HH IT-Strategietage 2007

Mythen des Outsourcings

16.02.2007 von Rolf Röwekamp
Joachim Depper überschrieb seinen Vortrag mit "Von der Kosten- zur Leistungstransparenz". Es ging um nicht weniger als um das Auslagern der nächsten Generation - und die Fallstricke. Wie man erfolgreich mit der Funktionspunktanalyse auslagert.

Joachim Depper, bis vor kurzem noch CIO bei E-Plus und jetzt Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Mediaan ABS Deutschland, listet zunächst einige der gängigen Mythen über das Outsourcing auf:

- Lieferanten nutzen Größenvorteile; niedrigere IT -Kosten bei verbessertem Service.

- Langfristige Verträge sichern ein partnerschaftliches Verhältnis.

- IT-Outsourcing bedeutet so wenig wie möglich auszugeben.

- Harte kommerzielle Verhandlungen führen; der Lieferant kümmert sich um seine eigene Gewinnspanne

In seiner Praxis bewahrheiten sich laut Depper diese Vorurteile allerdings kaum.

Dagegen sieht Depper den Trend zum Business Process Outsourcing (BPO). Er stellt allerdings fest, dass deutsche Unternehmen eher einzelne Teilprozesse ausgliedern. Ganze Geschäftsprozesse geben sie dagegen nicht an externe Dienstleister heraus.

Letztlich muss ein Outsourcing erfolgreich verlaufen. Doch wie misst man das? Als erfolgsversprechend kommt für ihn selektives Outsourcing in Frage. Dazu bedarf es Transparenz als Grundlage für effektive Steuerung. Diese Steuerung der verschiedenen Bereiche ist laut Depper nur über spezifische und aussagefähige KPI’s möglich.

Dafür braucht man wiederum eine Methode, die die Ermittlung von Produktivitätskennzahlen ermöglicht und so Kennzahlen über den gesamten Produkt-Life-Cycle liefern.

Darüber hinaus empfiehlt er Benchmarkings durchzuführen, um die eigene Produktivität gegen Industriestandards zu vergleichen.

Als geeignetes Mittel erfüllt für Depper die Function-Point-Analysis (FPA) diese Anforderungen. Die schon nicht mehr ganz taufrische und als akademische Spielerei verbrämte Funktionspunktanalyse sei ein sehr guter Ansatz. Damit lässt sich ein Kennzahlen-basiertes Prozess-Management aufsetzen und die Leistung der Anwendungsentwicklung kontrollieren.

Aus seinen Outsourcing-Erfahrungen kristallisierte er folgende weiche Erfolgsfaktoren heraus:

- Beziehungsmanagement, Veränderungskompetenz und Lieferkompetenz des Dienstleisters.

- Der Erfolg eines Outsourcing-Deals wird nach Unterschrift von den Fähigkeiten der Partner bestimmt die benötigten Kernkompetenzen zu entwickeln.

- Es ist wichtig, die Produktivität sichtbar zu machen und das Produktivitätsrisiko auf die Seite des Lieferanten zu verlagern.

Um sich in den Punkten anzunähern, führten Depper und der Lieferant einen Quick Check durch. Die wichtigsten Ergebnisse lauteten:

- Positiv und neutral bewertet wurden Themen, die durch eine gute Vorbereitung in der Projektphase entstanden sind (Kostensenkung, -transparenz, Governance).

- Handlungsbedarf auf der Kundenseite: Einbindung der Fachbereiche in die neuen Abläufe und Strukturen (Maßnahme: Strukturierung Anforderungsmanagement)

Handlungsbedarf auf der Lieferantenseite:
- im aktiven Beziehungsmanagement zum Kunden (eigene Business-Case-Struktur als Hauptziel),
- in der Leistungstransparenz (Wer trägt das Produktivitätsrisiko?).

Depper betonte nochmals, die Einführung der Funktionspunktanalyse sei für ihn das entscheidende Methode gewesen und empfahl allen Teilnehmern, sie zu prüfen.