamics-Business-Lösungen zusätzlichen Schwung geben.
Microsoft baut deutsche Cloud
Microsoft schwenkt immer stärker auf Cloud-Kurs ein und forciert die Entwicklungen rund um seine Cloud-Plattform Azure. Im November 2014 wird eine Kooperation mit der Deutschen Telekom angekündigt. Deren Tochter T-Systems soll Microsofts deutsches Cloud-Data-Center betreiben und gleichzeitig als Datentreuhänder fungieren. Damit will der Konzern alle Begehrlichkeiten von US-Behörden hinsichtlich der Kundendaten in der Cloud abblocken.
Windows 10 und neue Devices
Mit Windows 10 bietet Microsoft Ende Juli 2015 seinen Kunden erstmals kostenlos ein Windows-Upgrade an. Mit Windows 10 und Windows 10 Mobile verfolgt Microsoft das Ziel, ein Betriebssystem auf allen Geräteklassen zu etablieren. Einige Monate nach dem Release des Betriebssystems stellt Microsoft zudem neue Devices vor, die auf Windows 10 zugeschnitten sind. Highlight ist das erste Notebook 'made by Microsoft' - das "Surface Book".
Dieser Mann soll es richten
Seit Februar 2014 leitet Satya Nadella den weltgrößten Softwarekonzern. Steve Ballmer hatte im August 2013 seinen Rückzug als Chef von Microsoft erklärt - auch weil die Kritik an seiner Geschäftsstrategie immer lauter wurde. Sein Nachfolger Nadella muss den verpatzen Einstieg in den Markt der mobilen Geräte ausbügeln. Mit Personalwechseln und einer neuen Devise, die sich mehr auf Cloud-Dienste und mobile Technologien konzentriert, will Nadella Microsoft wieder zum Vorreiter in der IT-Branche machen.
Nettogewinne seit 2002
Allein im Geschäftsjahr 2013 (Ende: Juni 2013) erwirtschaftete Microsoft einen Nettogewinn von 21,86 Milliarden Dollar. Ein Blick auf die zurückliegenden Jahre offenbart Schwankungen und zeigt die Schwierigkeiten des Unternehmens, auf dem mobilen Markt Fuß zu fassen.
Dritte Generation der Spielekonsole
Mit der Xbox One kommt im Jahr 2013 die dritte Generation von Microsofts erfolgreicher Spielkonsole in den Handel. Das Gerät konkurriert mit Sonys Hochleistungskonsole Playstation 4. Das Zusatzmodul „Kinect“ erlaubt es Spielern, die Konsole mit Körperbewegungen oder Sprachbefehlen zu steuern. Bis Ende 2013 werden weltweit drei Millionen Exemplare der Xbox One verkauft.
Die Evolution der Microsoft Logos
In der beinahe 40-jährigen Unternehmensgeschichte hat sich das Logo des Softwarepioniers aus Redmond einige Male geändert. Große Experimente wagte dabei niemand, nach 25 Jahren mit dem gleichen Logo kommt 2012 erstmals ein Symbol im Kacheldesign dazu. Es unterstreicht das Bestreben des Unternehmens nach Vereinheitlichung seiner Produkte.
Das neue Windows 8
2012 stellte Julie Larson-Green, eine Vice President von Microsoft, das neue Windows 8 vor. Es enthält sowohl die Windows 8 Modern UI (ehemals „Metro“) für Touchscreen-PCs als auch eine klassische Desktop-Ansicht. Mit den Betriebssystemen Windows RT für Tablets und Windows Phone 8 für Smartphones bietet Microsoft damit ein einheitliches Design für alle Geräte an.
Das erste Tablet von Microsoft
2012 kommt mit dem „Surface“ das erste Tablet von Microsoft auf den Markt. Das komplett in Eigenregie gefertigte Gerät erhält mit starker Rechenleistung, hochwertiger Verarbeitung, aber auch hohem Gewicht und kurzer Akkulaufzeit gemischte Kritiken. Inzwischen ist die dritte Generation des Tablets verfügbar.
