Projektleiter bleibt

Neuer Anlauf für geflopptes "Insieme"-Projekt

11.04.2013 von Christiane Pütter
Der Schweizer Bundesrat hat 85 Millionen Franken für die IT-Modernisierung der Steuerverwaltung freigegeben. Das neue Projekt "Fiscal-IT" folgt auf den "Insieme"-Flop, der schon 150 Millionen Franken verschlungen haben soll. Alter und neuer Projektleiter ist Dirk Lindemann, was für Irritationen sorgt.
Der Deutsche Dirk Lindemann ist CIO der Eidgenössischen Steuerverwaltung und soll das gefloppte Insieme-Projekt als "Fiscal-IT" nun zu einem Erfolg führen.
Foto: Dirk Lindemann / Eidgenössische Steuerverwaltung

Ein öffentliches IT-Projekt beherrscht dieser Tage die Schlagzeilen in der Schweiz. Der dortige Bundesrat will seine Steuerverwaltung modernisieren - was "dringend nötig" ist, wie etwa das Portal inside-it.ch schreibt. Denn die zentralen Systeme der Verwaltung liefen auf einem uralten Siemens-Großrechner und alleine der Betrieb dieses Computer-Dinosauriers schlage bis 2019 mit mindestens 16 Millionen Franken zu Buche, schreibt der Online-Dienst.

Das Projekt namens Fiscal-IT sorgt deshalb für so viel Wirbel, weil der Vorgänger "Insieme" (deutsch: "gemeinsam") als Flop gilt. Von Korruptionsvorwürfen war die Rede. Insieme soll 150 Millionen Franken gekostet haben. Im September 2012 beendete Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf das Vorhaben.

Dabei gingen auch Personalia durch die Schweizer Presse: Alter Projektleiter von Insieme und neuer von Fiscal-IT ist der Deutsche Dirk Lindemann. Journalisten sahen ihn für das Projekt-Scheitern als mitverantwortlich an, mancher Verfasser eines Online-Kommentars störte sich zudem an der Nationalität des Projekt-Chefs. Seit Beginn dieses Jahres ist Lindemann darüber hinaus auch offiziell CIO der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV).

Im neuen Vorhaben will die Dinge anders angehen. Das heißt: Fiscal-IT wird in 29 Teilprojekten reorganisiert, auch das IT-Team innerhalb der Steuerverwaltung wurde umstrukturiert. Lindemann leitet jetzt eine neue zentrale Organisationseinheit mit 30 Mitarbeitern, wie Inside-it-ch berichtet. Wo es "wirtschaftlich sinnvoll" sei, wolle er Standard-Software kaufen.

Lindemann war seit Oktober 2011 als Gesamtprojektleiter tätig. Schweizer Medien behaupteten nach dem Scheitern von Insieme, er sei damals ohne öffentliche Ausschreibung und damit gesetzeswidrig engagiert worden. Das habe eine spätere Untersuchung ergeben. Dem widerspricht inside-it.ch: Lindemann sei erst ins Boot geholt worden, als das Projekt ohnehin nicht mehr zu retten war.

Streit mit Unisys

Insieme startete 2001 und sollte die veralteten Systeme Molis und Stolis zusammenlegen. Ziel war die Entwicklung einer einheitlichen, kundenfreundliche Plattform. Nach Streitigkeiten mit dem ehemaligen Dienstleister Unisys liefen die Kosten aus dem Ruder, der frühere Direktor der Steuerverwaltung Urs Ursprung musste gehen.