Firmen erwarten kaum Vorteile

Mittelständler haben sich auf Basel II eingerichtet

07.04.2005 von Ingo Butters
Ende nächsten Jahres treten die unter dem Namen Basel II bekannten Richtlinien zur Risikoabsicherung von Bankkrediten in Kraft. Auf dieses Datum haben sich inzwischen auch mittelständische Unternehmen vorbereitet: In einer Befragung der WGZ-Bank gab jedes zweite Unternehmen an, detaillierte Kenntnisse über Basel II zu besitzen. Um ihr eigenes Rating zu verbessern, wollen die Mittelständler unter anderem Planung und Controlling verbessern.

Die Optimierung von Planung und Controlling sowie eine Erhöhung des Eigenkapitals sind mit jeweils 33 Prozent die am häufigsten genannten Instrumente, mit denen Mittelständler ihr Rating bei den Banken verbessern wollen. Jeweils ein Viertel der befragten Firmen plant aussagekräftigere Unterlagen zu erstellen sowie aktiver mit der Bank zu kommunizieren.

Insgesamt scheint der Mittelstand der Einführung von Basel II mit mehr als nur gemischten Gefühlen gegenüberzustehen: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Firmen rechnen mit strengeren Anforderungen in Kreditverhandlungen. Erwartet wird außerdem ein höherer Aufwand: 49 Prozent glauben, dass sie künftig umfangreichere Unterlagen einreichen müssen. Rund ein Drittel rechnet mit höheren Ablehnungsquoten.

Positive Folgen wird die Einführung von Basel II nach Einschätzung der Firmen kaum haben: Nur 14 Prozent glauben, dass die Kreditvergabe künftig objektiver sein wird. Nur elf Prozent rechnen mit transparenteren Konditionen.

Insgesamt haben sich die Firmen in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt: Bei einer Befragung im Sommer 2001 gab nur jedes fünfte Unternehmen an, detaillierte Kenntnisse über Basel II zu haben. Bei der aktuellen Befragung waren es dagegen fast die Hälfte (49 Prozent). 43 Prozent haben zumindest grobe Kenntnisse, nur acht Prozent bezeichnen sich als nicht informiert.

Das Wissen über die neuen Richtlinien ist umso besser, je größer ein Unternehmen ist. Unterschieden nach Branchen haben sich vor allem Firmen aus den Bereichen Gebrauchs- und Verbrauchsgüter besonders gut über Basel II informiert. Den höchsten Anteil der "Uninformierten" verzeichnet die Dienstleistungsbranche.

Mittelständler fühlen sich gut informiert

Die Informationspolitik der Banken über Basel II scheint allgemein gut zu funktionieren: Nur 14 Prozent der Firmen wünschen sich allgemeine Informationen ihrer Bank zu den neuen Richtlinien. Zwei Drittel fühlen sich dagegen von ihrem Kreditinstitut ausreichend über die Kriterien der Bonitätsbeurteilung informiert.

Zunehmend denken die mittelständischen Firmen über alternative Finanzierungsformen nach: Die mit Abstand größte Bedeutung hat der Befragung zufolge das Leasing. Diese Finanzierungsform kommt für 45 Prozent der Unternehmen in Frage. Lieferantenkredite und Einlagen des Inhabers wurden mit 19 beziehungsweise 18 Prozent deutlich seltener genannt. Bisher nutzt nur jeder fünfter Mittelständler regelmäßig Alternativen zum Bankkredit.

Für die Studie "Lagebericht Mittelstand Winter 2004/2005" führte die WGZ Bank eine schriftliche Befragung von insgesamt 1.699 mittelständischen Unternehmen aus dem Rheinland und Westfalen durch. Die Mehrheit (49 Prozent) der befragten Unternehmen beschäftigt bis zu 19 Angestellte, 40 Prozent setzen zwischen einer und zehn Millionen Euro um.

Weitere Meldungen:

Basel-II-Umsetzungen im rechtsfreien Raum
Kosten für Compliance explodieren
Im Zweifel gegen den CIO

Bücher zu diesem Thema:

Praxis des IT-Rechts
IT-Sicherheit mit System

Studie aus diesem Bereich:

Banking 2004 Germany Vertical Report