Die nächste Generation

Neue Funktionen und Technologien in iOS 8

24.09.2014 von Rainer Franke
Nachdem in iOS 7 der Fokus auf dem neuen, mittlerweile etablierten Design lag, bietet iOS 8 ein Feuerwerk an neuen Funktionen und Konzepten.

Die Oberfläche im Flat Design hat Apple mit iOS 7 erfolgreich eingeführt, daran gibt es in diesem Jahr nur noch kleine Nacharbeiten. Bei iOS 8 liegt der Schwerpunkt auf mehr Funktionalität und Basistechnologien für kommende Anwendungen. Dazu gehören neue Systemfunktionen, wie interaktive Mitteilungen, eine geniale Tastatur zur schnelleren Texteingabe, die Anzeige des Stromverbrauchs pro App oder die Berücksichtigung diverser Internet-Dienste bei der Spotlight-Suche.

Auf der anderen Seite erhalten auch wichtige Apps neue Features, zum Beispiel Safari, Mail, Nachrichten und Fotos. Die Nutzung von iCloud wird ebenfalls deutlich erweitert. Außerdem hebt Apple mit iOS 8 und OS X 10.10, das sich gerade im öffentlichen Beta-Test befindet, die Zusammenarbeit von iPhone, iPad und Mac auf ein neues Niveau. OS X Yosemite hat Apple ebenfalls für den Herbst dieses Jahres angekündigt.

Grundlagen für neue Apps

Für Entwickler bietet Apple mit Swift eine neue, sehr effektive Programmiersprache und mit Metal eine neue Highend-Grafikbibliothek. Beide sollen zukünftigen Apps zu mehr Leistung verhelfen. Dazu führt Apple ein Konzept für die Erweiterungen von Apps durch Dritte ein. Mit diesen "Extensions" bricht Apple mit einem No-Go aus der Zeit von Steve Jobs: Statt nur Dokumente über "Öffnen mit" zwischen Apps auszutauschen, können sich diese unter iOS 8 gegenseitig Funktionen zur Verfügung stellen. Sie bieten Teile ihrer Funktionalität anderen Apps über eine Art von Plug-in-Erweiterung an – und das auf sichere und kontrollierte Weise.

Solche Erweiterungen finden sich sogar in Apple-eigenen Lösungen wieder, etwa bei den Widgets in der Mitteilungszentrale. Weitere naheliegende Extensions wären zusätzliche Filterfunktionen für Fotos oder automatische Übersetzungen für Apps, die Texte verarbeiten. Es wird sicher nicht lange dauern, bis die ersten Extensions erscheinen.

Als weitere Basis für eine innovative neue Generation von Apps dienen die mit iOS 8 vorgestellten Technologien Healthkit und Homekit. Bei beiden handelt es sich im Wesentlichen um APIs und Standards in iOS 8, die von Herstellern aus dem Bereich Fitness und Gesundheit beziehungsweise Smart Home genutzt werden können. Für Healthkit bietet iOS 8 die neue App Health als Schnittstelle, in die Gesundheits- und Fitness-Apps ihre Daten liefern können. Die Daten werden hier zentral gesammelt und wenn gewünscht weitergegeben.

Es lässt sich auch ein Notfallpass mit wichtigen persönlichen Daten, wie Allergien oder Vorerkrankungen, erstellen, der ohne Code-Eingabe über die Notfallfunktion des Sperrbildschirms erreichbar ist. Homekit bleibt dagegen vorerst unsichtbar. Es schafft einen Standard zur Verwaltung und Kontrolle von Geräten der Haussteuerung. Es erlaubt Gruppen und Anwendungsszenarien. Die Hersteller können Homekit-kompatible Apps für ihre Produkte entwickeln, die sich hier einklinken. So lassen sich alle Geräte und Lösungen zentral verwalten und über eine App oder auch über Siri vom iPhone steuern.

Verbesserte Kommunikation

Mitteilungen sind in iOS 8 endlich voll interaktiv: Wenn Sie gerade eine Mail lesen und eine iMessage oder SMS bekommen, lässt sich diese nun direkt beantworten, ohne Mail verlassen zu müssen. Kalender-Einladungen können Sie direkt annehmen oder ablehnen, aktuelle Erinnerungen als erledigt markieren. Das Beste daran: Apple stellt die betreffende API allen App-Entwicklern zur Verfügung, sodass man die Funktion sicher auch bald in Whatsapp, Facebook und anderen Apps finden wird.

Nachrichten wird zu einem erwachsenen Messenger mit tollen, neuen Funktionen, der sich durchaus mit Whatsapp messen kann. So lassen sich ganz einfach Sprachnachrichten und Livefotos oder Videos direkt durch langes Drücken der kleinen Mikrofon- und Kamerasymbole neben dem Eingabefeld erzeugen und verschicken.

