Selbstverliebte Führungskräfte neigen zu unberechenbaren Entscheidungen

Narzissten werden eher Chefs

05.11.2008 von Andrea König
Narzissten kommen eher auf den Chefsessel als Nicht-Narzissten. Die besseren Bosse sind sie nicht, fand nun eine amerikanische Studie heraus. Und zieht Parallelen zur derzeitigen Finanzkrise.

Es sind die Narzissten unter uns, die am ehesten Führungspositionen übernehmen. Eine US-Studie zeigte nun, dass diese machtliebenden Persönlichkeiten aber nicht unbedingt besser für eine Karriere geeignet sind als andere. Das bestätigten mehrere Testreihen mit Studenten und Managern.

Die Untersuchungen ergaben: Narzisstische Personen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten als besonders hoch einzuschätzen. Bei den für die Studien geführten Diskussionsrunden beteiligten sie sich etwa reger und vertraten ihre Meinung energischer als die anderen Probanden.

Neben zwei Testreihen mit Studenten führten die Studienleiter eine weitere mit 153 Managern durch, die alle zwischen 2002 und 2005 an einem MBA-Studiengang einer amerikanischen Universität teilnahmen. Die meisten Teilnehmer waren weiß (82 Prozent), männlich (68 Prozent), durchschnittlich 44 Jahre alt und brachten 11,3 Jahre Berufserfahrung als Manager mit.

Narzissten unter Managern

Anhand eines Fragebogens und einer Diskussionsrunde wurden auch hier die Narzissten und ihr Führungsverhalten ermittelt. Darin mussten die Manager etwa in Vierergruppen ein Direktorium nachstellen, das entscheiden muss, in welcher Weise ein fiktives Unternehmen große Geldsummen kontingentiert. Das Ergebnis aus den Studententests bestätigte sich auch bei der Auswertung der Manager-Untersuchungen: Narzissten nehmen eher Führungspositionen ein als Nicht-Narzissten.

In einem Experiment mit den Studenten baten die Tester die Teilnehmer beispielsweise, 15 Gegenstände auszuwählen, die ihnen als Schiffbrüchige beim Überleben auf einer unbewohnten Insel helfen sollten. Das Ergebnis: Die Narzissten trafen hier keine bessere Auswahl als die anderen Personen.

Narzissten und ihre Rolle in der Finanzkrise

In der Zeitschrift "Personality and Social Psychology Bulletin" zog Studienleiterin und Psychologin Amy Brunell auch Parallelen zur momentanen Finanzkrise. Sie nennt eine Reihe von älteren Auseinandersetzungen mit Narzissmus, die belegen: Narzissten neigen zu unberechenbaren und risikoreichen Entscheidungen.

An der Studie "Leader Emergence: The Case of the Narcissistic Leader" nahmen mehr als 400 Studenten und 153 Manager teil. Studienleiterin war die Psychologin Amy Brunell von der Universität von Ohio in Newark.