IT-Chefs halten Walldorfer Software-Riesen nicht für kompetent

Mittelstand hält wenig von SAP

02.12.2008 von Riem Sarsam
SAP hat im Mittelstand ein echtes Image-Problem: Die meisten Unternehmen halten die Preise des Software-Riesen schlichtweg für zu hoch und bewerten die Lösungen als ungeeignet. Für die Walldorfer bleibt es schwierig, Fuß zu fassen.

Über seinen Bekanntheitsgrad kann sich SAP nicht beschweren. Selbst von den mittelständischen Nicht-SAP-Kunden kennen alle das Software-Unternehmen, wie eine Umfrage des Münsteraner Marktforschers RAAD ergab. Anders sieht es da schon bei der Beliebtheit aus. Nicht jeder IT-Leiter, der SAP kennt, mag das Unternehmen auch.

Auffällig: Vor allem die Unternehmen, die die Preismodelle von SAP nicht kennen, finden die Angebote teuer.

Vor allem beim Preis kommt SAP beim Mittelstand schlecht weg. 61 Prozent der Befragten, die nicht SAP-Kunde sind, bewerten SAP als sehr teuer. Dabei gaben nur 15 Prozent von ihnen an, die Preismodelle gut zu kennen. In den meisten Fällen wird der Preis daher eher gefühlt bewertet, nach dem Motto "Ich habe keine Ahnung wie viel SAP kostet, aber es ist auf jeden Fall zu viel".

Allerdings zeigt eine weitere Umfrage unter SAP-Nutzern, dass das Bauchgefühl gar nicht soweit von der Realität entfernt ist. So erachten fast 40 Prozent der Befragten die SAP-Betriebskosten als hoch oder sehr hoch. Aber nur neun Prozent machen gleichzeitig auch hohe Einsparpotenziale aus.

Generell sieht der Mittelstand SAP als nicht gerade geeignet an, was Größe und Branche des eigenen Unternehmens angeht.

Außer beim Preis, gibt es auch in anderen Bereichen Ressentiments gegenüber den Walldorfern. So erachtet die Hälfte der Unternehmen SAP als nicht geeignet für die eigene Branche. Nur rund ein Viertel der Befragten bewertet die Lösungen des Software-Anbieters als geeignet oder sehr geeignet.

Bei seiner Kompetenz im Mittelstand muss SAP ebenfalls noch an seinem Image arbeiten. Rund 55 Prozent der IT-Verantwortlichen trauen SAP nicht zu, in diesem Segment kompetent zu sein. Ein Fünftel ist dagegen positiv gegenüber dem Anbieter eingestellt.

Insgesamt zeigt sich laut RAAD, wie die differenziert man den Mittelstandsmarkt bewerten muss. Gerade große Unternehmen wie SAP, die noch mit einem schlechten Image kämpfen, müssen sich neu positionieren. Dafür müssen sie die spezifischen Aspekte im Mittelstand berücksichtigen.

Mittelständische Firmen können schon allein aus Budget-Gründen nur selten eine so aufwändige Produktrecherche betreiben wie Großunternehmen. Auch ist die IT-Abteilung meistens deutlich stärker im operativen Tagesgeschäft gebunden. Eine stark strategische Ausrichtung ist hier noch selten zu beobachten. In der Regel entscheidet die Geschäftsführung über IT-Investitionen.

Außerdem ist Geschäft im Mittelstand viel stärker als bei größeren Unternehmen "People Business". Das heißt, dass die persönliche Beziehung zum Dienstleister oder Anbieter eine wichtigere Rolle spielt. Dazu gehört auch die Lokalität.

Ein Mittelständler, auch wenn er international operiert, will einen kompetenten Partner vor Ort, dem auch die regionalen Umstände bekannt sind. SAP wird das heute noch von einigen Unternehmen abgesprochen.

RAAD befragte über 2.000 IT-Verantwortliche aus Unternehmen mit einer Größe von 100 bis 2.000 Mitarbeitern. Keine der Firmen ist bisher SAP-Kunde.

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