Finanzprozesse zentralisieren und standardisieren

Mit Shared Services Prozess-Kosten sparen

12.01.2007 von Andreas Schaffry
Unternehmen, die Shared-Services-Center für ihre Finanzprozesse einführen, profitieren von qualitativen als auch quantitativen Vorteilen. Kundenzufriedenheit, die Qualität der Geschäftsabläufe und die Produktivität steigen, während die Kosten in der Finanzabteilung deutlich sinken. Allerdings schöpfen Betriebe diese Vorteile oft nicht aus, da sie falsche Entscheidungen hinsichtlich einer erfolgreichen Sourcing- und Implementierungs-Strategie treffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Beratungsunternehmens Hackett Group bei europäischen und US-Unternehmen.

Shared Services ermöglichen enorme Einsparungen im Finanzbereich. Fast ein Fünftel der befragten US-Unternehmen konnte Prozess-Kosten um bis zu 40 Prozent reduzieren. Die Kehrseite der Medaille: Über 30 Prozent der Befragten registrierten durch die Einführung von Shared Services keine Einsparungen, oder berichten sogar von gestiegenen Kosten. Zwölf Prozent drosselten die Ausgaben in der Finanzabteilung nur geringfügig.

Nutzen und Risiken abwägen

Bei europäischen Unternehmen waren die Differenzen weniger ausgeprägt. Sie sparen zwar ebenfalls mithilfe implementierter Shared Services Kosten in Höhe von 10 bis 40 Prozent ein, doch der Maximal-Wert wird kaum erreicht.

Der Grund für die regional unterschiedlichen Ergebnisse: US-amerikanische Unternehmen gehen meist offensiver bei der Einführung ihrer Shared Services vor, während europäische Unternehmen hier konservativer agieren. Letztere wägen zudem stärker den möglichen geschäftlichen Nutzen beziehungsweise ROI gegen eventuelle Risiken ab.

Die Höhe der Kosteneinsparungen ist darum weniger spektakulär, dagegen verursachen Shared Services bei europäischen Unternehmen auch selten höhere Kosten. Ähnlich fielen die Studienergebnisse für die Auswirkungen von Shared Services auf die Kundenzufriedenheit, die Qualität der Geschäftsabläufe sowie die Produktivität aus.

Effizienz und Effektivität im Finanzbereich steigern

Unternehmen, die am meisten von Shared Services profitieren, betrachten diese quasi als eigenständige Geschäftseinheit und legen großen Wert auf die Kundenzufriedenheit, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens und die Übernahme von Verantwortungen. Das Konzept basiert auf dem Ansatz, gleiche bzw. gleichartige Prozesse aus den Finanz- und Servicebereichen mehrerer Geschäftseinheiten herauszulösen und in einem wirtschaftlich und/oder rechtlich selbstständigen Verantwortungsbereich (= Shared Services Center) zusammenzufassen.

"Unternehmen, die das hinbekommen, können mit erheblich mehr Effizienz und Effektivität sowie mit Einsparungen rechnen", erläutert Tom Bangemann, Senior Business Advisor bei Hackett. "Für die anderen wird es ein schmerzhafter Prozess, der nichts einbringt, ja sogar eine Erhöhung der Kosten nach sich ziehen kann".

Mehr als nur ein kurzfristiger ROI

Der Nutzen implementierter Shared Services geht den Marktforschern zufolge weit über einen kurzfristigen ROI hinaus. Es ist der erste Schritt zu zusätzlichen Kosteneinsparungen in einer globalisierten Geschäftswelt. Sind nämlich Finanzprozesse erst einmal zentralisiert und standardisiert, können sie auch exportiert werden. So lassen sich beispielsweise durch unternehmenseigene Geschäftsbereiche oder mithilfe von Outsourcing Lohnkostenunterschiede in anderen Ländern zunutze zu machen.

Für die Studie hat Hackett rund hundert Unternehmen befragt.