Anwender setzen auf kürzere Laufzeiten und kleineres Volumen

Neuorientierung beim Outsourcing

11.09.2006 von Tanja Wolff
Der deutsche Outsourcing-Markt wird in diesem Jahr ein Wachstum von voraussichtlich mehr als zehn Prozent erzielen. Dabei werden kleine und mittlere Abschlüsse dominieren. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Untersuchung des Beratungsunternehmens Experton Group.

Der Analyse zufolge, wurden im ersten Halbjahr 200 Outsourcing-Verträge abgeschlossen beziehungsweise verlängert. Die Abschlüsse lassen vielfältige Aktivitäten sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Anwenderseite erkennen.

Dabei ist auffällig, dass zahlreiche Anbieter nicht nur ihr Portfolio beim Infrastruktur- und Applikations-Outsourcing ausgebaut haben, sondern auch ihre Expertise für die Auslagerung von Geschäftsprozessen. Das Ergebnis sind marktfähige Lösungen die den Anwendern heute zur Auswahl stehen.

Unter den Schlagwörtern "Software as a Service", "On demand", "Dynamic Infrastructure" und "Shared Services" vermarkten Anbieter neue Geschäftsmodelle. Eine umfassende Akzeptanz der Modelle von Seiten der Anwender steht allerdings noch aus. Zudem drängen verstärkt Off- und Nearshore-Outsourcer auf den europäischen Markt. Das führt zu einer erweiterten Anbieterlandschaft.

Laut der Studie werden besonders Branchen wie Versicherungen, Versorger und Telekommunikation (TK) aktiv werden. Das hat unterschiedliche Gründe. Während die TK-Firmen eine hohe Outsourcing-Affinität aufweisen, haben Versicherer und Versorger einen deutlichen Nachholbedarf.

BPO legt kräftig zu

Die Untersuchung prognostiziert für den deutschen Outsourcing-Markt 2006 ein Volumen von 13,95 Milliarden Euro. Davon entfallen 13,15 Milliarden auf IT-Outsourcing und 0,8 Milliarden Euro auf Business Process Outsourcing (BPO). Die Wachstumsrate des BPO-Marktes beträgt 12,7 Prozent gegenüber 9,8 Prozent für den IT-Outsourcing-Markt.

Dabei wurden die meisten BPO-Verträge weltweit in den Branchen Fertigung, Financial Services und Public Services unterzeichnet.

Der Untersuchung zufolge ist das Auslagern von Prozessen und Teilprozessen der Personalarbeit der zentrale Gegenstand von BPO-Verträgen. Weniger häufig kam es zu Abschlüssen bei der Beschaffung und beim Finance/Accounting.

Weltweit wurden mehr als die Hälfte der ITK-Outsourcing- und BPO-Verträge in Europa, knapp 34 Prozent in den USA und Kanada abgeschlossen. Bei den Amerikanern wurden mehr Mega-Deals abgeschlossen, wodurch das Umsatzvolumen der Verträge über dem europäischen Niveau lag. Deutlich geringer war der Anteil der Verträge in Asien und Australien (elf Prozent), Süd- und Mittelamerika (zwei Prozent) sowie Afrika (ein Prozent). Die meisten Abschlüsse in Europa entfielen auf Deutschland und Großbritannien.

Die meisten Outsourcing-Verträge gab es 2005 in den Branchen Fertigung, Public Services und Financial Services. Das Schlusslicht bildeten Handel und Medien.

Kurze Laufzeiten

Mehr als ein Drittel der in der ersten Jahreshälfte 2006 veröffentlichten ITK-Outsourcing und BPO-Verträge weisen eine Laufzeit von fünf Jahren auf. Ein Viertel hat sogar eine noch kürzere Laufzeit. Über eine Laufzeit von sechs bis neun Jahren wurden 16 Prozent der Verträge geschlossen. Lediglich zwei Prozent wurden über mehr als zehn Jahre abgeschlossen.

Die Verteilung der Vertragslaufzeiten zeigt, dass Firmen überwiegend geringe bis mittlere Laufzeiten bevorzugen, so die Studie. Abschlüsse mit mehr als fünf Jahren Laufzeit nehmen allerdings weiter zu. Sehr lange Deals werden heute nicht mehr abgeschlossen. Kurze Verträge (maximal ein Jahr) hingegen enthalten heute grundsätzlich Verlängerungsoptionen.

Am häufigsten wurden Vereinbarungen mit einem Volumen zwischen zehn und 49 Millionen Euro unterzeichnet. An zweiter Stelle rangieren Deals mit einem Volumen zwischen 100 und 499 Millionen Euro, gefolgt von Verträgen kleiner als zehn Millionen. Sehr große Outsourcing-Verträge wurden im ersten Halbjahr 2006 nicht so häufig abgeschlossen wie in der Vergangenheit. Der Grund: Die Vielfalt der möglichen Vertragsbeziehungen. Unternehmen können heute auf verschiedene Outsourcing-Möglichkeiten zurückgreifen. Noch vor wenigen Jahren umfasste das Angebot der Dienstleister fast nur eine komplette Auslagerung der IT.