Kaum mobiler Einsatz

Nutzen von BI: Bauchgefühl statt Beweis

09.11.2011 von Christiane Pütter
Schnellere und genauere Reports gelten als Hauptziel von Business Intelligence. Die meisten CIOs überprüfen laut BARC allerdings nicht, ob sie es erreichen.

Bereits zum zehnten Mal haben die Würzburger Analysten von BARC (Business Application Research Center) eine Befragung zum Thema Business Intelligence (BI) durchgeführt. Teilnehmer der "The BI Survey 10" waren mehr als 2000 Anwender sowie rund 250 Berater und etwa 400 Anbieter. Das Fazit lässt sich grob umreißen: BI-Lösungen wird viel zugetraut - ob sie das auch einlösen, überprüfen Anwender jedoch selten.

Nur jeder fünfte IT-Entscheider lässt laut BARC-Studie messen, ob dank BI bessere Entscheidungen fallen.
Foto: AA+W - Fotolia.com

Konkret: Auf die Frage nach dem Nutzen von BI erklären die Studienteilnehmer, die Lösungen sorgten für schnelleres Reporting, für schnellere Analysen und schnellere Planung. Außerdem optimierten sie die Genauigkeit von Reports, Analysen und Planungen. Das führe insgesamt zu besseren Entscheidungen des Business.

Business Intelligence macht Mitarbeiter zufriedener - angeblich

Als weiterer Vorteil gilt verbesserte Datenqualität. Außerdem sorge BI für mehr Zufriedenheit bei Angestellten wie bei Kunden.

Als Mittel zur Kostensenkung gilt BI dagegen kaum. IT- oder andere Kosten zu sparen, rangiert auf den letzten beiden Plätzen einer Liste von insgesamt zwölf Punkten.

Soweit die Einschätzung der Befragten. Die Analysten wollten wissen, wie es um die Überprüfung dieser Erwartungen steht. Das Ergebnis legt nahe, dass ein Fakten-Check, sofern es einen gibt, vage aussieht.

Stichwort schnellere und genauere Reportings: 39 Prozent (Schnelligkeit) beziehungsweise 37 Prozent (Genauigkeit) der Befragten erklären das in ihrem Unternehmen für "bewiesen und quantifiziert". Jeweils 41 Prozent geben ebenfalls an, Schnelligkeit und Genauigkeit seien bewiesen - gleichzeitig erklären sie aber, diese Punkte gar nicht zu messen.

BI-Vorteile werden "informell vermutet"

Jeweils acht Prozent geben zu Protokoll, es gäbe diese Erwartungen an BI-Software, sie würden jedoch nicht verifiziert. Fünf Prozent (Schnelligkeit) beziehungsweise sieben Prozent (Genauigkeit) sprechen von "informellen Vermutungen".

Was die besseren Business-Entscheidungen angeht, sagt rund jeder Fünfte (21 Prozent), dieser Vorteil sei bewiesen und quantifiziert. Weit mehr Befragte, 38 Prozent nämlich, sprechen ebenfalls von Beweisen, wiederum aber ohne Messung. Jeweils 15 Prozent verifizieren diese Erwartung nicht beziehungsweise lassen es bei der informellen Vermutung.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Branchen Banken/Finanzdienstleister und Utilities liegen beim BI-Einsatz vorn. Die Befragten schätzen den Durchdringungsgrad auf 70 beziehungsweise 62 Prozent. Die Fertigungsindustrie kommt demnach auf 48 Prozent, Groß- und Einzelhandel auf 45 Prozent. Schlusslicht bildet die öffentliche Hand mit einem geschätzten Durchdringungsgrad von 24 Prozent.

Die Studienautoren wollten außerdem wissen, wie es um den Trend zu mobiler BI steht. Hier hat sie die schwache Nutzung selbst erstaunt. Laut ihren Zahlen greifen nur acht Prozent der Unternehmen von mobilen Endgeräten aus auf Reports zu.

Mobile BI noch schwach vertreten

Dazu sagt Analyst Barney Finucane: "Es wird derzeit viel über mobile BI geredet, deshalb überrascht die geringe tatsächliche Verbreitung vielleicht." Seine Erklärung: Hauptnutzer von BI seien "oft noch Büro-gebundene Mitarbeiter" wie Business-Analysten und Berichtersteller. Hinzu komme, dass "die vielleicht wichtigste Zielgruppe", das High Level Management, die mobile Technologie noch nicht in großem Umfang einsetze.

Allerdings wollen die Studienteilnehmer künftig stärker mit mobiler BI arbeiten. 22 Prozent geben an, mobile Lösungen binnen Jahresfrist einführen zu wollen.

Business Intelligence scheint vor allem an Betriebsinterna zu scheitern: Auf die Frage nach den größten Problemen von BI-Projekten nennen 20 Prozent der Befragten ihre Unternehmenspolitik. 16 Prozent führen Schwierigkeiten mit Datenqualität an und 15 Prozent "administrative Probleme".

Nach Angaben der Studienautoren handelt es sich bei "The BI Survey 10" um die größte Anwenderbefragung zu BI-Software weltweit. BARC beschäftigt sich seit 1994 mit diesem Thema.