Telefon, Video sowie Daten, Software und Mobilfunk zusammenführen

Mobile Unified Communications bringt den Desktop aufs Handy

26.08.2008 von Werner Kurzlechner
Die Zahl mobiler Mitarbeiter wächst unaufhaltsam – und manchen Firmen allmählich über den Kopf. In einigen Unternehmen verschlingen Mobilfunk-Gebühren mittlerweile bis zu ein Drittel der Kommunikations-Ausgaben. In den Griff bekommen lässt sich das Problem mit Mobile Unified Communications (UC), wie E. Brent Kelly, Senior Analyst von Wainhouse Research, in einer aktuellen Studie herausarbeitet.
Wainhouse-Analyst E. Brent Kelly: "Auf eine gute Mobile UC-Story kommt es an"

Das US-Marktforschungsunternehmen Wainhouse Research definiert Mobile UC als einen Teil der sehr viel umfassenderen UC-Potenziale einer Organisation. Genau genommen handelt es sich um einen von drei bislang üblicherweise voneinander getrennten Bereichen, die UC zusammenschnürt: das firmeninterne Telefon- und Video-System, das Daten- und Software-System und eben das Mobilfunk-System.

Ein UC-System sei eine kollaborative Kommunikations-Umwelt, die über eine Client- oder eine eingebettete Anwendungs-Schnittstelle verschiedene Elemente in Echtzeit und verschiedenen Modi verfügbar macht: Presence, Instant und Unified Messaging, Audio- und Video-Konferenzen, Web-Collaboration, Telefonie und Mobilität.

Der Schlüssel für die weitere Entwicklung von Mobile UC liegt laut Kelly darin, das Leistungsvermögen eines Desktop-Clients ohne Abstriche aufs Handy zu bekommen. Und dabei zugleich alle Potenziale zu vereinheitlichen. „Noch unterscheidet sich beispielsweise auf vielen Handys die E-Mail-Anwendung von der IM/Presence-Applikation“, sagt Kelly. Das werde sich ändern müssen. Die Anbieter seien gezwungen, zusätzliche Lösungen auf den Markt zu bringen. Denn wer keine überzeugende Mobile UC-Story erzählen könne, werde langfristig Marktanteile verlieren.

Aus Anwender-Sicht ist entscheidend, dass sich mit Mobile UC ordentlich Kosten einsparen lassen können. Bis zu welchen Grad und ob überhaupt, hängt von individuellen Faktoren ab –naheliegenderweise zuvorderst von der Durchdringung mit mobilen Mitarbeitern. Nach Ansicht von Kelly ist die Auseinandersetzung mit UC aber für alle unvermeidlich: „Ich denke, dass jede Firma für sich festlegen muss, wie viel sie für UC ausgeben will – und das schließt das wichtige Element Mobilität natürlich mit ein.“

Mehr als die Summe einzelner Teile: So sieht Wainhouse UC.

Gleichwohl mahnt der Wainhouse-Analyst zu einem wohlüberlegten Vorgehen. Dass es um modernste Hochtechnologie geht, sollte nicht zu Panik führen. „Offen gesagt sollten die Unternehmen an die Planung eines UC-Einsatzes genau so herangehen, als ob sie ein neues Maschinenteil verwenden wollten“, rät Kelly.

Fünf strategische Kernfragen

Die fünf strategischen Kernfragen lauten: Wer wird die Technologie anwenden? In welche Geschäfts-Prozesse sind diese Mitarbeiter involviert? Wie verändert die Technologie selbst die Business-Abläufe? Wie können die Mitarbeiter fit für die UC-Anwendungen gemacht werden? Wie können Sicherheits-Risiken bewältigt werden? „Durch gezielte Planung und Entwicklung sollten Firmen schnell sehen können, ob Mobile UC für sie kosteneffizient ist oder nicht“, so Kelly.

Weniger einfach allerdings ist es, bei der Vielzahl von Anbietern den Überblick zu behalten. Wainhouse Research macht auf dem Markt fünf grundsätzlich verschiedene Zugänge aus: Erstens den PBX-zentrierten Ansatz, bei dem der Mobilfunk-Operator überbrückt wird und alle Anrufe durch die Telefonanlage geschleust werden. Zweitens den Weg über eine PBX-Beifügung. Hier läuft die Rufkontrolle über einen Applikations-Server, der die Anrufe nach den Regeln der Firmenpolitik taktet.

Beim dritten, software-zentrierten Ansatz geht das Signal zuerst über die von großen Software-Häusern bereitgestellten Server und erst dann über die PBX. Viertens gibt es Lösungen, deren Herzstück die Mobilfunk-Operatoren und Carrier liefern. Die Anbieter stellen Plattformen für Mobile UC bereit, in deren Abläufe sie logischerweise selbst involviert sind.

Fünftens existieren mittlerweile auch Wi-Fi-zentrierte Ansätze, mit denen Wireless LAN-Anbieter in den Markt drängen. Diese sind mittlerweile in der Lage, mittels Wireless LAN Voice in hoher Qualität auf WI-Fi- oder Dual-Mode-Geräte zu bringen.

Die Empfehlungen des Wainhouse-Analysten Kelly klingen indes eindeutig. Firmen, die Kunden mehrerer Mobilfunk-Anbieter sind, werden vermutlich auf PBX- oder PBX-Adjunct-Lösungen vertrauen. „Nur wenige Vendors können derzeit den gleichen Service in der ganzen Welt anbieten“, so Kelly. „Und dieses Defizit verschlimmert sich noch, wenn Firmen mit mehreren Anbietern zusammenarbeiten.“

Verschiedene Handy-Anbieter? Der Analyst empfiehlt PBX-Lösungen

Die klassischen Ansätze garantieren da beständige Funktionalität auch bei verschiedenen Anbietern – und damit maximale Unabhängigkeit. „Andere Lösungen hingegen können für Firmen durchaus attraktiv sein – wenn sie sich auf einen Standard-Anbieter festgelegt haben.“

Wainhouse Research hat in der Studie „Mobile Unified Communications: Mobile Workforce Communications Choices for CXOs and Managers” Lösungen von 28 Anbietern untersucht.