Ärger um Zusammenschluß mit Sparkassen-Informatik

Nach Fusionskritik - Finanz-IT-Chef Noth geht

29.01.2008 von Alexander Galdy
Erst wies Thomas Noth auf Risiken hinsichtlich der geplanten Fusion mit dem IT-Dienstleister Sparkassen-Informatik hin, jetzt hat der Chef der Finanz-IT die Konsequenzen gezogen: Der 47-Jährige kündigte seinen Rücktritt an, weil sich die Eigentümer der Finanz-IT über seine Bedenken bei dem geplanten Zusammenschluss hinwegsetzten.
Thomas Noth übte Kritik am Vorgehen der Finanz-IT im Zusammenhang mit der geplanten Fusion mit der Sparkassen Informatik. Jetzt geht er.

Nach sechs Jahren ist am 31. März Schluss für Thomas Noth. Dann scheidet er aus der Geschäftsführung der Finanz-IT aus. Eigentlich läuft sein Vertrag bis 2012. Gesellschafter, Aufsichtsrat und Geschäftsführung bedauern den Entschluss, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Die Entscheidung zum Rücktritt sei auf eigenen Wunsch von Noth und im besten freundschaftlichen Einvernehmen gefallen.

Genau einen Tag vor der Bekanntgabe des Rücktritts, berichtete die FAZ über eine Grundsatzkritik der Geschäftsführung, die sich an den Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Friedrich Holtmann richtet. In einem Schreiben befürworteten Noth und sein Kollege Klaus-Peter Kobiak zwar grundsätzlich die Fusion mit dem Konkurrenten Sparkassen-Informatik - allerdings nicht zu den Konditionen, wie sie in der gemeinsamen Absichterklärung verankert wurden. Ein Zusammenhang zwischen dem Erscheinen des FAZ-Berichts und dem Zeitpunkt des Rücktritts betsteht laut Finanz-IT aber nicht.

Finanz-IT bleibt auf Kosten sitzen

Die Manager befürchten, dass die Kosten der Fusion hauptsächlich von den Kunden der Finanz-IT aufgebracht werden müssen. Das Schreiben der beiden weist außerdem auf drohende "Prozess-Effizienzverluste" sowie Kostensteigerungs- und Verzögerungsrisiken hin. Dafür müssten die Kunden der Finanz-IT im Notfall allein aufkommen.

Diese Einwände wurden laut Medienberichten am 8. Januar dieses Jahres gegenüber dem Aufsichtsrat geäußert. Am 11. Januar gaben die Eigentümer der Finanz-IT, die Nord-LB, die Berliner Landesbank und die niedersächsischen Sparkassen, ihr Okay zur Absichtserklärung über den Zusammenschluss.

Angestrebtes Ziel: Einer der größten IT-Dienstleister Europas werden

Aus Sparkassen Informatik und Finanz-IT soll einer der größten Dienstleister Europas für die Finanzbranche entstehen. Bis Ende März wird ein detailliertes Konzept für das neu entstehende Unternehmen erarbeitet. Eine endgültige Entscheidung wird bis Mitte des Jahres erwartet.

Mit der Verschmelzung der beiden IT-Dienstleister findet eine jahrelange Konsolidierung ihren Abschluss. Bis zu 200 Millionen Euro jährlich sollen bei den Sparkassen durch Synergie-Effekte bei der IT gespart werden.