Authentisch sein und Hobbys pflegen

12 Tipps zum Netzwerken für Schüchterne

01.12.2023 von Nicolas Zeitler
Zurückhaltende Menschen stellt Netzwerken vor eine Herausforderung: Sie müssen auf andere zugehen und etwas von sich preisgeben - immer mit der Angst, zurückgewiesen zu werden.
Nicht schüchtern sein! Wer beim Netzwerken gezielt nach einer neuen Stelle sucht, sollte auf typische Fragen vorbereitet sein, etwa zu Lebenslauf oder Gründen für den Jobwechsel.
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Networking ist im Berufsleben der Schlüssel zum Erfolg, sagt der Coach Keith Ferrazzi. Es hilft, neue Stellen zu finden, umgekehrt auch Stellen zu besetzen, neue Kunden und Investoren zu gewinnen. Doch für schüchterne Menschen, als die Computerfreaks häufig gelten, kann das Netzwerken ein echtes Problem sein. Vielen fehlt das Grundvertrauen in andere Menschen, sie haben Angst vor Zurückweisung und finden die Plaudereien zur Beziehungspflege unwürdig.

Doch Mauerblümchen und zarte Pflänzchen können das Netzwerken lernen, behauptet Meridith Levinson von unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com. Sie hat zwölf Ratschläge zusammengetragen, die Schüchternen den Einstieg ins Tratschen erleichtern sollen. Denn verzichten könne darauf niemand, schreibt sie mit Verweis auf Keith Ferrazzi. Der betont, dass keiner seine Karriereziele allein auf eigene Faust erreichen könne.

1. Im Bekanntenkreis anfangen

Wer Scheu habe, Fremde anzusprechen, solle Netzwerk-Gespräche zunächst mit Freunden oder Verwandten proben. "Sie können viel wertvolles Networking betreiben, ohne einen einzigen unangemeldeten Anruf oder Besuch bei jemand machen zu müssen", sagt Lynne Sarikas, Leiterin des Karrierezentrums an der Northeastern University in Boston. Gelungene Konversation mit Bekannten nehme dem Netzwerken seinen Schrecken und bringe einem den Vorgang näher.

Der nächstliegende Schritt sei es dann, Abgänger von der eigenen Hochschule anzurufen. Das eigene Alumni-Netzwerk könne eine Goldgrube für Kontakte sein, sagt Sarikas. "Haben Sie keine Angst, aus heiterem Himmel mit einem anderen Ehemaligen zu telefonieren", sagt die Management-Expertin. "Schließlich haben sich die Leute ja genau deshalb ins Netzwerk eingetragen, um solche Gespräche zu führen."

2. Keine Entschuldigungen

In sich gekehrte und unerfahrene Netzwerker entschuldigen sich oft, wenn sie andere um Hilfe bitten. Der Grund: Sie sehen die Kontaktpflege als lästige Pflicht, nicht als Teil für den Aufbau von Beziehungen. "Die Leute entschuldigen sich, weil sie denken, sie seien es nicht wert, die Zeit eines anderen zu beanspruchen", meint Lynne Sarikas.

Doch Entschuldigungen zeigten nicht nur mangelnde Professionalität, sondern seien auch lästig und kindisch. Niemand müsse sich dafür entschuldigen, andere um Hilfe zu bitten oder mehr über sie wissen zu wollen.

3. Aus der Selbstisolation lösen

Von Natur aus schüchtern seien die wenigsten Menschen, behauptet Keith Ferrazzi. Meist sei ein äußeres Ereignis die Ursache dafür, dass Menschen sich zurückzögen. Introvertierte sollten sich klar machen, dass sie nicht von Geburt an Eigenbrötler seien sondern soziale Wesen. Vergegenwärtige man sich das regelmäßig, könne es einem aus der Selbstisolation heraushelfen.

4. Authentisch sein

Kein Introvertierter muss mit einem Schlag so gesellig auftreten wie die Kontaktfreudigsten unter den Kollegen. Am schlimmsten sei es, gekünsteltes Verhalten zur Schau zu stellen, betont Ferrazzi. "Seien Sie der echte, bescheidene und schüchterne Mensch, der sie nun mal sind", empfiehlt der Buchautor. Das könne durchaus sympathisch wirken.

5. Aus den eigenen Interessen schöpfen

Lynne Sarikas schlägt vor, Veranstaltungen zu besuchen oder Vereinen beizutreten, die mit den eigenen Interessen zu tun haben. Wer einen guten Tropfen nicht verschmäht, solle ab und zu an einer Weinprobe teilnehmen. Der Freund des runden Leders solle ins Fußballstadion oder in eine Kneipe zum gemeinschaftlichen Zuschauen gehen.

