CIO von Siemens Energy

Nachhaltige IT braucht Ökosysteme

23.02.2023 von Jens Dose
Auf den Hamburger IT-Strategietagen forderte Kian Mossanen CIOs auf, Kohlenstoffreduzierung auf die Business-Agenda zu setzen und in Partnernetzwerken zu forcieren.
Kian Mossanen, CIO von Siemens Energy, auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Frank Erpinar

"Der größte Hebel, den wir als CIOs bei der Dekarbonisierung der IT haben, ist das Ökosystem," sagte Kian Mossanen, CIO von Siemens Energy, in seiner Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen. Das Thema müsse ins Business getragen und in Partnernetzwerken aktiv vorangetrieben werden.

Siemens Energy selbst hat ambitionierte Ziele in Sachen Nachhaltigkeit. Laut Mossanen will das Unternehmen bis 2030 klimaneutral werden. Seit 2019 habe man bereits 50 Prozent Emissionen reduziert, 22 Prozent davon 2022. Auch den Kunden soll bei der Dekarbonisierung geholfen werden.

IT macht laut Mossanen bis zu vier Prozent des weltweiten Energieverbrauchs aus, Tendenz steigend. Einer der größten Treiber seien Rechenzentren. "Da können wir den Markt beeinflussen," so der CIO. Deutschland sei der zweitwichtigste Markt für US-Anbieter. Wenn CIOs also weniger CO2-Fußabdruck fordern würden, könne das nicht ignoriert werden.

Use Cases für Nachhaltigkeit

Mossanen hatte nicht nur graue Theorie im Gepäck. In einer Hand voll Use Cases illustrierte der IT-Chef, wie IT zu weniger Kohlenstoffausstoß beitragen kann. Für ein Rechenzentrum von Google in Schottland baut Siemens Energy etwa 60 Offshore-Windräder, um die Anlage mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Wenn Unternehmen Workloads in die Cloud verschieben und professionelle Datacenter für das Hosting wählen, lässt sich laut dem CIO bis zu fünfmal weniger Kohlenstoffausstoß erreichen.

Die IT von Siemens Energy selbst hat mit den Geschäftsbereichen zusammengearbeitet, um die Umwelt weniger zu belasten. So hat sie eine IoT-Lösung mit KI-Funktionen entwickelt, um Lecks in Gasleitungen schneller zu entdecken - in den USA gab es von 2010 bis 2019 rund 3.000 undichte Stellen. Mithilfe von Detektoren, die in regelmäßigen Abständen an Pipelines angebracht werden, lassen sich Bruchstellen laut Mossanen innerhalb von zwei Minuten und bis auf fünf Meter genau entdecken.

Um die Auslastung von Kraftwerken zu verbessern, hat das Team um den IT-Chef gemeinsam mit Data Scientists eine Datenplattform entwickelt. Dort werden Informationen aus dem Markt, zum Wetter, über den Konsum oder die Stabilität des Stromnetzes kombiniert. Daraus lasse sich der Betrieb der Anlagen optimieren, so dass weniger Abwärme entsteht.

"Das Wichtigste ist aber, dass wir alle mitmachen und bereit sein müssen, unser Verhalten zu ändern, als Leader vorangehen und die Menschen mitnehmen," appellierte Mossanen an die versammelte CIO-Community. Es gäbe bereits Anlaufstellen dafür, etwa eine Special- Interest-Gruppe des IT-Anwenderverbands VOICE e.V.

Die wichtigsten CIOs der deutschen Energiebranche
Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.