Problem Sprachkenntnisse

Nur 30 Prozent suchen Fachkräfte im Ausland

11.03.2013 von Werner Kurzlechner
Als Hürden sehen Unternehmen vor allem Sprachbarrieren, Rechtsfragen, Einschätzung ausländischer Bildungsabschlüsse sowie den hohen Zeitaufwand.

Die IT-Branche hinkt in der internationalen Rekrutierung deutlich hinter der Wissenschaft hinterher. Das geht aus einer Umfrage der IHK Darmstadt gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Experimentelles Software-Engineering (IESE) in Kaiserslautern, dem Kompetenzzentrum Informatik Saarland sowie der Information Multimedia Communication AG (imc) aus Saarbrücken für das deutsche Software-Cluster hervor.

Die Erfahrungen der befragten Firmen mit der weltweiten Rekrutierung im Überblick.
Foto: Software-Cluster

Demnach planen sämtliche deutschen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen die weltweite Suche nach Spezialisten oder setzen sie bereits um. Bei den IT-Unternehmen gilt das hingegen nur für 30 Prozent. Für die Studie wurden die Antworten von 98 Unternehmen, überwiegend IT-Dienstleister mit weniger als 250 Mitarbeitern, sowie 17 wissenschaftlichen Einrichtungen mit einem Schwerpunkt in Forschung und Lehre ausgewertet.

Obwohl der Fokus der Untersuchung auf IT-Dienstleistern liegt, wirft die Studie auch aus CIO-Sicht ein aufschlussreiches Schlaglicht auf Hürden und Verbesserungspotenziale bei der Suche nach Fachkräften im Ausland. „Neben der Aus- und Weiterbildung einheimischer Fachkräfte ist die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften aus dem Ausland eine weitere Strategie, um das Fachkräfteangebot in der deutschen Softwarebranche zu vergrößern“, heißt es in der Studie – und das gilt ja ebenso für die Anwender.

Problem bei Verfügbarkeit fachlich passender Bewerber

Für Wissenschaft und Wirtschaft sei die Verfügbarkeit fachlich passender Bewerber der wichtigste Punkt für die Wahl des Rekrutierungslandes, gefolgt von Sprachkenntnissen in Englisch und Deutsch. Noch suchten Unternehmen überwiegend in Osteuropa nach Fachkräften. „Viele Befragte erwarten aber, dass sich dieser Schwerpunkt in Zukunft auf Länder im Süden Europas wie Spanien, Italien und Griechenland verlagern wird“, so die Studienautoren.

„Die größte und wachsende Nachfrage besteht nach Spezialisten mit spezifischen Fachkenntnissen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Beratung und Projektmanagement sowie Implementierung“, berichten die Autoren weiter. Führungskräfte und Manager sowie Dozenten und Professoren würden nur selten im Ausland gesucht.

Gesuchte Skills: Java, Oracle, SAP und Scrum

Die befragten Firmen nannten als spezifische IT-Kompetenzen mit besonders hohem Bedarf insbesondere Java, Webprogrammierung, php und Javascript sowie Oracle, SAP und Scrum. Neben diesen typischen Kompetenzanforderungen für Programmierung und Implementierung wurde auch Security häufiger genannt.

Als Rekrutierungskanäle nutzen Firmen vorwiegend die eigene Homepage, persönliche Netzwerke ausländischer Mitarbeitern, internationale Jobbörsen im Internet, Headhunter und Hochschulkontakte. Wenig genutzt werden Kontakte über deutsche Mitarbeiter im Ausland, Fachkonferenzen, Messen und Ausstellungen. „Überraschenderweise kommen spezialisierte Services wie die internationalen Vermittlungsservices der Europäischen Union (EURES-Netzwerk) und der Agentur für Arbeit, internationale Rekrutierungsmessen oder auch Rückholorganisationen wie German Scholarship kaum zum Einsatz“, heißt es in der Studie

Als Hürden bei der internationalen Rekrutierung sehen die Unternehmen vor allem Sprachbarrieren beim Arbeitnehmer, Unsicherheit bei Rechtsfragen und der Einschätzung ausländischer Bildungsabschlüsse sowie den hohen Zeitaufwand für die Rekrutierung.

Bessere Vermittlung von Kontakten gewünscht

Abhilfe könnten nach Einschätzung der Befragten Verbesserungen bei der Vermittlung von Kontakten zu ausländischen Hochschulen, der Anbahnung internationaler Projekte und der Rechtsberatung zur Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer schaffen. Auch beim internationalen Standortmarketing, bei den Eingliederungsservices der Kommunen, bei den gesetzlichen Bestimmungen und bei den Berufsperspektiven für den Ehepartner erkennen die Befragten Nachholbedarf.

Die Autoren mahnen vor diesem Hintergrund einen Ausbau der Service-Angebote an. So gelte es, den Rekrutierungsaufwand durch Best Practices zu reduzieren. Angeregt wird ferner, dass das Software-Cluster in Kooperation beispielsweise mit den Industrie- und Handelskammer sowie den Arbeitsagenturen die Beratung zu arbeitsrechtlichen Fragen ausbaut. Koordinierungsbüros sollten ferner ausländische Bildungsabschlüsse prüfen und die Firmen dazu informieren.

Beratungsangebote gefordert

Die Studie „IT-Fachkräfte international rekrutieren“ ist beim Software-Cluster erhältlich.