"Ein IT-Spezialist zu sein bedeutet nicht, dass Sie zum Netzwerken nur zu Fachveranstaltungen gehen dürfen", mahnt Sarikas. Womöglich habe ja der Nebensitzer im Stadion eine Arbeitsstelle, von der man schon lange geträumt habe. "Aber das erfahren Sie nur, wenn Sie ein Gespräch mit ihm beginnen." Eine Umgebung und Veranstaltung, auf der man sich wohl fühle, mache das sehr einfach. Beim gemeinsamen Verkosten eines Cabernet dürfe man den Gegenüber ruhig nach seinem Namen und Beruf fragen. "Vermeiden Sie hingegen Situationen, in denen sie sich gehetzt oder gestresst fühlen", rät auch Stellensuche-Expertin Debra Feldman.

Wer auf einer Technik-Konferenz nur Fremde um sich vorfinde, solle zielgerichtet die Foren oder Stände ansteuern, die ihn interessieren, empfiehlt Keith Ferrazzi. "Wenn Sie mit den Leuten dort über das sprechen, was Sie selbst interessiert, fallen Sie auf und können andere für sich einnehmen." Man müsse dann im Gespräch nicht erst gemeinsame Interessen finden, sondern teile seine Interessen einfach mit anderen.

6. Um Vorstellungen bitten

Schüchterne hängen sich auf Veranstaltungen gern an eine Person und verbringen mit ihr den ganzen Abend, beobachtet Peter Handal vom Trainings-Anbieter Dale Carnegie & Associates. Ein Fehler, sagt Handal. Das sei zwar der einfache Weg, verhindere aber erfolgreiches Netzwerken. Stattdessen solle man die gefundene Kontaktperson bitten, einem weitere Besucher der Veranstaltung vorzustellen. "Das ist eine nette und angenehme Art, andere kennen zu lernen."

7. Großzügig sein

Wer selbst keine Kontakte oder Stellen anzubieten habe, scheue sich oft vorm Netzwerken, weil er Angst habe, mit leeren Händen vor denen zu stehen, die ihm geholfen haben. Doch handfeste Gegenleistungen seien gar nicht immer nötig, meint Ferrazzi. Oft reiche es aus, ehrliches Interesse am anderen zu zeigen, auch einmal Komplimente zu machen und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. "Das ist auch eine Form der Großzügigkeit", sagt Ferrazzi.

8. Fragen vorbereiten, um das Eis zu brechen

Wer Angst habe, in einer größeren Runde kein Wort herauszubringen, solle sich darauf vorbereiten, sagt Debra Feldman. Es helfe, sich vorher Fragen zu überlegen, mit denen sich das Eis brechen lasse. Wer gezielt ausgehe, weil er eine neue Stelle suche, solle sich auf typische Fragen wie den Grund für den gewünschten Wechsel oder nach dem persönlichen Lebenslauf einstellen. "Sie müssen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, damit es keine peinlichen Pausen gibt", sagt die Personal-Expertin.

9. Kontakte aufrecht erhalten

Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei neuen Bekannten lässt sich aufbauen, indem man Informationen mit ihnen teilt, etwa den Link zu einer Webseite oder einen Artikel zu einem der gemeinsamen Gesprächsthemen. "Wenn Sie anderen etwas ankündigen und dann auch wirklich schicken, erscheinen Sie als vertrauenswürdig, andernfalls als ein Schwätzer wie viele andere", sagt Sarikas.

10. Angst vor Zurückweisung überwinden

Eine Lektion muss jeder Netzwerker lernen: Dass er gelegentlich auf Menschen trifft, die ihm nicht helfen wollen oder können. "Das gehört dazu", sagt Sarikas. Auf keinen Fall dürfe man das persönlich nehmen oder sich lange daran aufhalten.

11. Etwas wagen

Wer seine Angst vor Zurückweisung überwunden hat, soll ruhig auch einmal völlig Fremde ansprechen oder unangekündigt potenzielle Kontaktpersonen anrufen. Kontakt aufzunehmen sei dem Nebensitzer im Flugzeug oder bei einem Essen oft genau so unangenehm wie einem selbst, beruhigt Sarikas. "Vielleicht ist er dankbar, dass Sie das Eis brechen und erweist sich als hervorragender Kontakt." Nur wer wage, könne gewinnen.

12. Professionelle Hilfe suchen

Wer partout seine Schüchternheit nicht überwinden kann, der muss laut Ferrazzi professionelle Hilfe suchen. Ein Therapeut könne dabei helfen zu verstehen, warum man so verklemmt sei und Auswege aufzeigen. Ansonsten werde man nie fähig sein, ins Netzwerken einzusteigen. "Die Fähigkeit, mit anderen vertraulich zu sprechen, ist der Kern des Networking", betont Ferrazzi. "Schüchterne wissen in ihrem Innern, dass sie einsam sind und sich nach mehr Nähe sehnen. Sie haben nur nicht den Mut und das Selbstvertrauen, dieses Problem anzugehen."