Um eine empfangene Audionachricht zu hören, führt man ab iOS 8 einfach das iPhone ans Ohr. Außerdem verfügt Nachrichten endlich über eine ordentliche Gruppenfunktion und versteht sich darauf, anderen die aktuelle Position mitzuteilen. Fehlt nur noch die passende App für andere Mobilsysteme, damit man nicht auf Apple-Geräte beschränkt bleibt.

Ebenfalls praktisch: Öffnet man durch doppeltes Drücken der Home-Taste den App-Umschalter, findet man oberhalb der Apps die Kontakte, mit denen man zuletzt kommuniziert hat, und die Favoriten. Tippt man auf einen, bietet iOS 8 Telefonnummern, Facetime Audio und Video und das Schreiben einer Nachricht zur Nutzung an.

Fotos und Kamera

Die App Fotos bietet neue Bearbeitungsfunktionen. So lassen sich Licht und Farbe per Schieberegler korrigieren, wobei automatisch diverse zugehörige Einstellungen angepasst werden. Profis machen das lieber selbst, aber wer das nicht kann, erhält in wenigen Sekunden prima Ergebnisse. Außerdem verbessert die App die Übersicht und die iCloud-Unterstützung. Dabei fällt gegen Bezahlung die 1000-Fotogrenze von Fotostream. Die App Kamera erhält einen Selbstauslöser mit Timer. Fokus und Helligkeitspunkt lassen sich nun getrennt setzen. Bei Videoaufnahmen ist jetzt ein Zeitraffer möglich.

Das iPhone im Team

Unter dem Stichwort "Continuity", im deutschen "Integration" genannt, führt Apple weitere sehr coole Funktionen ein, die iPhone und iPad oder iOS-8-Geräte und den Mac enger verbinden. Dazu gehört "Handoff", das erlaubt, die Arbeit mit einer App an einem anderen iOS-Gerät oder dem Mac, der dafür das angekündigte OS X 10.10 benötigt, weiterzuführen. Sie beginnen etwa eine Mail am iPad, müssen dann das Haus verlassen. Auf dem iPhone zeigt der Sperrbildschirm ein Mail-Icon, Sie können die Nachricht darüber öffnen und dann losgehen. Das funktioniert auch mit Karten, iWork oder geöffneten Webseiten in Safari.

Ebenfalls klasse ist die Möglichkeit, die Telefon- und SMS-Funktion des iPhone von Geräten mit iOS 8 und OS X 10.10 mitzubenutzen. Geht ein Telefonat am iPhone ein, klingeln alle anderen Geräte, die mit derselben Apple-ID bei iCloud angemeldet sind – also auch das iPad. Sie können mit dem Gerät der Wahl das Telefonat führen, ohne das iPhone zur Hand nehmen zu müssen. Sie können auch umgekehrt von einem der anderen Geräte aus wählen.

Alle beteiligten Geräte müssen dieselbe Apple-ID nutzen und zudem Bluetooth eingeschaltet haben. Dabei erfolgt die Verbindungsaufnahme über Bluetooth LE, das ab iPhone 5, iPod Touch 5G sowie iPad 4G und Mini zur Verfügung steht. Die Geräte sollten im gleichen Raum liegen.

Yosemite beseitigt noch ein weiteres altes Ärgernis: Während unter iOS 7 und OS X 10.9 nur die iMessages auf allen iOS-Geräten und Macs in Nachrichten zu sehen sind, werden mit den neuen Systemen auch echte SMS synchronisiert. So können Sie auch die "grünen" Beiträge einer Konversation auf allen Geräten sehen.

Besser tippen und suchen

Die neue Quicktype-Tastatur macht alle Benutzer zu Schnelltippern. Oberhalb der Tastatur blendet iOS beim Tippen in Echtzeit drei passende Wörter ein. In den meisten Fällen reichen bereits zwei oder drei Buchstaben, um das gewünschte Wort auswählen zu können. Da die neue Funktion den Kontext berücksichtigt und lernfähig ist, werden die Vorschläge nach kurzer Zeit schon fast gespenstisch gut.

Die Suchfunktion Spotlight wird deutlich cleverer. Die Suche erstreckt sich nicht nur auf Dateien am iPhone, sondern auf verschiedene Internet-Angebote, darunter Wikipedia, aktuelle Nachrichten und markante Orte in der Nähe. Es gibt es auch Ergebnisse aus dem iTunes und App Store. Wer nach einer App sucht, erhält den Link zum Store als Fundstelle.

Die neue Familienfreigabe erlaubt die gemeinsame Nutzung eines Apple-Kontos für iTunes, iBooks und App Store mit sechs Personen. Die Einkäufe werden zentral bezahlt und kontrolliert.

Neue Technologien

Neben vielen neuen Funktionen für Anwender bringt iOS 8 auch unter der Haube spannende Neuerungen für Entwickler mit. Über 4000 neue APIs und Dienste warten darauf, genutzt zu werden. Damit schafft Apple die Basis für neue Apps. Ein Blick darauf lohnt auch für Nichtentwickler, denn ein paar Dinge kann man hier durchaus für künftige Apps ablesen: