Tarifstruktur muss angepasst werden

Mobile Kommunikation auf dem Sprung

13.09.2004 von Detlef Scholz
Der Markt für Mobilkommunikation in Europa bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück. Bei den potenziellen Anwendern überwiegt noch die Skepsis im Blick auf Investitionsrentabilität und Betriebskosten. Die Betreiber sorgen sich um das Auslastungsniveau und die Umsätze. Inzwischen tun sich aber laut einer Studie von Frost & Sullivan neue Möglichkeiten auf.

So soll etwa der Datenverkehr von Geschäftskunden kontinuierlich zunehmen. Zwar ist sein Volumen verglichen mit Sprach- und privater Datenkommunikation noch klein. Dennoch dürfte er schon nennenswerte Netzkapazitäten beanspruchen und zu einer stärkeren Nutzung der Sprachdienste durch Geschäftskunden beitragen. Wenn allerdings der europäische Gesamtmarkt für mobile Anwendungen expandiert, wird es Zeit für eine neue Tarifstruktur. Nur so können nach Meinung der Analysten die Betreiber vom zunehmenden Geschäftsdatenverkehr profitieren.

Gegenwärtig bieten nämlich die meisten Provider Flatrates an. In dieser Marktphase vereinfachen transparente Preisstrukturen die Beurteilung der Investitionsrentabilität. So wird Unternehmen die Entscheidung für mobile Anwendungen leichter gemacht. Steigt jedoch die Nachfrage, werden diese Flatrate-Preissysteme angepasst werden müssen. Die Betreiber können dann verstärkt vom Geschäftsdatenverkehr profitieren.

Der Weg zum Markt führt in diesem frühen Stadium der Beziehungen zwischen Softwareanbietern und Mobilfunkbetreibern üblicherweise über Systemintegratoren. Nur sehr wenige Implementierungen mobiler Anwendungen werden direkt von den Mobilfunkbetreibern selber angeboten. Die großen Softwareentwickler ihrerseits haben unabhängige Wege zum Markt eingeschlagen. Außerdem haben sie Partnerschaften mit Systemintegratoren geschlossen.

Für die nächste Zeit rechnet Rost & Sullivan mit einer Konsolidierungsphase. Große Hersteller von Unternehmenssoftware werden reine Mobilfunksoftware-Anbieter übernehmen und so Zugang zu deren technischem Know-how erhalten. Marktführer bei Software für mobile Anwendungen in Europa ist derzeit noch Siebel Systems. Die Führungsrolle des Unternehmens wird sich jedoch der Studie gemäß relativieren, wenn andere Anwendungen auf den Markt kommen.

Eine starke Position haben lokal orientierte Mobilfunkbetreiber und solche, die sich neue geographische Märkte erschließen konnten. An der Spitze wird den Analysten zufolge die Vodafone-Gruppe stehen. Frost & Sullivan prognostiziert dem Unternehmen einen Marktanteil von fast 20 Prozent aller Teilnehmer am Geschäftsdatenverkehr im Jahr 2004. Es folgen T-Mobile und Orange mit gut beziehungsweise knapp 15 Prozent Marktanteil. Betreiber mit einer robusten lokalen Präsenz im Geschäftskundensegment und in wichtigen Vertikalmärkten werden ihre Marktposition festigen, so der Marktforscher.

Konkurrenz durch WLAN

Die größte Marktdurchdringung erzielten mobile Anwendungen im Jahr 2003 bei den Versorgern, in der Fertigung sowie im Bereich Transport und Kommunikation. Den Hauptgrund dafür sieht Frost & Sullivan darin, dass sich die Systemintegratoren und Anbieter auf diese Märkte konzentriert haben. Mit fortschreitendem Marktwachstum dürften sich aber die Anbieter durch Skaleneffekte neue Vertikalmärkte erschließen.

Alternative Technologien wie WLAN stellen eine ernsthafte Konkurrenz für den Einsatz von Software für mobile Anwendungen dar. Das Geschäftskundensegment ist durch die große Verbreitung von Notebooks und die Nachfrage nach einem flexiblen Zugang zu Netzdiensten zu einem Schlüsselmarkt für WLAN geworden. Beide Technologien sollten sich jedoch dank ihrer spezifischen Vorteile nebeneinander behaupten können, so die Studie.

Die Software für mobile Anwendungen wird davon profitieren, dass heute aufgrund der größeren Robustheit der Netze ständig Verbindungen verfügbar sind. Ein weiter Vorteil ist, dass bei zunehmender Nutzung die Kosten für den Datenverkehr sinken werden. Gleichzeitig hat die größere Vielseitigkeit der Handsets dazu beigetragen, dass für die Arbeit mit Netzdiensten nicht zwangsläufig ein Notebook erforderlich ist. Flexible Smartphones und moderne mobile Handsets werden den PDAs Konkurrenz machen. Notebooks werden aber, da sie stark verbreitet sind und dank ihrer Rechenleistung, dauerhaft relevant für mobile Anwendungen bleiben.

In dieser frühen Phase der Marktentwicklung stehen die skandinavischen Länder noch an der Spitze. Die Marktforscher sagen aber voraus, dass sie mit zunehmender Marktsättigung wieder Marktanteile verlieren werden. Gleichzeitig dürfte eine starke Nachfrage in den großen Geschäftskundenmärkten in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien für Wachstum in diesen Ländern sorgen.

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