Microsoft setzt sich durch
Am 10. Mai 2011 war Schluss mit den jahrelangen Spekulationen über die Zukunft von Skype. Es gab keinen Börsengang und nicht Google, Facebook oder Cisco haben sich mit dem beliebten webbasierten VoIP- und Video-Chat-Dienstleister zusammengetan, sondern Microsoft. Seit 2014 heißt auch die hauseigen Kommunikationssoftware Lync "Skype for Business".
Windows 7 geht schnell ins Rennen
2009 kommt Windows 7 auf den Markt. An Bord sind neue Möglichkeiten für das Arbeiten mit Fenstern wie das Andocken oder Peek and Shake sowie eine verbesserte Benutzeroberfläche und Taskleiste. Mit Windows Touch werden erstmalig auch Touchscreen-PCs unterstützt.
Windows Vista
Windows Vista kommt 2007 in die Läden. Mit der neuen Benutzeroberfläche Aero, einer neuen Suchfunktion, der Flip-3D-Ansicht und erstmalig Kontrollfunktionen für Eltern bringt Vista viel Neues mit. Im Jahr 2006 drohte die Europäische Union Microsoft, einen Verkaufsstopp des Betriebssystems zu erzwingen, falls Auflagen der EU (etwa die Offenlegung von Kommunikationsschnittstellen) nicht endlich umgesetzt würden.
Stolz auf das neue Betriebssystem
2001 kann Bill Gates das Release des neuen Windows XP kaum erwarten, Ende des Jahres kommt es in den Handel. Microsoft dominiert den Markt für Heimcomputer-Betriebssysteme jetzt unbestreitbar. Windows XP wird, wie auch andere Versionen zuvor, kritisiert, weil es erneut Programmtypen beinhaltet, die sich nicht deinstallieren lassen und bis dato von anderen Anbietern vertrieben wurden.
Steve Ballmer wird neuer Microsoft-Boss
Im Jahr 2000 ernennt Bill Gates den seit 1998 als President des Unternehmens tätigen Steve Ballmer (im Bild rechts) zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Der hitzige Ballmer macht immer wieder mit exzentrischen Auftritten auf sich aufmerksam und fängt sich so den Spitznamen „Monkey Boy“ ein.
Eine weitere Akquisition
Ebenfalls im Jahr 2000 kauft Microsoft die Visio Corporation mitsamt der gleichnamigen Software für 1,3 Milliarden Dollar. Mit dem Visualisierungsprogramm lassen sich mit einfachen Werkzeugen und Vorlagen grafische Darstellungen erzeugen. Visio steht in einer langen Reihe von Softwarezukäufen, mit denen Microsoft viel Geld verdient. Das Programm ist nicht Teil des Office-Pakets und muss separat erworben werden.
Die strategischen Einkäufe gehen weiter
400 Millionen Dollar lässt sich Microsoft im Jahr 1997 den E-Mail-Dienst Hotmail kosten, zum Zeitpunkt der Übernahme zählt der Webmail-Anbieter bereits zwölf Millionen Nutzer. Nach der Übernahme wurde der Dienst aufgrund vieler Sicherheitslücken immer wieder Opfer von Hacker-Angriffen. Mitte 2012 wurde Hotmail vollständig durch Outlook.com ersetzt.
Microsoft kauft FrontPage mit Entwicklerstudio
1996 kauft Microsoft die Firma Vermeer Technologies zusammen mit ihrem HTML-Editor FrontPage 1.0 für 133 Millionen Dollar. Kurze Zeit später wird das Programm in der Version 1.1 von Microsoft vertrieben und in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt sowie der Office-Suite hinzugefügt. Seit dem Release von Office 2007 ist FrontPage nicht mehr Teil des Pakets, es wurde von Microsoft Expression Web abgelöst.
