Viren erzählen jetzt Witze, singen Liedchen oder zitieren die Bibel

Neuer Trend bei Hackern: Ein bisschen Spaß muss sein

08.08.2007 von Christiane Pütter
Während er den Rechner infiziert, spielt der Wurm Vergon einen lustigen kleinen Song ab. Zum Brüllen komisch - so lang man nicht selbst betroffen ist. Für User mit Galgenhumor hat Hersteller Panda die schönsten schrägen Viren aufgelistet.

Immerhin: Der Trojaner BotVoice.A entschuldigt sich wenigstens. Sobald er den PC verseucht, verkündet eine compturgenerierte Stimme "Sie wurden infiziert und Ihre Systemdaten wurden gelöscht. Sorry. Schönen Tag und Bye Bye."

Auch RinBot.B steht Rede und Antwort: Die Malware setzt auf dem Rechner installierte Anti-Virus-Programme außer Kraft und zeigt ein fingiertes CNN-Interview an, in dem der Hacker gefragt wird, was er mit den infizierten Rechnern anfangen will. Antwort: "Nichts wirklich Böses. Keine Betrügereien oder so."

Ketawa.A dagegen präsentiert sich als reiner Entertainer. Dafür, dass er Registrierungseinträge verändert und ungefragt Daten an Dritte übermittelt, bringt er den betroffenen Nutzer mit einem Witz zum Lachen. Leider auf Indonesisch. Bei Spiegel online hat man sich die Mühe gemacht, den Gag zu übersetzen, der da lautet: "Ein Mann hat gerade in einem Restaurant in Surabaya Reis gegessen. Während er aß, kam ein anderer Mann, der aus Madura Island stammt, an seinen Tisch und pinkelte. 'Warum pinkeln Sie hier?', echauffiert sich der Essende. 'Können Sie das nicht weiter weg tun?' Antwortet der Mann: 'Ich bin gerade von Madura nach Surabaya gereist. Wie weit weg soll ich denn noch pinkeln? Soll ich vielleicht nach Jakarta gehen?" Humor ist wohl Geschmacksache.

Sprechende Würmer

Deshalb haben die Hacker auch an diejenigen gedacht, denen angesichts der feindlichen Web-Welt das Lachen vergeht und die im Glauben Trost suchen. Der Wurm USBToy.A lässt bei jedem Windows-Start die Worte aufleuchten: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" und so weiter.

Der Schöpfer des Wurms VideoCatch kennt offenbar nur ein Gebot, und zwar ein ziemlich unchristliches: Geld machen mit der Angst Anderer. Seine Malware zeigt ständig Viren-Warnungen an und bietet dazu ein kostenpflichtiges "Desinfizierungsprogramm" feil.

Während die Motive in diesem Fall klar sein dürften, konnte bisher noch kein Licht ins Dunkel der übrigen Hacker-Psychen gebracht werden. Ob man ihnen Anerkennung zollt oder trotz allem schrägen Humors den Ernst der Sache erkennt, hängt wohl von der eigenen Betroffenheit ab.

Wen es erwischt hat, dem seien die Worte von Rinbot.B ans Herz gelegt, das ist der mit dem fiktiven CNN-Interview. Auf die Frage, ob er sich bewusst sei, dass sein Virus Netzwerke lahmlegt, antwortet er: "Das ist möglich, ja. Aber dafür entfernt mein Trojaner alle anderen Viren von den Rechnern, in denen er sich einnistet."