Smartphone-Konkurrent zu Apple und Android

Nokia N8 im Test

18.11.2010 von Moritz Jäger
Mit dem N8 liefert Nokia ein High-End-Smartphone ab, das Boden zur Konkurrenz von Apple, HTC und Co. gut machen soll. Im Test kann die Hardware überzeugen - allerdings schwächelt die Software.

Das N8 ist Nokias aktuelles High-End-Smartphone. Ein großer Touchscreen, eine hübsch designtes Gehäuse, clevere Hardware-Features und Apps aus dem Ovi-Store sollen den Abstand zu Android und Apple wieder verringern. Die technischen Features können es dabei durchaus mit der Konkurrenz aufnehmen. Zentrales Element ist der 8,9 cm große Touchscreen der Multi-Touch unterstützt, der von einem metallenen Gehäuse umrandet ist. Dieser stellt Inhalte in einem 16:9-Format dar, mit einer maximalen Auflösung von 640 x 360 Pixeln.

Das Nokia N8
Nokia N8
Das Display ist mit AMOLED-Technik ausgestattet.
Nokia N8
Das Display schaltet schnell zwischen Quer- und Hochansicht um.
Nokia N8
Gewicht: 135 Gramm.
Nokia N8
Akkuleistung: 1200 mAh.
Nokia N8
Das Smartphone gibt es in den Farben orange, grau, "Silver White", grün und blau.
Nokia N8
Betriebssystem: Symbian 3.
Nokia N8
Das N8 liegt sehr gut in der Hand.
Nokia N8
Auf der Rückseite ist eine Kamera mit 12 Megapixeln angebracht.

Auf das mobile Internet können Nutzer per HSDPA zugreifen, das Handy unterstützt Downloads mit bis zu 10,2 Mbit/s Geschwindigkeit. Auch ein schneller Upload von Daten, etwa Videos oder großen Bildern ist dank der Technik HSUPA möglich. Allerdings sind die Geschwindigkeiten auch vom Ausbau des Mobilfunknetzes abhängig. Für den Zugriff auf WLAN-Netzwerke ist ein Modem nach 802.11 b/g/n integriert.

Ebenfalls interessant sind die weiteren Schnittstellen: So ist nicht nur das brandneue Bluetooth 3.0 integriert, sondern auch ein vollwertiger HDMI-Anschluss, mit dem sich das Smartphone direkt an HD-Fernseher anschließen lässt, um Bilder, Videos oder Sound zu übertragen. Nokia verbaut 16 Gbyte internen Speicher, der sich per MicroSD-Speicherkarte noch um 32 GByte erweitern lässt. Genutzt wird dieser etwa von der 12-Megapixel-Kamera auf der Rückseite des Handys, die Optik kommt von Carl Zeiss.

Leider kann das Betriebssystem mit dieser High-End-Hardware kaum mithalten. Zwar setzt Nokia erstmals das Betriebssystem Symbian in der Version 3 ein, dieses kann aber nur schwer mit anderen modernen Systemen wie etwa Android mithalten. Größte Neuerung sind die drei anpassbaren virtuellen Bildschirme, zwischen denen der Nutzer mit einer Wischgeste wechseln kann - diese bietet die Konkurrenz allerdings auch.

Nokia N8 in der Praxis

Das Nokia N8 liegt gut in der Hand, das Handy ist gut ausbalanciert, auch das Gewicht ist angenehm. Der Bildschirm ist beeindruckend, was unter anderem dem verbauten AMOLED-Display liegt. Verglichen mit früheren Touchscreen-Geräten, etwa dem N97, ist das N8 deutlich schneller und reagiert flüssig auf die Eingaben der Nutzer. Auch die Kamera kann überzeugen, in Kombination mit dem verbaute Xenon-Blitz entstehen für ein Smartphone sehr gute Aufnahmen.

Leider kann Symbian teilweise nicht mithalten. Auch wenn das Smartphone eigentlich schnell genug wäre, ab und zu ist eine deutliche Verzögerung spürbar. Wechselt man vom Home-Screen in die Einstellungen, landet man außerdem im herkömmlichen Symbian-Menü. Dieses ist teilweise verschachtelt.

Das Nokia N8 besticht durch einen großen Touchscreen.
Foto: Nokia

Positiv ist dagegen Unterstützung für die verschiedenen Groupware-Systeme. Firmen können die eigenen Konten etwa per Exchange anbinden, für die private Nutzung wird etwa Yahoo, Googlemail, Windows Live oder der Nokia-Dienst Ovi unterstützt. Neue Applikationen lassen sich direkt installieren, etwa über die Desktop-Software. Zudem ist auf dem Smartphone der Ovi-Store installiert, Nokias Version eines Applikationsverzeichnis. Dieser beinhaltet zwar viele Applikationen, ist aber kein Vergleich mit den App-Stores von Apple oder Android.

Ein wahres Highlight ist die Navigationssoftware Ovi Karten. Nokia hat diese Navi-Lösung vor einigen Monaten komplett kostenlos zur Verfügung gestellt. Nutzer können damit in über 70 Ländern navigieren, reines Kartenmaterial steht sogar für die ganze Welt bereit. Die Lösung ist eine Onboard-Navigation, sprich das komplette Kartenmaterial lässt sich auf dem N8 installieren und steht dann auch ohne aktive Internetverbindung zur Verfügung. Das ist etwa im Ausland praktisch, da so hohe Roaming-Kosten vermieden werden.

Wer das N8 kaufen soll

Die verschiedenen Farbvarianten des Nokia N8.
Foto: Nokia

Das Nokia N8 hinterlässt im Test einen zwiespältigen Eindruck. Die Hardware ist überragend, kein anderes High-End-Smartphone bietet aktuell diese umfangreiche Kombination der verschiedenen Komponenten. Apple, HTC und alle anderen Hersteller von Geräten sollten sich ein Beispiel an Nokia nehmen. Anders dagegen die Software. Symbian, selbst in Version 3, kann lange nicht so begeistern wie Android, das neue Blackberry OS 6 oder iOS. Schade, dass sich Nokia nicht dazu durchgerungen hat, das N8 mit dem zum Mobile World Congress 2010 angekündigten Betriebssystem MeeGo auszustatten.

Bleibt die Frage, wer sich das N8 kaufen soll, dessen Preis laut Nokia bei 499 Euro liegt. Das ist für so ein hochwertiges Smartphone durchaus angemessen und etwa mit Geräten wie dem Blackberry Torch oder dem HTC Desire vergleichbar. Es liegt, trotz besserer Hardware, auch noch rund 200 Euro unter dem UVP des iPhone 4. Wer allerdings auf hochwertige Hardware Wert legt, eine ausgezeichnete und kostenlose Navigationssoftware möchte und auf die App-Fülle des iPhones verzichten kann, der sollte sich das Nokia N8 in jedem Fall ansehen.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass es sich beim Nokia N8 technisch um ein Smartphone der Spitzenklasse handelt - das es wegen seinem Betriebssystem leider nur ins obere Mittelfeld schafft.