Flaggschiff für den Browser-Krieg
1995 beginnt Microsoft den Browser-Krieg. Der Internet Explorer soll dem bis dahin erfolgreichen Netscape Navigator Marktanteile streitig machen. Die Strategie geht auf, auch weil Microsoft den eigenen Browser durch Koppelung an Windows schnell verbreiten kann. Netscape verliert und wird 1998 von AOL geschluckt. Der Internet Explorer wird deswegen auch spöttisch „Internet Destroyer“ genannt. Das Bild zeigt Version 10.
Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß...Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß...
... verspricht das neue Windows im Erscheinungsjahr 1995. Das Release des Betriebssystems wird von der größten Werbekampagne begleitet, die Microsoft bis dahin je gestartet hat. Der Erfolg bleibt nicht aus, Windows 95 verkauft sich in den ersten Wochen mehr als sieben Millionen Mal. Auch weil Microsoft die Zeichen der Zeit erkannt hat: Internet-Unterstützung und Plug-and-Play-Funktionen sind erstmalig enthalten.
Microsoft Encarta
Die erste Version der Microsoft Encarta kommt 1993 auf den Markt. Die zunächst unter dem Codenamen „Gandalf“ entwickelte Enzyklopädie erschien jährlich in einer neuen Version, auf dem Bild ist die Ausgabe von 1998 zu sehen, die auch Updates über das Internet unterstützte. 2009 stellt Microsoft alle Encarta-Angebote ein.
Bill Gates stellt Windows 3.0 vor
Bill Gates, der dem Erscheinungsbild eines Nerds immer noch alle Ehre macht, stellt Windows 3.0 vor. Das Betriebssystem kommt 1990 auf den Markt, verkauft sich sehr gut und erobert nun auch heimische Computer. Es enthält erstmalig Spiele wie Minesweeper, Solitaire und Hearts.
Office 1.0 kommt in den Handel
Microsoft Office kommt 1989 in der Version 1.0 auf den Markt. Das Softwarebündel enthält Word 4.0, Excel 2.2, Powerpoint 2.01 und Microsoft Mail 1.37. Bis heute ist Microsoft Office eines der erfolgreichsten und umsatzstärksten Produkte des Redmonder Großkonzerns.
Geschickter Zukauf
Im Jahr 1987 kauft Microsoft die Firma Forethought, die eine vielversprechende Präsentationssoftware entwickelt hat. Kurze Zeit später soll daraus Microsoft PowerPoint werden. Die Software ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Office-Pakets.
Separates Betriebssystem für IBM
Für IBM entwickelt Microsoft das Betriebssystem OS/2, es wird fast gleichzeitig mit Windows 2.0 veröffentlicht. Die Betriebssysteme konkurrieren zwar miteinander, Microsoft verdient aber an beiden Produkten. 1991 beendet Microsoft die Kooperation mit IBM, gegen Windows kann sich OS/2 trotz Weiterentwicklung am Ende aber nicht durchsetzen.
Das neue Hauptquartier: Microsoft Campus
1986 zieht das rasant wachsende Unternehmen in ein neues Hauptquartier nach Redmond im Bundesstaat Washington. Das Bild zeigt den Microsoft-Campus nach zahlreichen Erweiterungen und Ausbauten. Heute arbeiten auf dem etwa 750.000 Quadratmeter großen Gelände über 30.000 Angestellte.
Das wichtigste Produkt
1985 erscheint Windows 1.0. Das unter dem Codenamen „Interface Manager“ entwickelte Betriebssystem bietet im Gegensatz zu MS-DOS eine grafische Benutzeroberfläche und erlaubt es, verschiedene Anwendungen gleichzeitig auszuführen. Die Windows-Reihe ist für Microsoft auch heute einer der wichtigsten Umsatzmittelpunkte.
Microsoft Word für DOS
1983 erscheint die erste Version von Microsoft Word, damals noch für das Betriebssystem MS-DOS 1.0. Das Programm macht erstmals Gebrauch von der Computermaus. Das damals noch wenig ergonomische Peripheriegerät stammt auch von Microsoft - es ist das erste Hardwareprodukt der Firma.
