Makerbot-Managerin

Mit 3D-Druck gelingen Produkteinführungen schneller

05.02.2014 von Christof Kerkmann
Selber machen statt kaufen: Geht es nach der Firma Makerbot, werden Spielzeug und Schmuck, Ersatzteile und Modelle künftig mit dem 3D-Drucker produziert. Auch die Wirtschaft soll profitieren - wenn es schnell gehen muss.

Der 3D-Druck gilt als Zukunftstechnologie: Die Geräte können aus digitalen Vorlagen Produkte zum Anfassen herstellen. Bislang ist das allerdings nur etwas für Profis. Die Firma Makerbot will auch Laien zu Bastlern machen. Im Interview mit Handelsblatt Online erklärte Strategiechefin Jenny Lawton, wie ein Scanner dabei helfen kann und wo auch große Firmen von der Technologie profitieren sollen.

Was stellen Sie zu Hause mit Ihrem 3D-Drucker her?

Meistens Dinge, um die mich meine Kinder bitten. Das kann eine Figur aus einem Videospiel sein oder ich mache Weihnachtsschmuck. Vor meiner Hochzeit habe ich Lotusblüten für die Kerzen gedruckt. Ich mag komplizierte Dinge.

Konstruieren Sie am Computer eigene Objekte?

Ich bin ein bisschen ungeduldig. Ich kann zwar Konstruktionswerkzeuge nutzen, aber meistens stöbere ich auf unserer Plattform Thingiverse. Es gibt dort so viele Dinge, ich schaue meistens, was ich finde, und lade es herunter.

Viele Leute finden 3D-Druck faszinierend, wissen aber nicht, was sie selbst drucken sollten. Wie will Makerbot sie überzeugen?

Es geht nicht nur um den Drucker, sondern um die gesamte Erfahrung, das Ökosystem. Wir bieten drei Möglichkeiten an, etwas zu drucken: Man kann fertige Objekte von unserer Plattform herunterladen, mit unserem Digitizer einscannen oder mit CAD-Software konstruieren. Wir haben in den USA auch eigene Geschäfte, dort kann man zum Beispiel sein Porträt einscannen und drucken lassen. Außerdem gibt es unsere neue Software mit Design-Werkzeugen. Wir wollen es möglichst leicht machen, Dinge zu erschaffen. Sobald man einen 3D-Drucker nutzt, fragt man sich: Mache ich das selbst oder kaufe ich das?

3D-Druck: Zukunftstechnologie wird Massenware

Sie haben bislang 44.000 Drucker verkauft. Wer sind Ihre Kunden?

20 bis 25 Prozent stammen aus dem Bildungsbereich, weitere 60 Prozent sind Fachleute, die eine Fabrik auf dem Schreibtisch brauchen. Der Rest sind Early Adopter und Bastler.

"Neue Geräte noch am selben Tag"

Sie sprechen gezielt Verbraucher an. Zeichnet sich eine Verschiebung ab?

Das geht in alle Richtungen, wir bieten ja eine ganze Palette von Produkten an: Den Makerbot Mini für Zuhause oder die Schule, der 1375 Dollar kostet; den Replicator, mit dem Menschen bei der Arbeit Dinge gestalten und verändern können; und den Replicator Z18 für Leute, die große Objekte drucken wollen und sich nicht die teuren Maschinen anderer Hersteller leisten können. Für die Industrie ist das bahnbrechend.

Allerdings ist die Massenproduktion in einer Fabrik unschlagbar billig ...

Aber schauen Sie sich eine Firma wie Square an, die kleine Kreditkartenleser herstellt: Der Gründer Jack Dorsey kaufte diverse Replicator. Wenn Apple ein neues iPhone herausbringt, kann Dorsey reagieren und am selben Tag anfangen, neue Geräte herzustellen. Wollte er in einer Fabrik in China produzieren, würde das mindestens sechs bis acht Wochen dauern. Die Produkteinführung geht so viel schneller. Man muss immer schauen, welche Lösung die richtige ist.

Man kann mithilfe Ihres Scanners Objekte nachdrucken. Wie stellen Sie sicher, dass es keine Urheberrechtsverletzungen gibt?

Unsere Regeln verbieten es, das Urheberrecht zu verletzen. Wir erwarten, dass unsere Nutzer sich daran halten.

Warum hat Makerbot auf den Börsengang verzichtet und sich von Stratasys kaufen lassen?

Das Angebot von Stratasys verschaffte uns eine sichere Finanzierung ohne Börsengang, der ja viel Arbeit und Mühe bedeutet hätte. Der Kauf ging schnell und schmerzlos.

(Quelle: Handelsblatt)