IT-Provider müssen Innovations-Management überdenken

Neue Rollenmodelle für IT-Dienstleister

22.06.2007 von Werner Kurzlechner
Anwender, die mit ihren Dienstleistern unzufrieden sind, können auf Besserung hoffen: Die Analysten von Forrester haben nämlich mit dem Chirurgen-Messer seziert, was die Provider falsch machen: ziemlich viel. Wenn sich die Betroffenen an die Tipps halten, hören sie bald auf, den Anwendern "Zement in die Firma zu gießen". Stattdessen helfen sie als Makler und Veränderer, schneller und billiger Innovationen zu meistern.
Die Innovationszyklen sind immer komplexer miteinander verwoben.

Merklich zugenommen hat der Druck auf die IT-Provider: Viele Unternehmen zücken nicht mehr auf Kommando das Portemonnaie, sobald jemand "Innovation" ruft. Die Anwender haben zu viele schlechte Erfahrungen gemacht mit teuren Projekten, die nur bedingt fruchteten. Mit der Implementierung etwa von Enterprise Ressource Planning (ERP), die zumeist Jahre in Anspruch nimmt.

Vor diesem Hintergrund haben Innovationen nur dann eine Chance, wenn sie kostengünstig sind, sich binnen Wochen oder spätestens weniger Monate rechnen und sich nach den Bedürfnissen der Kunden richten.

Zudem ist mit "Innovation" im Kern etwas anderes gemeint, als noch vor kurzer Zeit. Es geht nicht mehr um den neuesten technologischen Schrei, sondern um die Frage, wie die IT sich in neue Geschäftsmodelle und -Prozesse integrieren lässt.

Nun sind die Herausforderungen der neuen Ära, in der Geschäft und Technologie zur Business Technology (BT) verschmelzen, den Providern zwangsläufig nicht entgangen. Dass immer mehr Kunden ihre innovativen Angebote brüsk zurückweisen, ist schlichtweg nicht zu übersehen. Forrester rüffelt indes, dass viele Anbieter daraus die völlig falschen Schlüsse ziehen.

Forrester definiert vier Provider-Rollen.

Weil mit den Kunden immer schwieriger ins Geschäft zu kommen ist, ziehen sich viele Provider völlig von diesen zurück. So schmoren sie im eigenen Saft, köcheln an der wenig gepfefferten Suppe der "Industrialisierung" von Services und wollen den Anwendern ein fades Standard-Gericht auftischen, das so schwer im Magen liegt wie Zement - und Flexibilität auf Jahre hinaus unmöglich macht.

Anbieter nerven mit Esoterik

Noch schlimmer: Die IT-Anbieter nerven die Anwender mit esoterischen Behauptungen über interne Innovationen, die beispielsweise die Zyklus-Dauer verkürzen sollen. Oder sie versuchen auf scheinbar direkten, aber verunglückten Wegen, Neuerungen bei ihren Kunden anzustoßen.

Häufig wollen sie in Zusammenarbeit mit CTOs oder CIOs antizipieren, was Firmen künftig an neuartiger Software benötigen. Nur dass diese Ansprechpartner, so Forrester, bei den dafür wesentlichen Business-Entscheidungen meistens außen vor bleiben.

Die Analysten haben zum Glück auch Ratschläge parat, wie die Provider dem Teufelskreis entfliehen können: durch Spezialisierung beispielsweise - allerdings nicht im herkömmlichen Sinne. Sich inhaltlich auf einige wenige Innovationen zu fokussieren, ist laut Forrester ein Holzweg, verbunden mit dem Risiko, sämtliche Markt-Chancen zu vergeben. Anders verhält es sich mit der Spezialisierung auf eine klar definierte Rolle in der Innovationskette.

Kluge IT-Experten versuchten, die zunehmende Komplexität ihres Marktumfeldes zu reduzieren, so Forrester. Vier Rollen definieren die Analysten, von zweien raten sie sogleich ab: Ein "Erfinder" sein, der einzigartige Lösungen wie bahnbrechende SOA-Frameworks und dergleichen schafft, lohnt nicht. Denn an derartige Genie-Streiche kommt man leichter über Netzwerke als durch eigene Anstrengung. Auch der Rückzug auf ein Dasein als "Finanzier“ führt nicht unbedingt zum Erfolg.

Die Beziehungen zwischen Kunden und Anbietern erscheinen manchmal fast verworren.

Eben weil in der komplexen IT-Welt Geschäftsinteressen und technologische Neuerungen nicht einfach so zusammenfinden, rät Forrester zur Rolle als Makler oder Veränderer. Der "broker" setzt alles daran, im spezifischen Umfeld des Kundens zusammen zu bringen, was auseinanderstrebt. Voraussetzung dafür ist es, die Nähe zu den Kunden zu pflegen. Im Idealfall wirkt er als zwar unabhängiger Experte, der dennoch für den Kunden ein Gefüge aus vielen "inventors" und "transformers" dirigiert.

Gefragt sind "transformer" und "broker"

Aufgabe der "transformer" ist es übrigens, den Bedarf der Kunden nach Innovationen auszuloten und dafür zu sorgen, dass bei der Einführung alles klappt - und zwar möglichst schnell. Neben dem "broker" ist dies die zweite Rolle, die Erfolg verheißt.

Forrester empfiehlt also Rollen, die vor den Anwendern nicht weglaufen, sondern dezidiert die Nähe zu ihnen suchen. Davon sollten letztlich tatsächlich auch die Anwender profitieren.

Das vollständige Analyse brachte Forrester unter dem Titel "How IT Consultants Can Finally Profit From Client’s Business Innovation Demands" heraus.