Nerds, wie sie im Buche stehen
1978, kurz vor dem Umzug des Unternehmens nach Albuquerque, entsteht eines der bekanntesten Fotos des Microsoft-Teams. Der bunt zusammengewürfelte Haufen langbärtiger Nerds lässt kaum vermuten, dass die Truppe dabei ist, ein milliardenschweres Unternehmen zu etablieren.
Die Anfänge
Damit fängt alles an: Microsofts Co-Gründer Paul Allen entdeckt im Januar 1975 den Altair 8800 auf dem Cover der Zeitschrift „Popular Science“. Das Gerät ist minimal ausgestattet und verfügt über 256 Byte RAM. Bill Gates und Allen schuften daraufhin Tag und Nacht und entwickeln in nur wenigen Wochen die Computersprache „Altair BASIC“. Der Grundstein für Microsoft ist gelegt. Offiziell gegründet wird der Softwarekonzern am 4. April 1975.

Andere Experten sind etwas zurückhaltender, was die Erfolgsaussichten des Deals betrifft. Microsoft habe bereits vor vier Jahren mit Yammer ein Netzwerk-Tool übernommen - Kostenpunkt damals 1,2 Milliarden Dollar. Im Nachhinein betrachtet, habe das aber nicht wirklich funktioniert. Microsoft habe Yammer gleich von Anfang an eng mit anderen Microsoft-Techniken und -Lösungen verknüpft, identifizieren Kritiker einen möglichen Grund, warum Yammer keine Erfolgsgeschichte für Microsoft wurde. Mit LinkedIn könnte das Gleiche passieren, unken Skeptiker.

Heute sorgen Yammer-Konkurrenzprodukte wie bespielsweise Slack für deutlich mehr Furore. Anfang März dieses Jahres kochten Gerüchte hoch, Microsoft sei eventuell an einer Übernahme von Slack interessiert. Der Deal sei Insidern zufolge bereits fast spruchreif gewesen. Erst in letzter Sekunde hätten die Microsoft-Verantwortlichen angesichts eines Preises von rund acht Milliarden Dollar einen Rückzieher gemacht. Vielleicht schien schon zu diesem Zeitpunkt eine Akquisition von LinkedIn als das lohnendere Ziel.

Was machen die LinkedIn-User?

Was der Deal für die Millionen LinkedIn-User bedeutet, ist derzeit noch nicht eindeutig abzusehen. Wenn Microsoft, wie behauptet, LinkedIn als weitgehend eigenständige Organisation weiterarbeiten lässt, dürfte sich kurz- und mittelfristig kaum etwas für die Anwender ändern, darin sind sich die Analysten weitgehend einig. "Ich sehe keine Notwendigkeit, warum sich Microsoft in ein Modell einmischen sollte, das momentan gut funktioniert, sagt Analyst Olds. Man werde vielleicht etwas Werbung sehen, die schleichend an verschiedenen Stellen in das Produkt eingebaut werde, sowie mehr und unterschiedlichere Mitgliedsoptionen - aber sicher keine grundlegenden Veränderungen.

Olds geht auch nicht davon aus, dass die LinkedIn-Nutzer nun panisch reagieren werden, nur weil Microsoft bald auf ihre Informationen und Business-Kontakte zugreifen könne. Microsoft habe nicht mehr das Image eines bösen Unternehmens, das der Konzern vielleicht noch in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gehabt habe. "Alles was Microsoft möchte, ist Software und ein wenig Werbung zu verkaufen", glaubt der Analyst. Es gehe nicht mehr darum, die Welt zu beherrschen á la Google.

In gewisser Weise steckt Microsoft damit aber in einem Dilemma. Um die LinkedIn-Nutzer nicht abzuschrecken, darf das Business-Netzwerk nicht im Ozean der Microsoft-Produkte untergehen. Auf der anderen Seite sei es allerdings schwer, Synergien zu heben, wenn zwei so große Unternehmen zusammenfinden, aber - wie in diesem Fall - LinkedIn als weitgehend eigenständiges Fürstentum im Reich von Microsoft weiterbestehen soll, sagt Mitch Kapor, Gründer der Lotus Development Group und Partner der Investment-Firma Kapor Capital.