Flexible Fachkräfte verlangen ihren Chefs einiges ab

Mobile Mitarbeiter sind eigenwillig, aber produktiv

07.08.2007 von Werner Kurzlechner
In zwei Jahren gibt es laut Prognosen weltweit 878 Millionen "mobile worker", allein in Europa 99 Millionen. Damit sind Mitarbeiter gemeint, die ihr Tagwerk nur zum Teil in der Firma erledigen, stattdessen aber daheim, im Flugzeug oder schnell vom Café aus in die Laptop-Tastatur hämmern - immer erreichbar, überall im Dienst. Cisco gibt in einer Studie den Chefs Tipps, wie sich mit diesem Typus umgehen lässt.
Persönlichkeitsmerkmale der Mobilen laut Cisco.

Der "mobile worker" ist der Kuckuck in der Vogelschar der Arbeitswelt. Ein eigenwilliger Vertreter, der gern ausschwärmt, nur selten in der Masse untertaucht und dessen Ruf über weite Strecken zu hören ist - und sei es verstärkt durch Handy oder WLAN. Der mobile Mitarbeiter ist im Gegensatz zum Heimarbeiter überdurchschnittlich produktiv. Er ist aber auch ein ausgesprochener Individualist, den sein Chef nicht nach Schema F behandeln sollte - im eigenen Interesse.

In der Regel ist er männlich, hat einen Hochschulabschluss und arbeitet Vollzeit - so weit die harten Fakten. Cisco rät den Firmen zu Modellen, die einer größeren Zahl von Frauen mobiles Arbeiten ermöglichen. Weil diese ultra-flexiblen Mitarbeiter so häufig nicht im Büro sind, gilt es bei der Auswahl besonders auf Vertrauenswürdigkeit und Eigenmotivation zu achten.

Fünf Merkmale charakterisieren die Persönlichkeit der mobilen Vorhut:

Deshalb rät Cisco den Chefs, Bewerber in Gesprächen und Assessment-Aufgaben besonders auf Belastbarkeit, Anpassungsfähigkeit und Offenheit abzuklopfen. Weil diese Mitarbeiter ständig als Einzelkämpfer unbekannten Situationen ausgesetzt sind, sollten sie um angemessene technologische Ausstattung ebenso wenig betteln müssen wie um die Unterstützung des Teams. Gerne lassen sie sich in Projekte einbinden, in denen nach innovativen Lösungen gesucht wird.

Die Unterschiede zwischen mobilen und sesshaften Mitarbeitern.

Dieses Profil erfüllen Menschen aus verschiedenen Regionen durchaus unterschiedlich. In Ländern wie Schweden oder den Niederlanden sind die mobilen Arbeiter schon allein deshalb häufiger anzutreffen als etwa in Schwarzafrika, weil IT dort effizienter eingesetzt wird. Noch ein weiterer Faktor aber wirkt sich dort positiv aus: Laut Cisco herrscht dort eine "feminine" Kultur vor, die auf zwischenmenschliche Harmonie und Kooperation ausgerichtet ist. Das befördert die mobile Arbeitsweise - im Gegensatz zur maskulinen Ellbogen-Kultur, die etwa in Japan, Österreich oder Italien dominiert.

Besondere Verantwortung für die Gesundheit

Deutschland wird auf dieser Skala zwar auch eher männlich, also schlecht eingestuft. Dafür hat man hierzulande einen anderen Vorteil auf seiner Seite: Hier arbeitet man eher Daten orientiert, in Eigenverantwortung und mit kurzen Kommunikationen. Das begünstigt das selbständige Arbeiten im ICE mehr als die dialog-orientierte Kulturen des Mittelmeerraums.

Als Schlüssel-Kompetenzen der mobilen Mitarbeiter gelten Kommunikation, Kundenbetreuung, Planung und Organisation, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie der schnelle Aufbau von Beziehungen. In diesen Feldern sollten ihre Chefs sie einsetzen.

Außerdem sollten die Chefs wissen, dass sie diesen Typus mehr hegen und pflegen müssen als andere. Cisco verweist auf die gesundheitlichen Risiken wie Erschöpfung oder Burn-out, denen dauergestresste Individualisten ausgesetzt sind. Deshalb sollten ihnen Strategien zum Umgang mit schlechten Gefühlen an die Hand gegeben werden - etwa Übungen zum Relaxen oder die Methode positiver Selbstgespräche. Ferner sollten die Vorgesetzten den Kontakt der Mobilen zu den Kollegen fördern und sich der Verantwortung bewusst sein, selbst eine Brücke bilden zu müssen.

Für die Studie "Understanding and Managing the Mobile Workforce" führte Cisco intensive Gespräche mit mobilen Arbeitnehmern auf der ganzen Welt.